Pestalozzi Zitate

Johann Heinrich Pestalozzi
AUSGEWÄHLTE KOSTBARKEITEN

Eltern und Kinder

Die häuslichen Freuden des Menschen sind die schönsten der Erde.
Und die Freude der Eltern über ihre Kinder ist die heiligste Freude der Menschheit …
Aber der Gottlose, der seine Kinder für nichts achtet, der Gottlose, dem sie eine Last
sind und eine Bürde …, stößt den besten Segen der Erde weg von sich mit Füßen.

Das, was Eltern die Kinder lehren können, ist und bleibt immer die Hauptsache fürs menschliche Leben.

Und so ist es Gottes Ordnung, daß alle Menschheit das Wichtigste, so sie nötig hat,
in ihrer Wohnstube lerne.

Der erste Unterricht des Kindes sei nie die Sache des Kopfes, er sei nie die Sache der Vernunft – er sei ewig die Sache der Sinne, er sei ewig die Sache des Herzens, die Sache der Mutter.

Von dem Augenblick an, da die Mutter das Kind auf den Schoß nimmt, unterrichtet sie es.
Sie will nicht unterrichten, sie will bloß ihr Kind beruhigen, sie will es beschäftigen; aber demungeachtet geht sie den hohen Gang der Natur in seiner reinsten Einfachheit, ohne daß es ihr bekannt ist, was diese durch sie tut. Und die Natur tut doch sehr viel durch sie; sie eröffnet dem Kinde auf diese Weise die Welt, sie bereitet es so zum Gebrauch seiner Sinne und zur frühen Entwicklung seiner Aufmerksamkeit und seines Anschauungsver-
mögens vor.

Das Geschenk der Sprache ist groß. Sie gibt dem Kind in einem Augenblicke, wozu die
Natur Jahrtausende brauchte, um es den Menschen zu geben.

Jede gute Menschenerziehung fordert, daß das Mutteraug in der Wohnstube täglich und stündlich jede Veränderung des Seelenzustandes ihres Kindes mit Sicherheit in seinem
Auge, auf seinem Munde und seiner Stirn lese.

Selbst Eltern vergessen oft, daß Menschen nicht bloß wie Hunde und Katzen durch die Furcht vor den Schlägen in der Ordnung gehalten werden müssen, sondern daß es viel besser ist, sie zu bewegen, aus freiem Willen, aus Dank und Liebe, aus eigenen Einsichten und um ihres eigenen Vorteils willen recht zu tun.

Wie komme ich dahin, Menschen zu lieben, Menschen zu trauen, Menschen zu danken, Menschen zu gehorchen? – Wie kommen die Gefühle, auf denen Menschenliebe, Menschendank und Menschenvertrauen wesentlich ruhen …, in meine Natur? Ich finde, daß sie hauptsächlich von dem Verhältnis ausgehen, das zwischen dem unmündigen Kinde und seiner Mutter statthat.

Der Keim aller Gefühle der Anhänglichkeit an Gott durch den Glauben ist in seinem Wesen der nämliche Keim, welcher die Anhänglichkeit des Unmündigen an seine Mutter erzeugte.

Das Kind kennt den Fußtritt der Mutter, es lächelt ihrem Schatten; wer ihr gleichsieht, den liebt es; ein Geschöpf, das der Mutter gleichsieht, ist ihm ein gutes Geschöpf. Es lächelt der Gestalt seiner Mutter, es lächelt der Menschengestalt. Wer der Mutter lieb ist, der ist ihm auch lieb; wer der Mutter in die Arme fällt, dem fällt es auch in die Arme; wen die Mutter küßt, den küßt es auch. Der Keim der Menschenliebe, der Keim der Bruderliebe ist in ihm entfaltet!

Das Brot, das mein Kind aus meiner Hand ißt, bildet sein Kindergefühl, und nicht sein
Staunen über mein Nachtwachen und mein Sorgen für seine spätern Jahre.

Im äußersten Elend verläßt kein Vater und keine Mutter ihr Kind, und die gegenseitigen Pflichten der Eltern und Kinder sind von einer Gattung, wo vom Recht und vom Zwingenkönnen eigentlich gar nicht die Rede sein soll.

Der Gedanke des Zwangs und der rechtlichen Schuldigkeit verträgt sich nicht mit der Naturliebe und dem Naturwillen, durch welchen Eltern ihren Kindern und Kinder ihren Eltern alles sind und alles sein sollen.

Erziehung

Alle reinen Segenskräfte der Menschheit sind nicht Gaben der Kunst und des Zufalls; im Innern der Natur aller Menschen liegen sie mit ihren Grundanlagen. Ihre Ausbildung ist allgemeines Bedürfnis der Menschheit.

Der Mensch wird nicht wie das Tier zu dem, was er sein und werden soll, geboren; er wird, was er werden soll, nicht von sich selbst, er wird es nur durch die Erhebung seiner Natur zur Wahrheit und Liebe.

Wo du die Erde der Natur überläßt, da trägt sie Unkraut und Disteln.

Allenthalben, wo man die Menschen wild aufwachsen und werden läßt, was sie von selbst werden, da ist Gerechtigkeit und Sicherheit in einem Staat ein bloßer Traum.

Kindersinn und Gehorsam ist nicht Resultat und späte Folge einer vollendeten Erziehung; sie müssen frühe und erste Grundlagen der Menschenbildung sein.

Wenn man Kinder nicht zur Arbeit, zum Mut, zur Überwindung ihrer Gelüste zieht, so werden sie im Alter leicht kummerhaft; hingegen wo sie von Jugend zur Anstrengung ihrer Kräfte, zum Angreifen dessen, was nötig, und zur Überwindung dessen, was nicht tunlich und nicht möglich, erzogen werden, da werden sie gewiß nicht leicht in den traurigen
Zustand eines kummerhaften Lebens hinabsinken.

Auch hierin mag eine gute Erziehung viel helfen, daß der Mensch seiner Lebhaftigkeit eher Meister und in seinen Empfindlichkeiten und Liebhabereien auch nicht so gar kindisch schwach wird wie übel erzogene Leute.

Mütter, Väter und Erzieher der Menschen! Wärme und Kühlung hält alles, was lebet.
Kühlung und Wärme richtig zu mischen ist das Geheimnis der physischen und sittlichen
Erziehung, und euere Weisheit bestehet darin, daß ihr eueren Boden und euere Pflanzen erforschet, in welchem Verhältnis ihr ihm Sonne scheinen lassen dürfet und in welchem Verhältnis er Nacht und Schatten und Kühlung und Regen bedarf.

Fast jedermann gibt bei der Erziehung seiner Kinder entweder der Kopfarbeit oder der Handarbeit oder den Herzensangelegenheiten so einen Vorzug, daß das Vorgezogene fast
alles wird, was die guten Kinder haben, was sie lieben und was sie bekommen … Aber alle diese Leute sind im Unrecht; der Mensch ersetzt sich mit dem Kopf das Herz und mit der Hand den Kopf nicht.

Unwille und Zorn macht unerzogene Kinder nicht gezogen, unverständige nicht verständig und liederliche nicht arbeitsam.

Es ist nichts in der Welt, das den Menschen so sehr niederschlägt und oft bis zur Sinnlosigkeit abschwächt wie das Gefühl fehlgeschlagener Kinder.

Wenn der Mensch seine Kinder auferzogen und so gut als möglich versorgt hat, so kann er Gott danken und soll mit Freuden seine Auflösung erwarten, wenn Gott will.

Ich mußte auf den erhabenen Grundsatz Jesu Christi bauen: Macht erst das Inwendige rein, damit auch das Äußere rein werde.

Menschlichkeit

Das Leben ist gut, und es ist Wonne und Glück, ein Mensch zu sein und auf der Erde zu wohnen.

Gott ist nahe, wo die Menschen einander Liebe zeigen.

Unmensch ist der Mensch ohne Gott und ohne Liebe.

Wenn du dem Armen hilfst, daß er wie ein Mensch leben kann, so zeigst du ihm Gott.

Es ist kein Gottesdienst und kein Menschendienst größer und edler als die Güte, die man gegen Menschen ausübt, welche, durch ihre Fehler verwirrt, durch ihre Schande erniedrigt,
durch ihre Strafe verwildert, wie die gefährlichsten Kranken zur Wiederherstellung ihrer gewaltsam zerstörten Natur und ihres verheerten Daseins mehr als alle andern Menschen Schonung, Menschlichkeit und Liebe nötig haben.

Die Folgen eines in Gegenwart schwacher und böser Menschen ausgesprochenen unvorsichtigen Wortes führen oft unglaublich weit.

Wer einen Menschen verderbt mit seiner Sünde, der ist ein Mörder.

Wer sich den blinden Trieben seines Fleisches und seines Blutes überläßt, der wird durch seine Irrtümer und Leidenschaften gefühllos wie die tote Natur.

Es ist der Menschennatur unwürdig, ihre Kräfte mißbrauchen zu lassen; aber es ist ihrer noch unwürdiger, sie zu mißbrauchen.

Zuviel Arbeit ist gewiß kein recht Leben.

Weisheit des Lebens

Recht sehen und hören ist der erste Schritt zur Weisheit des Lebens.

Die Anschauung ist das Fundament aller Kenntnisse.

Die Richtigkeit der Anschauung ist das eigentliche Fundament des richtigen Urteils.

Lerne deine Anschauungen ordnen und das Einfache vollenden, ehe du zu etwas Verwickeltem fortschreitest.

Torheit und Irrtum trägt in jedem Gewand den Samen seiner Vergänglichkeit und seiner Zerstörung in sich selbst, nur Wahrheit trägt in jeder Form den Samen des ewigen Lebens in sich selbst.

Die Furcht ist ein böser Ratgeber.

Unglücklicher kann nicht leicht jemand sein, als Menschen es werden, die in ihrem Zutrauen so leichtgläubig sind, daß sie, sobald sie an einem Menschen etwas Gutes, das sie anspricht, sehen, sogleich glauben, er sei überall gut, und in diesem Vertrauen sich gar leicht in die Arme eines jeden werfen.

Verachte die klein scheinende Kraft nicht; der Regentropfen, der von der Rinne fällt, durchlöchert den Felsen.

Wenn es nichts als Arbeit und Verdienst brauchte, die Armen glücklich zu machen, so würde bald geholfen sein. Aber das ist nicht so; bei Reichen und bei Armen muß das Herz in Ordnung sein, wenn sie glücklich sein sollen.

Ein jeder Mensch, der gar viel mehr wünscht, als er hat und vermag, ein jeder, der sich viel mehr einbildet, als er verdient, und viel mehr anmaßt, als wozu er das Recht hat, ist sicher immer auf einem bösen Weg zu Nervenkrankheiten, die ihm seine Sinne abschwächen und seinen Kopf verwirren können.

Der verständige und gesunde Mensch strebt mit Mut und Kräften dem entgegen, das er wünscht, und er überwindet seine Gelüste, wenn er sieht, daß es über seine Kräfte ist, sie zu befriedigen. Aber der Unverständige, Schwache und Verderbte und Ungesunde jammert nur über das, was er nicht hat, er seufzt über die Mühe, die es braucht, das, was er gerne hätte, nur halb zu erhalten, und wenn er dann das Halbe endlich erhält, befriedigt es ihn doch nicht, und so wird sein Leben zu einer anhaltenden Unruhe und zu einer beständigen Qual.

Der Mensch muß zu innerer Ruhe gebildet werden.

Ohne innere Ruhe wallt der Mensch auf wilden Wegen. Durst und Drang zu unmöglichen Fernen rauben ihm jeden Genuß des nahen gegenwärtigen Segens.

Lebenspflichten

So wie du viel weißt, kannst du viel raten, und so, wie du viel verstehst, kannst du vielen Menschen aus ihrer Not helfen.

Die Religion ruft den Menschen nicht ab von den Pflichten der Erde, sondern gibt ihm Kräfte, alles, was menschlich ist, bis auf den letzten Augenblick recht zu besorgen.

Die Liebe besteht nicht in Einbildungen und Worten, sondern in der Kraft der Menschen, die Last der Erde zu tragen, ihr Elend zu mindern und ihren Jammer zu heben.

Der Mensch, der alles hat, was er will, wird gar zu gern leichtsinnig, vergißt seines Gottes und tut nicht das, was ihm selbst das Nützlichste und Beste ist.

Freiheit, Recht, Gerechtigkeit

Die Quelle der Gerechtigkeit und alles Weltsegens, die Quelle der Liebe und des Brudersinns der Menschheit, diese beruht auf dem großen Gedanken der Religion, daß wir Kinder Gottes sind und daß der Glaube an diese Wahrheit der sichere Grund alles Weltsegens sei.

Das Menschenrecht in seiner heiligen Reinheit geht ewig nur aus der Wahrheit in der Liebe hervor, und ewig ist es eine göttliche Weisung des wahren Wegs, sein Recht unter den Menschen zu suchen. Stecke dein Schwert in die Scheide; denn alle, die das Schwert brauchen, werden mit dem Schwert umkommen.

Auch sonst gutmütige Menschen werden gar oft dadurch, daß sie lange und anhaltend
großes Unrecht leiden müssen, zu mißmutigen, rohen und erbitterten Menschen.

Im Sumpf des Elends wird der Mensch kein Mensch.

Wo immer Ungerechtigkeit herrscht, da hat das Volk keine Tugend, und wo immer das Volk keine Tugend hat, da herrscht Ungerechtigkeit.

Die Massengewalt irgendeiner Art vereinigter Menschenhaufen, die nicht auf die vorhergehende und gesicherte Individualveredlung der Kräfte unsrer Natur gebaut ist, ist in jedem Fall eine den Wohlstand und Segen unsres Geschlechts gefährdende Gewalt.

Die wahre Freiheit ist nie unverschämt, sie ist immer edelmütig, bescheiden und still.

Häuslichkeit

Oh, es ist ein heiliger Ort um die Wohnung des Menschen. Da kennt, da versteht man einander, da geht einem so alles ans Herz; da soll man einander lieb sein, wie man sonst
nirgend in der Welt einander lieb ist.

Der Mensch muß für sein Herz notwendig etwas wie einen Feuerherd haben, an dem es
für ihn immer warm ist.

Ein kleiner Himmel – das ist die Wohnstube allenthalben, wenn Vater und Mutter recht gute und liebe Leute sind und dann auch diesen kleinen Himmel so in Ordnung halten, daß Engel und Ehrenleute zu jeder Stunde hineingucken dürfen.

Die häuslichen Verhältnisse der Menschheit sind die ersten und vorzüglichsten Verhältnisse der Natur.

Natur

Frühling Gottes! Du erneuerst den Menschen wie den Boden des Felds.

Im Winter ist die Sonne dem Erdball wie ein Fremdling und wie ein Weib, das sein Antlitz verschleiert. Aber in deinen Tagen, holder Frühling, entschleiert die kommende Braut ihr Antlitz freundlich vor ihrem Geliebten, und die Sonne erscheint wie der Priester des Allerhöchsten, der die Erde segnet in seinem Tempel vor deinem Altar.

Frühling der Erde! Wer dich genießet, den machest du weise.

Frühling der Erde! Gib dem Menschen das Gefühl für die Lehren der weisen Natur, daß im Sommer ihres Lebens ihre Blüten nicht verwelken, ehe sie zu Früchten erwachsen, die in ihren herbstlichen Tagen erst reifen.

Holder Frühling! Du erweckest die gestorbene Erde ins Leben.

Sommer Gottes! Mit Flammen am Himmel bauest du allem, was lebet, sein Brot.

So schön bist du, Sommertag, auch in der Last deiner brennenden Hitze.

Sommerabend! Wer will dich beschreiben, wenn du am brennenden, luftleeren Tag endlich erscheinest? Alles, was atmet, freut sich deiner kühlenden Ankunft. Alles, was atmet, hat deiner vonnöten.

Lehre mich, Sommertag! Der Mensch, vom Staub der Erde gebildet, wachse und reife wie die Pflanze am Boden! Heiße Sommertage bilden seine vorzüglichsten Kräfte, und die Stürme seines kurzen Lebens reinigen ihm Kopf und Herz; aber ohne Kühlung und Schatten, ohne den nächtlichen Tau und den erquickenden Regen erschöpft die Hitze seines Tags ihn leicht, daß seine Kräfte schwinden.

Auch die Gewächse der Erden wachsen bei windstillen Tagen am stärksten, und unter allen Pflanzen der Erden mag der Mensch am wenigsten unbeschadet vielen Wind um sich her ertragen.

Tag des Sommers! Sei mir Bild der Auferziehung des Menschen!

Früher oder später, aber immer gewiß wird sich die Natur an allem Tun der
Menschen rächen, das wider sie selbst ist.

Gott

Glauben an Gott, Quelle alles reinen Vater- und Brudersinns der Menschheit – Quelle aller Gerechtigkeit.

Glauben an Gott, Quelle der Ruhe des Lebens – Ruhe des Lebens, Quelle innerer Ordnung – innere Ordnung, Quelle der unverwirrten Anwendung unserer Kräfte – Ordnung in der Anwendung unserer Kräfte, Quelle ihres Wachstumes und Bildung zur Weisheit – Weisheit, Quelle alles Menschensegens. Glauben an Gott, Quelle aller Weisheit und alles Segens und Bahn der Natur zur reinen Bildung der Menschheit.

Das Staunen des Weisen in den Tiefen der Schöpfung und sein Forschen in den
Abgründen des Schöpfers ist nicht Bildung der Menschheit zu diesem Glauben. In den Abgründen der Schöpfung kann sich der Forscher verlieren und in ihren Wassern kann er irre umhertreiben, ferne von der Quelle der unergründlichen Meere.

Gottes Vaterdasein in der Hütte der Menschen – Gott im Innersten meines Wesens – …
das ist die Bildung der Menschheit zu diesem Glauben.

Auch dein Haus, Mensch, und sein weisester Genuß beruhigt dich nicht immer. Gewalt und Grab und Tod ohne Gott zu leiden, hat deine sanft, gut und fühlend gebildete Natur keine Kräfte.

Gott – Vater deines Hauses, Quell deines Segens – Gott – dein Vater, in diesem Glauben
findest du Ruhe und Kraft und Weisheit, die keine Gewalt, kein Grab in dir erschüttert.

Ich sah viele fromme Arme auf ihrem Todbette, und ich habe nicht gefunden, daß einer
in dieser Stunde sich über seine Armut und über die Not seines Lebens beklagt hätte.
Alle, alle dankten Gott für die tausend Proben seiner Vatergüte, die sie in ihrem Leben
genossen hatten.

Wenn euch etwas Gutes begegnet, so denkt doch bei allem an Gott, der uns alles gibt.

Die Gefühle der Liebe, des Vertrauens, des Dankes und die Fertigkeiten des Gehorsams müssen in mir entwickelt sein, ehe ich sie auf Gott anwenden kann. Ich muß Menschen lieben, ich muß Menschen trauen, ich muß Menschen danken, ich muß Menschen gehorchen, ehe ich mich dahin erheben kann, Gott zu lieben, Gott zu danken, Gott zu vertrauen und Gott zu gehorchen.

Gott ist der Gott meiner Mutter, er ist der Gott meines Herzens … Mutter, Mutter! Wenn ich Gottes vergesse, so vergesse ich deiner … Wenn ich dich liebe, so liebe ich Gott … Wenn ich deiner vergesse, so vergesse ich Gott.

Glauben an meinen Vater, der Gottes Kind ist, ist Bildung meines Glaubens an Gott.

Gottesvergessenheit, Verkenntnis der Kinderverhältnisse der Menschheit gegen die Gottheit ist die Quelle, die alle Segenskraft der Sitten, der Erleuchtung und der Weisheit in aller Menschheit auflöst. Daher ist dieser verlorne Kindersinn der Menschheit gegen Gott das größte Unglück der Welt, indem es alle Vatererziehung Gottes unmöglich macht, und die Wiederherstellung dieses verlornen Kindersinns ist Erlösung der verlorenen Gotteskinder auf Erden.

Im reinen Kindersinn der Menschheit erhebt sich die Hoffnung des ewigen Lebens, und
reiner Glaube der Menschheit an Gott lebt nicht in seiner Kraft ohne diese Hoffnung.

Je mehr ich ihn liebe, den Ewigen, desto mehr hoffe ich ein ewiges Leben; und je mehr ich ihm vertraue, je mehr ich ihm danke, je mehr ich ihm folge, desto mehr wird mir der Glaube an seine ewige Güte zur Wahrheit.

Man muß Gott dankbar sein für alles Gute, das in der Welt ist.

Alle Kraft der Menschheit wirkt nur Segen durch ihren Glauben an die Gottheit.

Unglauben, Quelle der Zernichtung aller innern Bande der Gesellschaft.

Gott ist nicht ein Gott, dem Dummheit und Irrtum gefällt.

Je weiser der Mensch ist, desto mehr ist ihm Religion allgemeine Nahrung.

Wo wenig Religionsachtung beim Volk ist, da ist immer auch wenig Trost, wenig Unterstützung und wenig Teilnehmung an dem Leiden des Menschen.

Der Mensch läßt sich gewiß eher vom Stehlen und allem Bösen abhalten, wenn man ihm Liebe zeigt und ihn recht zum Glauben an den himmlischen Menschenvater hinlenkt, als wenn man das Land mit Galgen und Zuchthäusern voll macht.

Der fromme, christlich gläubige Mensch trägt ein sanftes, mildes, liebendes Herz in seiner Brust. Er sieht den Armen und Leidenden als sein Kind an, das er von Gottes wegen auf alle Weise zu erquicken und zu behelfen verpflichtet ist.

Was wir durch Gottes Gnade sind und durch sie aus uns selbst machen können, das reinigt, erhöht und veredelt alles, was wir besitzen; es macht den Reichtum, dessen Verderben uns zu Kindern der Welt macht, zu Mitteln der Kindschaft Gottes und alles Menschensegens, der aus ihrer Hand fließt.