Die Gemeinde des Reiches

„Ihr seid das Salz der Erde; Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem
Berge liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter. So leuchtet es allen, die im Hause sind.
So lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen
und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5, 13 ff).

11 Zuletzt, Brüder und Schwestern, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch
mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 12 Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen. 13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die
Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! 2. Korinther 13,11-13

Ich glaube, wir müssen noch weiter zurückgehen zum Vorbild der frühen Gemeinde.
Wir brauchen ein gemeinsames Leben in kleinen Gemeinschaften, in denen sich die Leute
wirklich umeinander kümmern. Søren Kierkegaard

Die Gemeinde kommt zu denen, die geistlich arm sind. Sie kommt zu denen, die um Christi willen alles aufgeben, auch ihre eigenen Ideen und Ansprüche. Das kann überall geschehen; wenn es geschieht, dann entsteht Einmütigkeit unter den Menschen. Sie besteht im Heiligen Geist. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, dorthin sendet Christus die Gemeinde – dort, wo jeder sich ganz und gar mit seinem Eigentum, seinem Vorrecht und seiner Macht um Christi willen aufgibt. J. Heinrich Arnold (1913–1982)

Jeder soll es sehen und jeder soll nach Hause laufen und sagen: Er habe Gottes Kinder
gesehen und die seien ungebrochen freundlich und heiter gewesen, weil die Zukunft Jesus heiße und weil die Liebe alles überwindet und Himmel und Erde eins wären und Leben und Tod sich vermählen und der Mensch ein neuer Mensch werde durch Jesus Christus.
Hanns Dieter Hüsch, Kabarettist

Bruderhof: Leben in Gemeinschaft
“Wir alle kennen die lange Einsamkeit, und wir haben gelernt, dass die einzige Lösung
die Liebe ist, und dass Liebe mit Gemeinschaft einhergeht.”
— Dorothy Day

Leben in Gemeinschaft
T.S. ELIOT (1888 – 1965) LYRIKER, DRAMATIKER UND KRITIKER
Was für ein Leben habt ihr, wenn ihr nicht gemeinsam lebt? Es gibt kein Leben, das nicht in Gemeinschaft ist, und keine Gemeinschaft, die nicht zum Lob Gottes gelebt wird.

Die Gemeinde soll die Posaune Gottes sein und nicht das Echo der Welt.

„Der Entschluss, lieber eine Minderheit mit eindeutiger Identität zu bleiben (als die Kirche
zu verweltlichen) ist die Voraussetzung für weltverändernde Wirksamkeit.“ R. Riesner

Entscheidend ist nicht die Größe der Stadt, sondern daß sie auf dem Berge liegt.
Dort wird sie zum Licht der ganzen Welt…
Die entscheidende Aufgabe der Kirche ist also, daß sie sich als Kontrastgesellschaft zur Welt aufbaut, als Herrschaftsraum Christi, in welchem die Bruderliebe Lebensgesetz ist. Gerade in­dem die Kirche das tut, begreift die heidnische Gesellschaft den Plan Gottes mit der Welt. Der Epheserbrief drückt das allerdings wieder mythisch aus: Den Mächten und Gewalten in den himmlischen Bereichen wird dann durch die Kirche die mannigfaltige Weisheit Gottes kund­gemacht ( 3. 10). Sagen wir ruhig: Gerade indem die Kirche von Christus her das ist, was sie sein soll, wächst sie von selbst
in die heidnische Ge­sellschaft hinein, kann Christus durch sie alles erfüllen.

Ist das richtig gesehen, dann haben wir im Epheserbrief in einer völlig anderen Terminologie und vor einem völlig anderen Denkhorizont so etwas ähnliches wie das Modell der Völkerwall­fahrt: das Volk Gottes wächst, ohne Mission zu betreiben, durch die Faszination, die es ausstrahlt, in die Gesellschaft hinein. Die Kirche ist dann ganz einfach wirkmächtiges Zeichen für die Ge­genwart des Heiles Gottes in der Welt.

Gerade weil die Kirche nicht für sich selbst. sondern ganz und ausschließlich für die Welt da ist, darf sie nicht zur Welt werden, sondern muß ihr eigenes Gesicht behalten. Falls sie ihre Konturen verliert, ihr Licht auslöscht und ihr Salz schal werden läßt, kann sie die übrige Gesellschaft nicht mehr verändern. Dann hilft keine missionarische Aktivität mehr; dann hilft kein noch so betriebsames gesellschaftliches Engage­ment nach außen hin mehr.

Was die Kirche zur göttlichen Kontrastgesellschaft macht, ist nicht selbsterworbene
Heiligkeit, sind nicht krampfhafte An­strengungen und moralische Leistungen, sondern die rettende Tat Gottes, der die Gottlosen rechtfertigt, der sich der Geschei­terten annimmt und sich mit den Schuldiggewordenen versöhnt. Erst in dieser geschenkten Versöhnung und im Wunder des ge­gen alle Erwartung neu gewonnenen Lebens blüht das auf, was hier mit Kontrastgesellschaft bezeichnet wird. Gemeint ist also nicht eine Kirche, in der es keine Schuld mehr gibt, sondern eine Kirche, in der aus erlassener Schuld unendli­che Hoffnung wächst. Gemeint ist nicht eine Kirche, in der es keine Spaltungen mehr gibt, sondern eine Kirche, die über alle Gräben hinweg zur Ver­söhnung findet. Gemeint ist nicht eine Kirche,
in der es keine Konflikte mehr gibt, sondern eine Kirche, in der Konflikte anders ausgetragen werden als in der übrigen Gesellschaft. Gemeint ist schließlich nicht eine Kirche, in der es kein Kreuz und keine Leidensgeschichten mehr gibt, sondern eine Kirche, die immer wieder Ostern feiern kann, weil sie zwar mit Christus stirbt, aber auch mit ihm aufersteht.

Als Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI) die Zukunft der Kirche prophezeit hat.
′′ Bald werden wir Priester haben, die auf die Rolle des Sozialarbeiters reduziert sind und die Botschaft des Glaubens auf politische Sicht reduziert wird. Alles wird verloren erscheinen, aber zur richtigen Zeit, in der dramatischsten Phase der Krise, wird die Kirche wiedergeboren werden. Sie wird kleiner, ärmer, fast katakumbal, aber auch heiliger sein.
Denn es wird nicht mehr die Kirche derjenigen sein, die die Welt mögen wollen, sondern die Kirche der Gottes treuen und ihr ewiges Gesetz. Die Wiedergeburt wird das Werk einer kleinen Pause sein, die anscheinend unbedeutend, aber unbezähmt ist, die durch einen Reinigungsprozess verlaufen ist. Denn so ist es, wie Gott es macht. Gegen das Böse hält
ein kleines Rudel aus.“ JOSEPH RATZINGER

Die Kirche: Vielleicht müssen wir von den volkskirchlichen Ideen Abschied nehmen.
Möglicherweise steht uns eine anders geartete, neue Epoche der Kirchengeschichte bevor, in der das Christentum eher wieder im Senfkorn-Zeichen stehen wird, in scheinbar bedeutungslosen, geringen Gruppen, die aber doch intensiv gegen das Böse anleben und das
Gute in die Welt hineintragen … Die katholische Kirche hat immer noch eine Provokationsmacht, sie ist Stachel und Widerspruch, oder wie der heilige Paulus es ausdrückt,
ist Skandalon, ist Stolperstein. Joseph Ratzinger

Warum gemeinsames Leben? von Eberhard Arnold
Warum ich mich entschieden habe, in Armut zu leben
Leben in Gemeinschaft
Die sichtbare Gemeinde von Dietrich Bonhoeffer
Peter Janssens – Kirche Wofür (1970)
Die Predigt eines „Obdachlosen“
Das hohe Lied der Liebe (1. Korinther 13) | 5.7.1
ST. MARTINI KIRCHE (BREMEN STADT) – Über die Arbeit im Reich Gottes
Morgentau – REVIVAL TIMES | Widerstand gegen Erweckung | Peter Wenz
Ist die Entrückung VOR oder AUS der Drangsal ? – Roger Liebi

Predigt vom 19.03.2023 – Über Grundlegendes in der Gemeinde des Herrn
Es sind Unterschiede in den Begabungen, aber derselbe Geist; es sind auch Unterschiede in den Dienstleistungen und doch der gleiche Herr, und es sind auch Unterschiede in den Kraftwirkungen, aber es ist der gleiche Gott, der alles in allen wirkt. Es wird aber jedem die Offenbarung des Geistes in der Weise gegeben, dass sie dem Ganzen frommt…Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit und wenn ein Glied verherrlicht wird, freuen sich alle Glieder mit. So aber seid ihr der Leib Christi und miteinander seine Glieder. 1. Korinther 12, 4-27.

Der Lohn der Nachfolge
(Mk 10,28-31; Lk 18,28-30)
Gottesdienst am 10.03.2024 – Hiram von Tyrus – Über die Mitarbeit im Reich Gottes
Matthäus 19,27 Da fing Petrus an und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen
und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben? 28 Jesus aber sprach zu ihnen:
Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt,
wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf
zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels. 29 Und wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlässt um meines Namens
willen, der wird’s hundertfach empfangen und das ewige Leben ererben.
30 Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein.

1. Korinther 15,58 Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt
immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wißt, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in
dem Herrn.

Warum gemeinsames Leben? von Eberhard Arnold
Wir leben in Gemeinschaft und wir arbeiten in Gemeinschaft. Es ist für uns eine unausweichliche Notwendigkeit, dass wir dieses gemeinsame Leben als bestimmend für alles, was wir tun und denken, durchsetzen müssen. Keine Absicht, Bemühung oder Anstrengung unsererseits ist ausschlaggebend gewesen, dass wir diesen Weg eingeschlagen
haben. Uns ist vielmehr eine Gewissheit gegeben worden, die aus der letzten Quelle
aller Notwendigkeiten stammt, aus jener einzigen Quelle, die alle Not umwandeln kann.
Sie nimmt die Not, so wie sie ist und beweist sich ihr gegenüber als Kraft, die größer ist
als die Not. Wir bekennen: Diese Kraftquelle ist Gott. Wir müssen in Gemeinschaft
leben, weil alles von Gott geschaffene Leben zusammenwirkt und auf Gemeinschaft
ausgerichtet ist:
Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war:
Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Mahl des Herrn, und sie beteten gemeinsam. Alle Menschen in Jerusalem wurden von ehrfürchtiger Scheu ergriffen; denn Gott ließ durch die Apostel viele zum Staunen erregende Wunder geschehen. Alle, die zum Glauben gekommen waren, bildeten eine enge Gemeinschaft und taten ihren ganzen Besitz zusammen. Sie verkauften Grundstücke und Wertgegenstände und verteilten den Erlös unter die Bedürftigen in der Gemeinde.
Tag für Tag versammelten sie sich einmütig im Tempel, und in ihren Häusern hielten sie das Mahl des Herrn und aßen gemeinsam, mit jubelnder Freude und reinem Herzen. Sie priesen Gott und wurden vom ganzen Volk geachtet. Der Herr aber führte ihnen jeden Tag weitere Menschen zu, die gerettet werden sollten. (Apostelgeschichte 2, 42-47)

Leben in Gemeinschaft, heißt leben im Geist von Eberhard Arnold
Wir bekennen uns zu Jesus und dem Urchristentum, weil man sich dort dem äußeren
Menschen ebenso wie der inneren Not gewidmet hat, weil man dort niemals Körper und
Erde missachtet und sich doch um Seele und Geist gekümmert hat. Auf die Frage nach der zukünftigen Gerechtigkeit verwies Jesus als Antwort auf sein Tun: kranke Körper wurden geheilt, Menschen aus dem Grab wurden lebendig gemacht, teuflische Mächte wurden aus gequälten Leibern vertrieben und den ärmsten Menschen wurde die Nachricht der Freude gebracht. Diese Nachricht bedeutet, dass das unsichtbare Reich der Zukunft nahe ist und dass es jetzt schon verwirklicht wird, dass Gott Mensch wird, dass Gott Fleisch wird, und dass schließlich und endlich die Erde ganz für Gott gewonnen wird.
Es geht ums Ganze. Die Liebe Gottes kennt keine Grenze und weicht vor keiner Schranke. Deshalb macht Jesus weder vor Theologie noch vor Moral, weder vor Staat noch vor Eigentum halt. Dem reichen jungen Mann, den er gern hatte, sah er ins Herz: „Es fehlt dir nur das Eine: Verkaufe alles, was du hast, gib es den Armen und komm‘ mit mir!“ (Lukas 18:22)
Privatbesitz, Einzelvermögen und Vorrechte können ausschließlich durch diese Kraft des verbindenden Geistes überwunden werden. Die Hindernisse, die der Liebe im Weg stehen, können nur durch den Geistesaufbau des Gemeindekreises beseitigt werden. Hier geht es um Innerstes, um Lebendiges. Geist ist wehender Geist. Er ist niemals starres Gerüst wie
Eisen oder Stein.

MICHAELA PUZICHA OSB, DEUTSCHE BENEDIKTINERIN,
THEOLOGIN UND KIRCHENHISTORIKERIN
Der Geist ist keine Einzelgabe für starke Individuen,
er erschließt sich in der Gemeinschaft.

Fasziniert von der Urgemeinde
Wir können nicht sagen, die Gemeinde ist hier oder sie ist dort. Die Gemeinde kommt zu denen, die geistlich arm sind. Sie kommt zu denen, die um Christi willen alles aufgeben, auch ihre eigenen Ideen und Ansprüche. Das kann überall geschehen; wenn es geschieht, dann entsteht Einmütigkeit unter den Menschen. Die Urchristen waren davon überzeugt, dass die Gemeinde bereits vor der Schöpfung da war. Sie besteht im Heiligen Geist.
Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, dorthin sendet Christus die Gemeinde – dort, wo jeder sich ganz und gar mit seinem Eigentum, seinem Vorrecht und seiner Macht um Christi willen aufgibt. Heinrich Arnold (1913–1982)

Nichts verbindet und vereinigt Menschen so tief wie die gleiche Hoffnung, der gleiche
Glaube, die gleiche Freude und Erwartung. Wo wahre Erwartung lebendig ist, da werden
Menschen zueinander hingezogen. Der sie verbindende Glaube führt zu Gemeinschaft,
so dass sie einander stärken und ermutigen können. Für Gott einzustehen hat immer
eine vereinigende Kraft. Mögen wir mit allen denen, die Gottes Reich erwarten,
zusammengeführt werden. J. Heinrich Arnold (1913–1982)

Es wird berichtet (Apg.4), dass die Jünger der Urgemeinde ein Herz und eine Seele waren. Auch ohne organisierte Körperschaft waren sie doch ein Herz und eine Seele. Sie waren von dem Geist bewegt, der von oben kommt. Durch diese Bewegung geschah es, dass sie alles gemeinsam hielten und niemand etwas sein eigen nannte. Dabei handelte es sich nicht um ein starres Gesetz, nicht um organisierten Kommunismus nein, es ging um
bewegte Herzen. Heinrich Arnold (1913–1982)

Kleine Gnadenakte – Die Entstehung einer Gemeinschaft
Die Gerufenen konnten nicht mehr verborgen bleiben, sie waren das Licht, das leuchten muss, die Stadt auf dem Berge, die gesehen werden muss. Über ihrer Gemeinschaft stand sichtbar das Kreuz und Leiden Jesu Christi. Um seiner Gemeinschaft willen mussten die Jünger alles aufgeben, mussten sie leiden und verfolgt werden, und doch empfingen sie gerade unter Verfolgungen in seiner Gemeinschaft sichtbar wieder, was sie verloren,
Brüder und Schwestern, Äcker und Häuser. Die Gemeinde der Nachfolgenden
war offenbar vor der Welt. Dietrich Bonhoeffer

Unser Ziel ist es, als Nachfolger Jesu zu leben – alles aufzugeben für das Reich Gottes.
Wir wollen Zeugen sein, Leute, die nicht sich selbst verkünden, sondern Christus.
—Eberhard Arnold, Mitbegründer des Bruderhofs

Der Rangstreit der Jünger
Math 18. 1-5 In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist denn im
Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte:
Amen, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen. Wer sich so klein macht wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt,
der nimmt mich auf. Amen

Kindlicher Glaube und kindliches Vertrauen sind Jesus so wichtig, das er sogar sagt “ wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder“ dann kommt ihr nicht in das Himmelreich… also, nicht kindisch, sondern kindlich glauben… Lassen wir uns von Jesus an die Hand nehmen und vertrauen wir ihm blind…wie ein kleines Kind…Amen 😍

Kirche als Gemeinschaft
Ein Leben für das Reich Gottes führt zu Gemeinde: zu jener Gemeinschaft, deren Wesen
Kirche ist. Gott möchte ein Volk auf Erden sammeln, dessen Mitglieder seiner neuen
Schöpfung angehören. Er ruft sie heraus, damit sie eine neue Gesellschaft bilden,
in der Gerechtigkeit und Friede real werden.

Wir sind eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, unverheiratet und verheiratet,
die von Christus gerufen sind, ihm gemeinsam nachzufolgen, indem wir im Geiste der
Jerusalemer Urgemeinde zusammen leben. Dieser Berufung wollen wir unser ganzes
Leben lang treu bleiben. Dafür entsagen wir freudig allem Privatbesitz, allen persönlichen
Ansprüchen, allen weltlichen Bindungen und Ehren. Unsere Berufung ist ein Leben im Dienst an Gott und der Menschheit, indem wir freiwillig unsere gesamte Arbeitskraft
und alles, was wir sind und haben, bereit sind zu geben.

Gemeinschaft in Christus ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Jeder Versuch, sie aus
eigener Anstrengung zu erzwingen, erzeugt nur eine enttäuschende Karikatur.

Ohne Hilfe von oben bleiben wir Menschen selbstsüchtig und zerstritten, unfähig zu einem gemeinsamen Leben. So erweisen sich selbst unsere besten Vorsätze und Bemühungen als unnütz, wie Jesus uns sagt: „Denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“
Wir bleiben Sünder, gänzlich der Gnade bedürftig.

Unsere Gemeinschaft ist nur ein kleiner Teil der universalen Gemeinschaft der Gläubigen. Diese Gemeinschaft – die Kirche – besteht aus allen, die Christus angehören, und bildet
seinen Leib. Sie ist seine Braut, für ihn alleine bestimmt. Sie kann mit keiner menschlichen Institution oder Gruppe gleichgesetzt werden. Wie die frühen Christen bezeugen, ist sie ein Werk Gottes und nicht der Menschen. Seit Beginn der Schöpfung ist sie eingesetzt und
umfasst die Apostel, Propheten, Märtyrer und Gläubigen aller Zeiten, die bei Gott sind als „Wolke der Zeugen“ aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern.

Christus ist das Haupt dieser Kirche. So wie ein Weinstock viele Reben ernährt, verbindet
er die verschiedenen Scharen seiner Nachfolger hier auf Erden und stattet sie aus mit
seiner Vollmacht, mit der Einheit in ihm und mit seinem Auftrag.

Die sichtbare Gemeinde von Dietrich Bonhoeffer
Eine Wahrheit, eine Lehre, eine Religion braucht keinen eigenen Raum. Sie ist leiblos.
Sie wird gehört, gelernt, begriffen. Das ist alles. Aber der menschgewordene Sohn Gottes braucht nicht nur Ohren oder auch Herzen, sondern er braucht leibhaftige Menschen,
die ihm nachfolgen. Dietrich Bonhoeffer

Gemeinschaftsleben in der Kirchengeschichte von Eberhard Arnold
Wir müssen in Gemeinschaft leben, weil der gleiche Geist, der seit den Zeiten der
biblischen Propheten und der ersten Christen immer wieder Menschen zum Gemeinschaftsleben gesammelt hat, auch uns dazu drängt.

Der Mensch ist unglücklich allein mit sich selbst.
Es gehört der andere Mensch dazu,
es gehört die Gemeinschaft dazu;
es gehört die Welt dazu und der Dienst an ihr –
und es gehört das Ewige dazu.
Nein – der Ewige.
Alfred Delp SJ (1907 – hingerichtet 2. Februar 1945 )

Wir haben immer etwas beizutragen, und seien es auch nur das Scherflein der Witwe oder die fünf Brote und zwei Fische des kleinen Jungen. Archbishop Angaelos

Überlass Gott die schweren Sachen Andacht 16.08.2019
Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm
bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun. Johannes 15,5 (NGÜ)

Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, ist, Gott die schweren Sachen zu überlassen. Zu oft sehen wir, was in unserem Leben nicht gelingt, und versuchen es aus eigener Kraft zu korrigieren. Aber das wird nie reichen. Jesus hat in Johannes 15,5 gesagt:
„Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Wir versuchen oft unabhängig zu sein. Dabei sind wir auf Gottes Gnade und seine Befähigung angewiesen, um das zu tun, was wir tun müssen. Unser Wille und unsere Entschlossenheit bringen uns vielleicht am Anfang voran,
aber mittendrin kommen sie uns dann abhanden und wir stecken fest.

Wo Christus herrscht, werden ganz real alle politischen, alle sozialen, alle pädagogischen, alle menschlichen Fragen gelöst. Diesen Realismus der Urchristen können die
wenigsten heute begreifen. Deshalb soll das Wort Christi verleiblicht werden in der
Gemeinde. Weil bloße Worte von der Zukunft Gottes heute in den Ohren verklingen, muss gehandelt werden, es muss etwas geschaffen, etwas gestaltet werden, woran kein Mensch vorübergehen kann. Das ist die Verleiblichung, die Körperhaftigkeit. Christus ist das Erste dieses Geheimnisses. Eberhard Arnold, Botschaftsbelagerung

-from “Signs of Life: 40 Catholic Customs and Their Biblical Roots”
Signs of Life: 40 Catholic Customs and Their Biblical Roots

Ohne prophetische Weisung wird ein Volk zügellos. Wie glücklich ist ein Volk,
das auf Gottes Gesetz hört!
Sprüche 29,18 (GNB)

Wenn das Reich Gottes ebenso Gegenwart wie Zukunft ist, so muss den Glaubenden
jetzt ein Leben gegeben werden, das dem zukünftigen Reich Gottes wirklich entspricht.
Ebenso entspricht es dann dem historischen Leben Jesu Christi. Wir müssen einig werden mit seinem Leben und seiner Zukunft, indem wir jetzt so leben, wie das Reich Gottes in
Zukunft in Erscheinung treten wird. Eberhard Arnold

In Gemeinschaft leben: Warum eigentlich? von Merrill Mow
Der Geist Gottes ist ein Geist der Einheit und nicht der Uneinigkeit. Deswegen müssen wir mit Entschiedenheit alles überwinden das zur Zwietracht zwischen Menschen und Gruppen führt. Was trennt Menschen voneinander? Wenn man irgendetwas mehr liebt
als Gott. Wenn ich meine Aufgabe, meinen Job, mein künstlerisches Talent, mein Studium, meinen Besitz oder meine Position zu einer Barriere zwischen mir und meinen Mitmenschen werden lasse und damit auch zur Barriere zwischen Gott und mir.

Jesu Worte rufen in aller Klarheit immer wieder dazu auf alles abzubrechen und aufzugeben was uns von Gott trennt. Genau aus diesem Grund lebte die Urgemeinde in Jerusalem in völliger Lebensgemeinschaft.

Ein Leben in Gütergemeinschaft kann in sich selbst weder ein christliches Leben noch ein Leben in Einheit hervorbringen. Es ist einfach nur das Ergebnis wenn Menschen sich dem Willen Gottes unterordnen, dann ist es ein Geschenk Gottes. Es gibt in der
Geschichte der Völker unzählige Gemeinschaftsversuche, die bald auseinanderbrachen oder hart und gesetzlich wurden, ganz einfach weil ihnen der Glaube fehlte oder weil sie dachten, dass Gütergemeinschaft ihnen ein gutes Leben garantiert. Gütergemeinschaft ist nur eine Frucht, aber eine notwendige Frucht. Man kann fragen, was denn eigentlich Einheit ist? Geht Einheit noch weiter als das völlige Teilen aller Dinge? Die Antwort ist: JA. Die Gemeinde tut etwas höchst unpraktisches: sie wartet ganz einfach mit anstehenden Entscheidung bis sie sich sicher ist, was Gottes Wille in einem solchen Fall ist.
Und Gottes Wille kann in jeder Situation nur klar werden, wenn die verbindlichen
Mitglieder einer Gemeinschaft darin übereinstimmen.

In einer Gemeinde sollte es niemals eine unglückliche Minderheit geben. Zu oft überrollt der demokratische Prozess der Mehrheitsfindung die prophetische Stimme Gottes.
Diejenigen, denen es um Macht und Einfluss geht, schaffen es normalerweise eine Mehrheit auf ihre Seite zu bekommen, egal ob es um etwas Gutes oder Schlechtes geht, und damit die Minderheit zu überstimmen. Das einzige Hilfsmittel dagegen ist ein Leben der Einheit im Geist Jesu. Wenn eine Gruppe von Christen wirklich in Christi Namen zusammen ist, dann müssen sie glauben, dass Christus ihnen auch ein einiges klares Verständnis darüber schenken wird, wie sie in einer besonderen Situation handeln sollen.

Es ist wichtig die Wunden einer kranken Gesellschaft zu verbinden,
wirklich wichtig ist es jedoch die Wurzel des Übels anzupacken.
Eine ganz neue Gesellschaft, die im Geist Christi lebt, ist die einzige
wirkliche und bleibende relevante Antwort.
Merrill Mow

Was ist die Gemeinde? von J. Heinrich Arnold
Die Menschheit ist gequält und zerrissen; das ist uns bewusst. Zum Teil ist es die Einsamkeit der Menschen, die nur durch die Erfahrung lebendiger Gemeinde überwunden werden kann. Gemeinde ist nicht identisch mit irgendeiner bestimmten Gruppe oder Organisation. Aber sie ist da: Sie lebt, und sie kommt dort herab, wo Menschen sie gemeinsam in Demut suchen. Wenn Gott in das Innerste unseres Herzens spricht, und Einsamkeit und Entzweiung überwunden werden, dann erleben wir innere Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern.

Peter Riedemann, ein Täufer aus dem 16. Jahrhundert, vergleicht die Versammlung der Gläubigen in der Gemeinde mit einer Laterne. Eine Laterne ist unbrauchbar, wenn kein Licht darin ist. Das gilt auch für eine Glaubensgemeinschaft. Sie kann alle Güter gemeinsam halten und ohne jegliches Privateigentum die gegenseitige Liebe und völlige Gemeinschaft praktizieren — das ist noch keine Garantie, dass sie lebendig ist.
Die Gemeinde ist ein Geschenk Gottes. Sie kommt zu den geistlich Armen und wird vom Heiligen Geist vereinigt und belebt.

Eine wahre Gemeinschaft kann nicht einen einzigen Tag bestehen ohne die Gabe dieses Geistes. Deswegen erwarten wir immer wieder – in jedem Beisammensein, im gemeinsamen Schweigen oder im gemeinsamen Singen – diese Gabe, die Gott uns angeboten hat.

Es kommt nicht darauf an, dass man in asketischer Verleugnung aufhört zu essen und zu trinken. Entscheidend ist die Bereitschaft, dass man den Zeichen der Zeit entsprechend jetzt schon so lebt, wie das Reich Gottes sein wird. Eberhard Arnold

Das Gebet darf niemals die Arbeit im Reiche Gottes und in seiner Gemeinde verdrängen. Wenn wir Gott ernsthaft bitten, dass sein Wille auf der Erde Tat wird, dass sein Charakter in Werken offenbar wird, dass seine Herrschaft die Menschen zu Einheit, Gerechtigkeit und Liebe führen soll, so wird unser Leben Arbeit sein. Eberhard Arnold

Je älter ich werde, desto unwichtiger erscheint mir der Bruderhof. Wesentlich ist, dass es die betende Gemeinde Gottes auf dieser Erde gibt. Dazu wollen wir unser Leben hergeben, dafür wollen wir leben. Die Menschen von heute brauchen keine langen Predigten.
Der Weg der Nachfolge muss ihnen praktisch vorgelebt werden. Unsere Zeit braucht ein greifbares Beispiel dafür, dass Gott stärker ist als Hass, Not, Sünde und Uneinigkeit.
In dieser Weltstunde der Not und Verzweiflung ist also nichts wichtiger als in brüderlicher Einheit und Liebe zu leben.

Gemeinschaft als Antwort auf soziale und politische Probleme von Eberhard Arnold
Wir können nicht ohne Weiteres mit den politischen Verbänden, die mit uns für den
Frieden, für die Beseitigung des Privateigentums und für die Gemeinschaft aller Güter eintreten, ihren Kampf führen, so wie er der Wesensart dieser großen Verbände entspricht.
Diese politischen Bestrebungen, die sich auf die Verantwortung der großen Öffentlichkeit gegenüber beziehen, sind in ihrer Kampfart ungemeinschaftliche Bemühungen und können nicht zur Gemeinschaft aller Menschen und zum öffentlichen Wohl aller führen.
Ihnen fehlt bei allem guten Willen die Kraft und die Möglichkeit, statt einer zerrütteten
Gesellschaft eine organische, lebendige Gemeinschaft aufzubauen. Sie können den Besitztrieb des begehrlichen Willens nicht überwinden, wie die Geschichte aller dieser Bewegungen zeigt.

Der eine Herr und die Einigkeit unter Christen von Christoph Friedrich Blumhardt
Es ist so schwer, Einigkeit herzustellen unter den Menschen, auch in der Christenheit. Das Volk Jesu Christi soll ein einiges Volk unter dem einigen König sein. Aber es ist so selten möglich, dass Menschen miteinander Gott dienen. Einer allein würde schon seinem Herrn dienen, und der andere allein auch; sobald es aber mehrere sind, schauen sie aufeinander, und in Neid und Eifersucht drehen sich ihre Gedanken um sich selbst und um ihre Brüder, und von dem Herrn schauen sie weg. Auch in den Kirchen ist es leider so; sie beschäftigen sich zuviel mit sich und mit ihren Besonderheiten; es bilden sich verschiedene Traditionen, und schließlich rechnet man die Traditionen zur Religion und trennt sich noch mehr und vergisst den gemeinsamen Herrn. Wieviel Eifersüchtelei erschwert auch in christlichen Anstalten das Leben! Man muss so viele Rücksichten nehmen und Verbeugungen machen, um nur hier und da nicht anzustoßen.

Demgegenüber ist es eine wahre Wohltat, wenn Gott wieder den Heiland in den Vordergrund schiebt als den einigen König. Da soll jeder einzelne lernen und sagen: Ich diene dem König, und von dem anderen denken: Er dient auch dem König. Da werden alle Unterschiede in unseren religiösen Traditionen Nebensache; jeder kann bei seinen Traditionen bleiben, wenn er nur ein Herz hat für den König und bereit ist, ihm zu dienen. Gott will, dass wir Christen heute untereinander Frieden haben, auch konfessionellen Frieden. Löst eure Gitter auf, reißt eure Zäune ein; habt Frieden und dienet dem einen Gott und dem einen Herrn!

Wie stehen wir zur Bergpredigt Jesu? von Jürgen Moltmann
Aus der Einführung in Eberhard Arnolds „Salz und Licht: Über die Bergpredigt“
Diese Frage am Anfang des Buches stellt sich jeder Generation aufs Neue, und jede Generation muss ihre eigene Antwort auf den Ruf Jesu geben. Aber es gibt eine tiefe Gemeinschaft durch die Zeiten hindurch, die Gemeinschaft der Menschen, die sich der Kraft und dem Anspruch der Bergpredigt vorbehaltlos stellen und zur unbedingten Nachfolge bereit sind. In dieser Gemeinschaft der Jünger durch die Jahrhunderte hindurch sprechen zu uns heute die Waldenser und die Hussiten, die Täufer und die Hutterischen Brüder, die Mennoniten und die Quäker und auch Eberhard Arnold von der Bruderhof-Gemeinschaft, die von 1920 bis zur gewaltsamen Schließung durch die Gestapo 1937 in der Rhön bestand. Auf dem Weg Jesu fallen die Zeitabstände dahin: Die Brüder und Schwestern, die vor uns waren, sprechen zu uns als wären sie gegenwärtig – und sie sind es auch, wenn wir ihre Stimmen hören und aus ihren Stimmen die Stimme Jesu vernehmen.
Als ich diese Bergpredigtauslegungen von Eberhard Arnold las und mir das gemeinsame Leben der kleinen Gemeinschaft auf dem einsamen Bruderhof in der Rhön vorstellte, wurde mir plötzlich deutlich, was zusammengehört und niemals getrenntwerden darf: die Bergpredigt und die bedingungslose Nachfolge, die Nachfolge und das gemeinsame Leben der Jünger, die geschwisterliche Gemeinschaft und die reale Erwartung des Reiches Gottes, das auf diese Erde kommt.
Eberhard Arnold zeigt uns, dass die Bergpredigt kein neues Gesetz der Moral ist, sond. Zeugnis und Mitteilung der Kraft des kommenden Reiches und des wahren Lebens.
Vor den neuen Geboten stehen die Seligpreisungen. Jesus erfüllt unser Herz mit den
Kräften des Geistes Gottes, bevor er uns unter das Gebot der Nachfolge stellt.
Darum zeigt Eberhard Arnold uns auch, dass die konsequente Nachfolge kein Ideal
und auch keine Qual, sondern eine Selbstverständlichkeit in der Gemeinschaft Jesu ist.
In der Gemeinschaft Jesu wird das Leben klar, einfach, entschieden und unbedingt.
Die vielen Zweifel und Kompromisse, die Halbwahrheiten und Halbherzigkeiten
verschwinden. So wie man Gott nur mit ganzem Herzen und allen Kräften lieben kann,
so kann man auch Jesus nur ganz und ungeteilt nachfolgen, oder man folgt ihm nicht nach.
Eberhard Arnold zeigt uns weiter, dass Nachfolge und gemeinsames Leben unzertrennlich zusammengehören. Aus gemeinsamem Leben schöpfen wir die Kräfte für die Nachfolge und den damit verbundenen Widerstand. In der Nachfolge finden wir die Brüder und Schwestern des gemeinsamen Lebens. Die Bruderhof-Gemeinschaft hat das bewiesen.
Ich frage mich, was die Volkskirche, in der wir noch versuchen, das christliche Leben
zu führen, von solchen konsequenten christlichen Gemeinschaften lernen kann.
Zuerst einmal müssen die alten Vorurteile und Ketzerurteile beseitigt werden:
Die geschwisterlichen Gemeinschaften der Mennoniten und der Hutterer waren und sind weder Schwärmer noch Sektierer, sondern echte christliche Gemeinschaften. Gewiss stellen sie das Leben der Christen in den Volkskirchen kritisch in Frage. Die Antwort kann aber nur darin bestehen, dass man anfängt, von ihnen zu lernen. Darum habe ich mich gefragt: Wie können aus unseren Kirchengemeinden Gemeinschaften des Glaubens und des Lebens werden? Ich glaube, dass dies der Weg in die Zukunft der Evangelischen Kirche ist, und ich sehe, wie immer mehr Menschen in diese Richtung gehen.
Wir suchen nicht die weltverachtende, selbstgerechte christliche Sekte, sondern die offene Gemeinde des kommenden Reiches Gottes. Sie ist offen und gastfrei – wie der unvergessliche Bruderhof in der Rhön – für jedermann. Sie ist offen für die Armen, Behinderten und Ausgestoßenen, die in ihr Heimat und Lebenshoffnung finden, weil sie in ihr Jesus finden.
Endlich hat Eberhard Arnold immer mehr den Realismus der christlichen Hoffnung betont: Christen hoffen nicht auf das Heil ihrer Seele in einem Jenseits, sie hoffen, was sie nach Jesu Willen auch beten: Dein Reich komme! Arnold hat dieses kommende Reich gern den Zukunftsstaat Gottes genannt. Wenn ich um das Kommen des Reiches bete, dann kann ich diese Erde nicht der kriegerischen und der atomaren Vernichtung und denen, die sich von solcher Drohung Sicherheit versprechen, preisgeben. Aus dem Gebet um das Kommen des Reiches auf diese Erde folgt darum der entschlossene Widerstand gegen die Vernichtung der Erde. Eberhard Arnold war in seiner Hoffnung ebenso irdisch, leiblich und ganzheitlich wie Christoph Blumhardt.
Er hat den Bruderhof einmal einen “Samen des Reiches Gottes” genannt.
Auch dieses Samenkorn ist “erstorben”, wie es bei Johannes und Paulus von den Saatkörnern heißt, die in die Erde eingehen. Doch wächst daraus Hoffnung. Die Brüderhöfe, die
geschwisterlichen Gemeinschaften und die Basisgemeinden sind Lichter der Hoffnung
in einer Zeit, in der es gelegentlich ziemlich finster aussieht. Mögen diese Lichter der
Hoffnung von den einen nicht länger “unter den Scheffel gestellt” und von den
anderen zunehmend mehr beachtet werden. Jürgen Moltmann, Tübingen

Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Ich bin die Tür für die Schafe. Johannes 10:7

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach;
Johannes 10:27

Ich bin der Gute Hirte. Der Gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe hin.
Der Mietling, der nicht Hirte ist, und dem die Schafe nicht gehören, verläßt die Schafe
und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht. Dann raubt der Wolf sich von den Schafen
und zersprengt die Herde. Johannes 10:12

Diesem öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme, und er ruft seine
eigenen Schafe beim Namen und führt sie heraus. Johannes 10:3

Und wenn er seine Schafe herausgelassen hat, geht er vor ihnen her; und die Schafe
folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme. Johannes 10:4

Ich selbst will meine Schafe weiden und sie lagern, spricht Gott, der Herr.
Hesekiel 34:15

Habe acht auf das Aussehen deiner Schafe, und nimm dich der Herden an!
Sprüche 27:23

Wehe den Hirten, welche die Schafe meiner Weide verderben und zerstreuen!,
spricht der Herr. Jeremia 23:1

Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es hat eurem Vater gefallen,
euch das Reich zu geben. Lukas 12:32

I love you Jesus

Acoma Pueblo (Acoma City)

Eberhard Arnold: Die Revolution Gottes
Die Welt fällt überall auseinander. Sie zerbröckelt, sie verwest. Ihr Prozess ist das
Auseinanderlaufen. Das ist ihr Tod. Und mitten in dieser furchtbaren Zeit stellt nun
Christus durch seinen Heiligen Geist seine Stadtgemeinde mit ihrer bedingungslosen Einheit in die Welt hinein (Joh.17,11 u. 23; Matth.15,14).
Das ist die einzige Hilfe, die der Welt gegeben werden kann: dass hier eine Sammlungsstelle, ein Wille des Zusammenbringens und Zusammenkommens, der Vereinigung zu finden ist, der absolut ist und keinerlei Bedenken mehr kennt. 1932

Paulus sagt, dass alle Völker der Welt zusammengefasst werden sollten in dieser
Gemeinde
, dass alle Zäune und Mauern niedergebrochen werden sollten, die zwischen
den Völkern, Nationen, Klassen, Ständen und Schichten der Menschen aufgerichtet sind (Kol.3,11). Nicht nur die ganze Welt sei für Gott zu erobern, sondern mitten in der Welt
soll die Gemeinde das Leben in der vollen Einheit offenbaren. 1934

So ist es in der jetzigen Weltstunde äußerster Not hohe Zeit der Entscheidung, dass wir
das Leben der Gemeinde und ihrer Einheit als von Gott verliehene Gabe ergreifen. 1933

Es handelt sich nicht einfach darum, dass wir eine Kolonisationsgesellschaft sind, die eine neue Dorfkolonie anlegt, (als wenn es nicht schon genügend Dörfer gäbe), in welchem die Menschen einander ebenso nah und ebenso fern gegenüberstehen wie in allen anderen Dörfern. Wir stehen nicht auf dem Standpunkt, dass wir eine allgemeine Menschheitsgemeinschaft suchen, dass wir die Menschen, so wie sie sind, in Gemeinschaft zusammenfassen wollen. Dann hätte jeder an seinem Platze bleiben können, wenn uns daran
läge, diese Gemeinschaft gleichsam auf Gegenseitigk. zu gewinnen. Und wir finden auch hier nicht bessere Menschen als woanders, auch nicht schlechtere Menschen. Wenn wir nur die Gegenseitigkeit der Beziehungen unter den Menschen als Gemeinschaft suchten, dann hätten wir nicht auf den Bruderhof zu gehen brauchen. Wir hätten das überall finden können. Es wäre uns aber auch überall missglückt. Denn alle diese Versuche, die auf dem augenblicklichen Zustand des Menschen beruhen, müssen scheitern; sie sind von vornherein bankrott. 1933

Die Bildung der Urgemeinde konnte von niemandem gemacht werden. Keine noch so große rednerische Leistung, keine noch so flammende Begeisterung hätte das Aufwecken der damals ergriffenen Scharen für Christus bewirken und die Lebenseinheit der Urgemeinde hervorbringen können. Die Freunde Jesu waren sich dessen klar bewusst, hatte
ihnen doch der Auferstandene befohlen, in Jerusalem auf die Erfüllung des großen Versprechens zu warten (Luk.24, 49). Johannes hatte alle, die auf ihn hörten, ins Wasser untergetaucht. Die Urgemeinde sollte in den heiligen Wind des Christusgeistes hineingetaucht werden, von ihm umweht, durchdrungen und erfüllt sein (Apg. 2, 1-2). 1920

Das Leben soll eine solche Stadtgemeinde werden, dass das Licht aus den Fenstern der Stadt hinausleuchtet in das Land, so dass an diesem Licht das Land erkennt:
Es gibt eine einige Stadtgemeinde! (Matth.5,14) Und das ist der Auftrag Jesu in unserer Zeit, dass solche Stadtgemeinden entstehen, die dieses Licht der völligen Einheit in Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist der Welt offenbaren. 1935

Im Gottesreiche wird alles Leben Gottesdienst. Keine heiligen Orte, aber jeder Ort heilig; keine heiligen Sachen, aber alle Dinge heilig, Geist wie Materie; keine heiligen Handlungen, aber alles Tun ein Sakrament; keine heiligen Personen, aber jeder Mensch heilig; keine
heiligen Zeiten, aber jeder Augenblick geweiht und jeder Tag ein Tag des Herrn. 1919

Das Reich Gottes ist nicht in einem fernen Himmel, sondern es will auf die Erde kommen. Es kommt als eine Welt, in der Gerechtigkeit, Reinheit und Güte wohnt. Es wird nicht dargestellt in einem Tempel, in einer symbolischen heiligen Welt, die von der Alltagswelt getrennt wäre, es wirkt sich vielmehr aus in den sittlichen Ordnungen der Menschen, in den politischen und sozialen Zuständen. Es weiht nicht die Welt, sondern verwandelt und
richtet sie. 1919

Wie der Heilige Geist Einheit bewirkt
Wir stehen so, dass in der Arbeitsgemeinschaft (ob nun ein Haus gebaut wird, oder was es auch sein mag) die ungebrochene Einstimmigkeit der ganzen Gemeinschaft Voraussetzung zu jeder Handlung ist. Diese Einstimmigkeit kann nur auf dem religiösen Weg zustande kommen, nämlich dadurch, dass Gott durch seinen Geist zu jedem einzelnen dasselbe sagt, was er zu den anderen sagt. Diese Einstimmigkeit kommt nicht durch Überreden zustande. Anstelle der gegenseitigen Überredung muss der
Zuspruch Gottes durch den Heiligen Geist kommen.
Dieser Geist versichert uns nicht
nur des Heils, – dass er uns angenommen hat –, sondern dieser Zuspruch versichert uns auch der sogenannten „Kleinigkeiten“. Er gibt uns auch gemeinsame Beschlüsse ein,
über den Kauf einer Wiese, oder was es sonst sei. Die Einstimmigkeit ist das erste Zeichen.
Das zweite Zeichen ist die Arbeit selbst. Im allgemeinen wird im Wirtschaftszusammenhang Arbeit getrieben um der Existenzerhaltung der Familie willen, aus dem gesunden Lebensbedürfnis des Menschen heraus. Die Menschen haben oft nur die eine Beziehung zu ihrem Beruf, dass sie sich so ihr Brot verdienen können. Im übrigen ist ihr Leben unabhängig von ihrem Beruf. Wir bekämpfen das. Ebenso wie Einstimmigkeit zwischen Menschen sein muss und gegeben wird, so auch Einstimmigkeit zwischen Arbeit und Berufung: es muss eine solche Arbeit geleistet werden, dass sie
dieser Berufung entspricht (Kol.3,17 u.23). Der Mensch muss seine Gaben und seine Kräfte einsetzen, diese Arbeit zu tun. Er tut sie aus dem Geist der Gemeinschaft
heraus. 1929

EINHEIT, NICHT EINFÖRMIGKEIT
Wir glauben daran, dass nur auf dem Boden der Freiwilligkeit, der Freimütigkeit und Offenherzigkeit, eine Überzeugung in Einmütigkeit entstehen kann. Uns ist es niemals unangenehm gewesen, wenn in unserer Mitte ausgesprochen entgegengesetzte Überzeugungen vertreten wurden. Im Gegenteil, wir halten das für sehr viel fruchtbarer, als wenn wir nicht die Gelegenheit hätten, die entgegengesetzte Meinung zu hören.
Wir glauben, dass der freie Austausch der Meinungen zum Ziel führen kann, dass ein überlegener Geist der Wahrheit, der nicht von uns Menschen herrührt, die letzte Überzeugung schenkt.
Dann möge die Verschiedenheit der Meinungen noch so entgegengesetzt gewesen sein; durch die letzte, tiefste Wahrheit werden alle einig werden, und ein jeder wird aus der Vorratskammer seiner früheren Überzeugung alle Wahrheitselemente mitbringen und wiederfinden. Und gerade dann, wenn der Kreis sich aus Menschen recht verschiedener geistiger Herkunft zusammensetzt, wird die verschiedenartigste Betonung um so reicher zur Geltung kommen. Nicht von der mit Gewalt erzwungenen Unterwerfung aus kommt man zu gemeinsamer Überzeugung; sondern von der Freiheit der Meinungen kommt man durch die innerlich überzeugende Kraft des Heiligen Geistes zur völligen
Überzeugungseinheit und wahrhaften Gemeinschaft. 1933

Es ist etwas Merkwürdiges, wenn Menschen zur Einstimmigkeit kommen. Sie ist
das Gegenteil von Majoritätsbeschlüssen. Sie bedeutet, dass niemand, auch nicht im
Geheimen, mehr einen Widerspruch, ein Dagegensein in sich hat (1.Kor.1,10). 1929

Die unsichtbare Kirche muss sichtbar werden. Dazu ist die Gemeinsamkeit der Güter und die Tisch – und Arbeitsgemeinschaft nötig. Die Kirche Christi ist überall unsichtbar wirksam – überall, wo Menschen vom Geist Jesu Christi ergriffen und bewegt sind.
Das Leben in völliger Gemeinschaft aber ist eine sichtbare Darstellung dieser unsichtbaren Einheit im Geist. Sie ist es im ganzen Leben, nicht nur in kultischer Verkörperung. 1935

Es wird berichtet (Apg.4), dass die Jünger der Urgemeinde ein Herz und eine Seele waren. Auch ohne organisierte Körperschaft waren sie doch ein Herz und eine Seele. Sie waren von dem Geist bewegt, der von oben kommt. Durch diese Bewegung geschah es, dass sie alles gemeinsam hielten und niemand etwas sein eigen nannte. Dabei handelte es sich nicht um ein starres Gesetz, nicht um organisierten Kommunismus nein, es ging um
bewegte Herzen. Heinrich Arnold (1913–1982) Quelle: Leben in der Nachfolge

Gemeinschaftsleben in der Kirchengeschichte von Eberhard Arnold
Wir müssen in Gemeinschaft leben, weil der gleiche Geist der seit den Zeiten der biblischen Propheten und der ersten Christen immer wieder Menschen zum Gemeinschafts-
leben gesammelt hat, auch uns dazu drängt.

Nachfolge bedeutet mehr als Nachahmung, sie bedeutet Lebensgemeinschaft.
Nachfolge ist mehr als Dienst: “Wer mir dienen will, der folge mir nach (Joh. 12,26)“
Nachfolger Jesu sind die eminent Dienenden. Nachfolge ist alles, Dienst gehört dazu.
Eberhard Arnold

Die Wurzel der Gnade Über die Machtlosigkeit
des Menschen und die Allmacht Gottes von Eberhard Arnold

Am heutigen Tag ist mir natürlich besonders die persönliche Unfähigkeit und das ungeeignete eigene Wesen zum Bewusstsein gekommen, wenn ich daran denke, wie Gott mich schon mit meinem sechzehnten Lebensjahre gerufen hatte, und wie ich Ihm sehr im Wege gestanden habe, dass so vieles von dem, was Gott (zweifellos durch Seine Werkzeuge) hat bewirken wollen, nicht hat bewirkt werden können. Trotzdem ist es ja richtig, dass es ein Wunder Gottes bleibt, dass Er an uns wenigen schwachen Menschen, die wir versammelt sind, Sein Werk der Gemeinde des Heiligen Geistes aufs kräftigste von neuem bezeugt hat, – nicht durch unser Verdienst,- dass Er uns nicht verworfen hat, sondern immer wieder
angenommen hat durch die Gnade Jesu Christi in der Vergebung der Sünde.

Ich musste immer wieder denken an den Hirten des Hermas, wie er den Aufbau auf dem großen gewaltigen Marmorwürfel schildert, und wie er, dieser alte Prophet, immer wieder darauf hinweist, dass viele Steine wieder weggeworfen werden müssen.
Es wird der Versuch gemacht, sie in den Bau einzufügen. Wenn sie auch durch strenges und scharfes Behauen ihrer Ecken nicht hineingefügt werden können, müssen sie weggeworfen werden, möglichst weit weg vom Turm. Aber auch die Steine, die hineingefügt werden in die Gemeinschaft des Aufbaus, müssen sehr scharf beschlagen und behauen werden,
ehe sie hineinpassen und hineingefügt werden können…

Wenn sich unter uns irgendwie eine kleine eigene Macht erheben würde, so würde sich Gottes Geist, Macht und Vollmacht in demselben Augenblick und in demselben Grade
zurückziehen, in dem diese eigene Macht von Menschen Raum gewänne. Das ist meines
Erachtens die wichtigste Erkenntnis für das Geheimnis der Gemeinde und des Reiches
Gottes…

Damit bekennen wir uns zur Gnade. Und das Bekenntnis zur Gnade ist das uns aufgetragene Bekenntnis. Alles, was wir haben wirken dürfen, was Bestand haben soll, ist unverdientes Geschenk von Gott. Gott kann also nur überall dorthin dieses unverdiente Geschenk
geben, wo der eigene Anspruch und das eigene Vorrecht abgebaut sind. Deshalb bekennen wir uns zur Gnade und erbitten die Gnade, wie sie in Jesus Christus erschienen ist und
im Heiligen Geist der Gemeinde anvertraut ist.

Alfred Delp SJ (1907 – hingerichtet im Februar 1945 )
Der Mensch ist unglücklich allein mit sich selbst.
Es gehört der andere Mensch dazu,
es gehört die Gemeinschaft dazu;
es gehört die Welt dazu und der Dienst an ihr –
und es gehört das Ewige dazu.
Nein – der Ewige.

Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir… Prophet Jeremia (9,23-24)

Wir wissen, dass das Niederlegen der militärischen Waffen noch keinen wirklichen Frieden für die Welt bedeuten könnte; wir wissen, dass damit die Feindschaft unter den Menschen, die Feindschaft auf der Erde nicht überwunden und abgetan ist.  Friede bedeutet doch nur dies eine: dass alle Feindschaft überwunden ist, dass alle Feindschaft eingestellt ist, dass alle Klüfte überbrückt, alle Hemmnisse beseitigt und alle Schranken gebrochen sind.
Wo gibt es eine Überwindung dieser Feindschaft? Wo gibt es eine Überwindung des Konkurrenzkampfes und Geschäftsneides, wo eine Überwindung allen Hasses und Neides?
Wir bezeugen es: Eine solche Überwindung gibt es nur in Christus. Eberhard Arnold

Praxis des Miteinander
These bees come together to save their mate’s life! 🐝
Voraussetzung für das Wunder der Brotvermehrung (Mk 6,35-41) und somit Fülle des Lebens ist die Anordnung der Hungernden in Mahlgemeinschaften und eine Praxis des Miteinander, wie wir sie beispielhaft in der Briefliteratur des Neuen Testaments wiederfinden. Wir sind der Überzeugung, dass es nur eine solche oder ähnliche Form des Zusammenlebens sein kann, welche unser Leben und seine natürlichen Ressourcen schützt und bewahrt und welche darüber hinaus zu einem Leben aller Lebewesen in Fülle & Harmonie führt. Das Evangelium verspricht Leben in Fülle für alle Menschen und die ganze Schöpfung (Joh. 10:10). Hier eine Auswahl anhand des unscheinbaren Reziprokpronomens „einander“ (griech. allelon), zusammengestellt von Gerhard Lohfink
(G. Lohfink: Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?):

Mit Ehrerbietung einander zuvorkommen (Röm 12,10)
Einmütigkeit untereinander suchen (Röm 12,16)
Einander annehmen (Röm 15,7)
Einander zurechtweisen (Röm 15,14)
Einander mit heiligem Kuß grüßen (Röm 16,16)
Aufeinander warten (1 Kor 11,33)
Einträchtig füreinander sorgen (1 Kor 12,25)
Einander in Liebe Sklavendienste leisten (Gal 5,13)
Einander die Lasten tragen (Gal 6,2)
Einander trösten (1 Thess 5,11)
Einander erbauen (1 Thess 5,11)
In Frieden miteinander leben (1 Thess 5,13)
Einander Gutes tun (1 Thess 5,15)
Einander in Liebe ertragen (Eph 4,2)
Gütig und barmherzig zueinander sein (Eph 4,32)
Sich einander unterordnen (Eph 5,21)
Einander verzeihen (Kol 3,13)
Einander die Sünden bekennen (Jak 5,16)
Füreinander beten (Jak 5,16)
Einander von Herzen lieben (1 Petr 1,22)
Gastfreundlich zueinander sein (1 Petr 4,9)
Einander in Demut begegnen (1 Petr 5,5)
Miteinander Gemeinschaft haben (1 Joh 1,7)

Gemeinschaftsleben ein Glaubenswagnis
So werden in einem solchen Gemeinschaftsleben die Menschen immer wieder vor die
Entscheidung gestellt, wie und wozu sie berufen sind und ob sie dem Ruf folgen werden.
Es werden immer nur Einige sein, die auf den besonderen Weg unserer Lebensarbeit gerufen sind; aber eine kleine, kampferprobte, sich immer neu opfernde Schar wird an dieser Lebensaufgabe als an dem ihnen von Gott gewiesenen, gemeinsamen Weg bis ans Ende festhalten. Sie wird bereit sein, für die Gemeinsamkeit des Lebens das Leben selbst zu
opfern. Wie man sich für die Heirat aus Elternhaus und beruflicher Laufbahn losreißt, wie man für Ehepartner und Kind das Leben wagt, so bedeutet der Ruf auf diesen Weg auch den Ruf, alles andere abzubrechen und das ganze Leben an diesen einen Weg zu geben. Das öffentliche Zeugnis freiwilliger Arbeitsgemeinschaft und Gütergemeinschaft, das
Zeugnis des Friedens und der Liebe hat nur beim Einsatz des ganzen Lebens seinen Sinn.

Gemeinschaft als ein Zeichen des kommenden Königreiches
Das Gleichnis des Körpers ist also ebenso wenig zufällig gewählt wie die Nachricht, dass Gott die Erde gewinnen wird, dass sie Friede und Freude und Gerechtigkeit wird.
Die Menschheit wird ein Organismus sein, genau wie jeder einzelne, beseelte Körper aus selbständigen, einzelnen Zellen besteht. Dieser Organismus lebt schon heute in der verborgenen Gemeinde.
Sich zur unsichtbaren Wirklichkeit und Einheit der Gemeinde zu bekennen bedeutet, zu wissen, dass wir dort, wo wir uns im Geist Gottes bewegen,
im tiefsten Sinne frei sind. Je bestimmter und selbständiger eine beauftragte Gruppe ihren Weg zu gehen hat, umso tiefer muss in ihr das Einheitsbewusstsein und Zugehörigkeitsbewusstsein der una sancta gegenüber sein, umso dringender braucht sie die Gegenseitigkeit des Dienstes der ganzen Gemeinde, die Korrektur und Erziehung durch die Einstimmigkeit der Glaubens- und Lebenshaltung der Gemeinde als ganzer.
Die einzelnen Vereinigungen, die einzelnen Haushalte, die einzelnen Siedlungen sind, soweit sie lebendig sind, selbständige Zellen in dem großen Organismus, gerade wie in ihnen die einzelnen Familien und die einzelnen Menschen. Ihre Selbständigkeit besteht darin, dass ein jeder in seiner besonderen Art für die Gesamtheit lebt. Die einzelnen Zellen bauen als ihr Leben die Zellengemeinschaft auf, zu der sie gehören. Das Geheimnis besteht in einer Freiheit der Selbstbestimmung, die eine Hingabe an das Ganze ist. In anderen Worten: in der Freiheit des guten Willens. Die einzige Freiheit, in der gemeinsames Leben bestehen kann, ist der Bevormundung und der Beherrschung durch menschlichen Eigenwillen ebenso entgegengesetzt wie der Haltlosigkeit und Zügellosigkeit …
Wo eine Arbeit als Sondersache sich selbst sucht, führt sie vom Weg ab. Wer aber an seinem besonderen Platz in einer für ihn charakteristischen Weise dem Ganzen dient, der kann sagen: „Ich gehöre Gott und dem Leben in Gemeinschaft.“ Oder: „Ich gehöre Gott und einem anderen, besonderen Auftrag.“ Aber die Klarheit über die Kleinheit und Begrenzung des Dienstes dem Ganzen gegenüber ist die Voraussetzung dafür, dass dieser menschliche Dienst wirklich Gottesdienst ist, so dass der begrenzte Auftrag, wie hier das Leben in Gemeinschaft, nicht mit der Gemeinde Christi selbst verwechselt werden kann.
Das Leben in Gemeinschaft bedeutet Gemeinschaft des Erzogen-Werdens und des
Erziehens, des Ausgerichtet-Werdens auf die Nachfolge Christi.
Das Geheimnis der Gemeinde geht jedoch darüber hinaus: In die Gemeinschaft, die sich vom Geist erziehen und korrigieren lässt, dringt es als Leben Gottes ein, wann immer aus der Spannung der Buße und der Bereitschaft zur Demut heraus ein unbeschreiblich verlangendes Offensein und Bereitsein geschenkt wird. Nur in diesem Offensein und Bereitsein will Gott handeln und sprechen.

Ein zweischneidiges Schwert von Henri J.M. Nouwen
Das Evangelium verlangt eine Entscheidung, eine radikale Entscheidung,
eine Entscheidung, die nicht überall auf Lob, Unterstützung und Anerkennung stößt.

Arnold erinnert mich daran,
dass der Friede des Evangeliums nicht derselbst ist wie der Friede der Welt,
dass der Trost des Evangeliums nicht der Trost ist, den die Welt spendet,
dass die Milde des Evangeliums nichts mit weltlicher Toleranz zu tun hat, die alles gutheißt.
Arnold ist kein frommer oder sentimentaler Führer. Jedes seiner Worte entspringt seiner Erfahrung im Gemeinschaftsleben, wo Nachfolge gelebt wird. Die Gemeinschaft ist der Ort, wo wir geprüft und gereinigt werden. Die Gemeinschaft ist der Ort, wo wir lernen, was Vergebung und Heilung bedeuten. Die Gemeinschaft ist der Ort, wo wir lernen, wer unser Nächster ist. Die Gemeinschaft ist die wahre Schule der Liebe. Arnold hat sein Leben lang
in Gemeinschaft gelebt. Er wusste, was Gemeinschaft von einem fordert und was sie einem gibt. Am besten wusste er, dass Gemeinschaft der Ort ist, wo wir dem Christus des Evangeliums begegnen.

Gemeinschaft und ihre Symbole von Eberhard Arnold
Das gesamte Leben in allen Lebensgestaltungen der Natur wird zum Gleichnis für die Gemeinschaft des Reichs Gottes. Wie uns die Luft umgibt, wie wir im Freien in den wehenden Wind eingetaucht sind, so brauchen wir das Untergetaucht-Sein in den wehenden Geist, der alles durchdringt und erneuert. Wie das Wasser uns täglich wäscht und reinigt, so bezeugen wir im Symbol des Tauchbads der Taufe die Reinigung von allem Todbringenden: das einmalige Begräbnis im Wasser als Bruch mit allem Bestehenden, als Schwur der Todfeindschaft gegen unser schlechtes Leben in uns und um uns her.
Und wie das einmalige Herausheben aus dem Wasser in seiner Bildhaftigkeit und unvergesslichen Bestimmtheit die Auferstehung verkündet, so erleben wir immer und überall in der Natur, in der Garten- und Feldarbeit, das Verwelken von Herbst und
Winter und das Aufblühen und Fruchttragen von Frühling und Sommer.

Und wie wir das trivialste der menschlichen Bedürfnisse, das tägliche Essen, zu einem geweihten Fest der Gemeinschaft gestalten müssen, vor dem wir Ehrfurcht haben, so gibt es eine letzte Steigerung und Sammlung dieses Gemeinschaftsausdrucks in dem
Symbol der Tischgemeinschaft des Abendmahls: das Zeugnis der Aufnahme des Christus in uns, das Zeugnis seiner Todeskatastrophe und seiner Wiederkunft, das Zeugnis seiner Gemeinde als der Einheit des Lebens. Eine einzigartige Zuspitzung des Symbols des dem Geist geweihten Körpers ist die Einheit der Ehe zwischen Zweien, die Treue zwischen einem Mann und einer Frau, die Familie als entscheidendes Gleichnis für jene höchste Einheit des einen Geistes mit der einen Menschheit, für die Einheit des einen Christus mit der einen Gemeinde (Epheser 5, 21-29). Die Selbstüberwindung der sexuellen Enthaltsamkeit wird im heiligen Symbol der Ehe zur befreienden Freude am Leben der Schöpfung. Ebenso wie die Gemeinschaft des Körpers nur durch die Opferung immer neuer Zellen aufrecht erhalten wird, so kann auch in dem Organismus der werdenden Gemeinde nur durch das heroische, das heldenhafte Opfer Lebensgemeinschaft entstehen. Gütergemeinschaft und Arbeitsgemeinschaft, die um die Gemeinde kämpft, ist ebenso ein Bund der freiwilligen Hingabe, ein Bund des Opfers … Wir erkennen und tun darin den Willen Gottes; denn Gott hat als Geist, als schöpferischer Geist, die Natur geformt; Gott hat als Geist, als erlösender Geist, seinen Söhnen und Töchtern die Aufgabe und das Erbe der Erde anvertraut, dass ihr Garten sein Garten werde. Wir müssen in Gemeinschaft leben, weil uns der gleiche schöpferische Geist der Einheit inspiriert, der auch in der Natur Einheit wirkt und durch den Arbeit und Kultur zur Gemeinschaft mit Gott führen.

Leben in Gemeinschaft, heißt leben im Geist
Wir bekennen uns zu Jesus und dem Urchristentum, weil man sich dort dem äußeren Menschen ebenso wie der inneren Not gewidmet hat, weil man dort niemals Körper und Erde missachtet und sich doch um Seele und Geist gekümmert hat. Auf die Frage nach der zukünftigen Gerechtigkeit verwies Jesus als Antwort auf sein Tun: kranke Körper wurden geheilt, Menschen aus dem Grab wurden lebendig gemacht, teuflische Mächte wurden aus gequälten Leibern vertrieben und den ärmsten Menschen wurde die Nachricht der Freude gebracht. Diese Nachricht bedeutet, dass das unsichtbare Reich der Zukunft nahe ist und dass es jetzt schon verwirklicht wird, dass Gott Mensch wird, dass Gott Fleisch wird, und dass schließlich und endlich die Erde ganz für Gott gewonnen wird.

Es geht ums Ganze. Die Liebe Gottes kennt keine Grenze und weicht vor keiner
Schranke.
Deshalb macht Jesus weder vor Theologie noch vor Moral, weder vor Staat noch vor Eigentum halt. Dem reichen jungen Mann, den er gern hatte, sah er ins Herz: „Es fehlt dir nur das Eine: Verkaufe alles, was du hast, gib es den Armen und komm‘ mit mir!“ (Lukas 18:22) So war es selbstverständlich für Jesus, dass in seiner Wanderschar die persönliche Besitzlosigkeit in Form einer gemeinsamen Kasse durchgeführt wurde. Und es war nicht zufällig, dass der, dem die schwerste Verantwortung – in der engsten Verbindung mit dem Geldgeist der heutigen Menschheit – anvertraut worden war, an seiner Verantwortung zerbrach. Aber der Verrat und die Hinrichtung konnten keine endgültige Niederlage bedeuten. Das enthusiastische Geisteserlebnis, das der Auferstandene seiner Gemeinde geschenkt hatte, gab die Kraft, das Gemeinschaftsleben der Wanderschar in größere Maßstäbe zu übertragen. Die erste Gemeinde wurde Lebensgemeinschaft einiger tausend Menschen, die beieinander sein mussten, weil die Liebe sie durchglühte. In allen Fragen des Zusammenlebens mussten sich Gestaltungsformen ergeben, wie sie einer vollendeten Lebenseinheit entsprechen.

Die ersten Christen besaßen nichts persönlich. Sie hatten alles gemeinsam. Wer über
Besitztümer verfügte, war von dem Drang erfüllt, sie weiterzugeben. Keiner verfügte über etwas, was nicht uneingeschränkt der Gemeinschaft gehörte. Was aber die Gemeinde besaß, war dennoch für alle Menschen da. Da diese schenkende Liebe niemals exklusiv ist, war auch damals die offene Tür und das offene Herz der wesentliche Charakterzug dieses Kreises vom Geist ergriffener Menschen. Deshalb hatten sie in ihrer stärksten Zeit Zugang zu allen Menschen. Sie gewannen die Liebe und das Vertrauen ihrer Mitmenschen, sie, die doch durch ihren Lebenskampf tödlichen Hass und erbitterte Feindschaft auf sich ziehen mussten. Ihr Einfluss musste so stark sein, weil sie ganz Herz und ganz Seele für alle waren.
Nur so konnten die Vielen ein Herz und eine Seele sein.

Privatbesitz, Einzelvermögen und Vorrechte können ausschließlich durch diese Kraft des verbindenden Geistes überwunden werden. Die Hindernisse, die der Liebe im Weg stehen, können nur durch den Geistesaufbau des Gemeindekreises beseitigt werden.
Hier geht es um Innerstes, um Lebendiges. Geist ist wehender Geist. Er ist niemals starres Gerüst wie Eisen oder Stein. Er ist unendlich empfindsamer und zarter als die spröden Gedankengebäude des Verstandes oder das harte, kalte Gefüge eines staatlich oder vereinsmäßig, rechtmäßig organisierten Gesellschaftsaufbaus. Er ist feiner und zarter als alle Empfindungen der Seele, als all die Kräfte des menschlichen Herzens, auf die man schon so oft vergeblich versucht hat, Dauerndes aufzubauen. Eben deshalb ist er stärker und unwiderstehlicher als all das und kann durch keine noch so große Gewalt jemals überwältigt werden…

Auch die Urgemeinde hat den Weg der Menschheit nur kurz, wie ein einmaliges Aufleuchten, erhellt. Aber als sie zerstreut und viele ihrer Mitglieder ermordet worden waren,
blieben doch ihr Geist und ihr Lebenszeugnis für immer lebendig. In der Geschichte ist es als ein Geschenk Gottes immer wieder zu ähnlichen Manifestationen desselben lebendigen Geistes gekommen. Die Zeugen werden umgebracht – die Eltern sterben; aber dem Geist werden immer neue Kinder geboren. So etwas künstlich oder durch eigene Anstrengung hervorzubringen oder gestalten zu wollen, kann nur zu einer hässlichen, leblosen Karikatur führen. Dem Lebendigen gegenüber kann es nur eine Haltung geben: das Offen-werden für den Geist, dass er im Offenen, Leeren dasselbe Leben bewirken kann wie in den ersten Christen. Dieser Geist ist die Freude am Lebendigen, die Freude an Gott als an dem alleinigen, wirklichen Leben, und durch ihn die Freude an den Menschen, an allen Menschen, die von Gott das Leben haben. Dieser Geist treibt als Drang zu den Menschen, zu allen Menschen. Durch ihn wird es Freude, füreinander zu leben und füreinander zu arbeiten. Er ist liebender und schöpferischer Geist … Wir müssen in Gemeinschaft leben, weil der Geist der Freude und Liebe uns dazu treibt mit den anderen für alle Zeiten vereinigt zu sein.

Nichts verbindet und vereinigt Menschen so tief wie die gleiche Hoffnung, der gleiche Glaube, die gleiche Freude und Erwartung. Wo wahre Erwartung lebendig ist, da werden Menschen zueinander hingezogen. Der sie verbindende Glaube führt zu Gemeinschaft, so dass sie einander stärken und ermutigen können. Für Gott einzustehen hat immer eine vereinigende Kraft. Mögen wir mit allen denen, die Gottes Reich erwarten, zusammengeführt werden. J. Heinrich Arnold

Dieses und jenes Reich unterhält eine Gesandtschaft in Paris, Berlin, Rom oder sonst wo. Wo das Gesandtschaftsgebäude steht, ist sakrosankter Boden. Dort kann niemand den
Gesetzen desjenigen Staates untergeordnet werden, in dem der Gesandte lebt, sondern
in dem Gelände der Gesandtschaft gilt vielmehr allein das Gesetz des Landes, das diese
Gesandtschaft ausgesandt hat. Gerade so ist es mit der Gesandtschaft Jesu Christi durch
den heiligen Geist seiner Gemeinde. Hier gilt allein das Lebensgesetz des letzten Reiches.
Wenn nun der Gemeinde Christi eine so große Gesandtschaft anvertraut ist, so ergeht ihr Auftrag an alle Menschen, niemanden ausgenommen. Alle Menschen sollen davon erreicht werden, alle Menschen müssen unter den zeugenden Eindruck der Wahrheit kommen,
die das letzte Ziel der Menschengeschichte ist, nämlich diese Einheit Christi, die in der
Gesandtschaft der Gemeinde Christi offenbar wird.
Eberhard Arnold Quelle: Botschaftsbelagerung

Die Gemeinschaft ist mit einem Brot zu vergleichen: die Saatkörner werden ausgestreut über viele Äcker und Ländereien. Dann kommt die Zeit der Ernte. Und dann ist es nicht immer so, dass das Getreide nur von einem Acker zusammengebracht wird in der Kornkammer, sondern es ist oft so, dass das Getreide von vielen Äckern und Ländereien zu einem Brot zusammengebacken wird. So wird die Gemeinde aus vielen Völkern und Nationen, aus vielen Standesschichten, Volksklassen und Weltanschauungen zusammengeführt und zusammengebacken zu einem Brot. EBERHARD ARNOLD Mehr zum Thema: Leben im Licht

Jeder Mensch verkommt, auch in irdischen Dingen, wenn er nicht tätig ist als Glied eines Ganzen mit höheren Zielen; und jeder gedeiht schon in irdischen Verhältnissen, der mit Lust und Liebe für etwas arbeitet, das größer ist als er selbst. Und die Menschheit verkommt in ihrem ganzen Lebenswert, leiblich und geistig, wenn wir nicht etwas zu schaffen haben als Menschen für das Leben der Erde, für die Schöpfung, für Gott.
Christoph Friedrich Blumhardt


Der Übergangsgott von Eberhard Arnold

Was ist Mammon?
Wir würden das Wort Gott Mammon nicht verstehen können, wenn wir nicht auch die anderen Bezeichnungen kennen würden, in denen Jesus das Wesen dieses Geistes entlarvt. Er nennt ihn den „Mörder von Anfang“ und den „Vater der Lüge“, und er bezeichnet seine Geister als die „unreinen Geister.“ (Joh 8,44, Mt 10,1). Mord ist sein Handeln, Lüge ist sein Charakter, und Unreinheit ist sein Gesicht.

Jesus spricht:„Sammelt euch kein Vermögen auf der Erde“ und „Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen, und komm, gehe den ganz anderen Weg mit mir.“ (Mt 6,19, Lk 18,22) Der Reichtum wird zum Fluch, weil er die Befreiung verhindert. Er wird zum Leid, weil er überfüllt, ohne erfüllen zu können. Privatbesitz tötet die Freundschaft und begründet die Ungerechtigkeit. „Wehe euch Reichen, wehe euch, die ihr voll seid: Selig ihr Armen.“ (Lk 6,20.24)

Deshalb müssen wir umkehren: Wir müssen durch das Weggeben des Mammon Freundschaft gewinnen und durch die Abkehr von der Ungerechtigkeit zur Gemeinschaft kommen. „Macht euch Freunde durch den ungerechten Mammon.“ (Lk 16,9). Gewinnt die Freundschaft der Herzen, indem ihr alles verschenkt, was ihr besitzen könntet! Geht den neuen Weg, den Weg der Gemeinschaft vom Geist aus! Geht hinein in die Gemeinschaft der Menschen! Sucht die Einheit, die von Gott durch die Seele hindurch bis in die materiellen Dinge hineinreicht. Weg vom Mammon, hin zu Gott!

Güter und Geld
Wenn man das Wort Mammon hört, dann denkt man zunächst einfach an Geld.
Und in der Tat ist das Geld das kennzeichnendste Symbol für den Mammonismus.
Mammon heißt zunächst Reichtum und bedeutet Wertschätzung des Geldes,
die Verdinglichung der Beziehungen der Menschen.

Alle Menschen leben in gegenseitiger Beziehung zueinander, im Geben und Nehmen, im Kommen und Gehen, in der täglichen Arbeitsgemeinschaft. Darum sind die Menschen zu einer Gemeinschaft des Fühlens und Wollens, des Wissens und Schaffens, des Glaubens und Hoffens bestimmt, zur Gemeinschaft von Herz zu Herz. Sie sind berufen zur Gemeinschaft des Lebens.

Aber das Geld ist da als die stärkste Macht der jetzigen Weltordnung, das Geld, das diese Gemeinschaft zurückdrängt und verhindert. Alles, was sonst unter den Menschen lebendiger Austausch und gegenseitige Hilfe ist, wird hier in ein Stück Münze, in ein Blatt Papier verdinglicht. Die Erfindung des Geldes an sich ist nicht das Böse, sondern die Tatsache, dass im Geist des Menschen und dadurch auch im Verkehr der Menschen untereinander dieser Staub des Geldes das Lebendige der Beziehungen verschluckt. Das ist das Böse. Dass wir finanzielle Beziehungen haben, die keine persönlichen Beziehungen mehr sind, die keine Gemeinschaft des Glaubens und des Lebens mehr sind: das ist das Satanische
am Geld. Menschen kaufen und bezahlen einander, indem Menschenkraft von Menschen bezahlt und verbraucht wird. Man nimmt Dinge in Empfang, die man bezahlt, ohne nach
den Menschen zu fragen, die sie hergestellt haben.


Leben im Licht

Im Geld, womit man bezahlt, steckt ebenfalls persönliche Arbeit, die der bezahlende Mensch geleistet hat oder die ein anderer für ihn geleistet hat, den er vielleicht wieder nicht kennt und nicht beachtet. Wirkliche Arbeit hat aber immer den Charakter von Gegenseitigkeit und Hilfeleistung. Der Gemeinschaftsgeist wird überall da vertrieben, wo Arbeit zu einer reinen Sache wird. Arbeit bedeutet dann nicht mehr Gemeinschaft, sondern ihr Gegenteil.

Ist Kommunismus die Antwort?
Aber natürlich bleibt sowohl das Geld wie die Geldlosigkeit nur ein Symbol für das
Eigentliche und Wesentliche, das hinter beiden steht. Gott Mammon ist nicht einfach
dasselbe wie Geld oder Privateigentum – obwohl der Geist das Privateigentum überwindet – und der Gott des kommenden Reiches der Liebe wird nicht einfach durch Geldlosigkeit oder Gemeinschaftseigentum gefunden, obgleich er auch das herbeiführen wird.
Es gibt nicht nur einen kapitalistischen, sondern auch einen kommunistischen Mammonismus. Marxisten der alten Schule sehen die Notwendigkeit zu essen, die Kleidung und Wohnung, alles Wirtschaftliche überhaupt, als die einzige Triebfeder der Geschichte, als die einzige Triebkraft der Menschen untereinander. In ihren Augen muss es im Kampf ums Dasein zum Klassenkampf der Besitzlosen gegen den Besitz kommen. Sie behaupten, dass unser ganzes Leben nur materiell sei, und dass es von selbst aus dem Existenzwillen, aus dem Selbsterhaltungstrieb und aus dem Fortpflanzungstrieb hervorgehe.

Eine solche Auffassung ist auch Mammonismus. Denn wenn wir alle unsere gegenseitigen Beziehungen nur auf Nahrung, Kleidung, Wohnung und Sexualität aufbauen, dann gründen wir ja diese Beziehungen wieder auf eine Verdinglichung des Geistes.

Aber trotzdem lebt in dem Protest, der vom Marxismus ausgegangen ist, eine große, tiefe Wahrheit. Denn das, was hier letzten Endes gemeint war, war nicht die wirtschaftliche Geschichtsauffassung, nicht die Philosophie des Materialismus, nicht die Idee vom Mehrwert, nicht der automatische Übergang vom Kapitalismus zur sozialistischen Staatswirtschaft und ebenso wenig die Idee der Gemeinwirtschaft als solche. Was letzten Grundes die
sozialistische Idee ins Leben gerufen hat, ist der Glaube an eine Zukunft der Gerechtigkeit, der Glaube an eine Gemeinschaft der Menschen, die sich auf alles, auch auf die materiellen Güter, erstrecken muss. Hinter diesem Materialismus steckt letztlich ein Aufstand des
Geistes im Namen der Materie, ein Generalangriff gegen den Mammonismus derjenigen
Geistigen, die vom Geist reden und das Materielle wollen.

In dieser Welt, in diesem Leben
Hier allerdings muss man das alte Missverständnis beseitigen, Jesus habe ein rein
jenseitiges Reich verkündigt, er habe gemeint, einst solle im Himmel alles gut sein,
was auf der Erde immer schlecht ist und bleibt.

Brüder und Schwestern, habt die Erde lieb! Brüder und Schwestern, bleibt der Erde treu und glaubt nicht den Verführern, die nach einem Jenseits schielen, um das Diesseits zu verdächtigen! Jesus ist der größte Freund der Erde, der im Geist des Ur-Judentums die
Liebe zur Erde, die Liebe zur Scholle, die Liebe zum Land immer neu verkündet hat.
Selig sind die Friedenswirker, sie werden das Land haben.

Alle, die Gott gemeinsam anbeten, sollten die gleichen Glaubensansichten haben
1. Korinther 1 : 10-17
Spaltungen in der Gemeinde: 10 Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung. 1Denn es ist mir bekannt geworden über euch, meine Brüder und Schwestern, durch die Leute der Chloë, dass Streit unter euch ist. 1Ich meine aber dies, dass unter euch der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere: Ich zu Apollos, der Dritte: Ich zu Kephas, der Vierte: Ich zu Christus. 1Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Wurde denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft? 1Ich danke Gott, dass ich niemanden unter euch getauft habe außer Krispus und Gaius, 1damit nicht jemand sagen kann, ihr wäret auf meinen Namen getauft. 1Ich habe aber auch Stephanas und sein Haus getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemanden getauft habe. 1Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen – nicht mit weiser Rede, auf dass nicht das Kreuz Christi zunichtewerde.

Gläubige der wahren Religion bilden eine weltweite Familie.

Das beste Argument – Warum Liebe mehr sagt als Worte
Heute tobt der Ideenkrieg. Konkurrierende Ideologien, Philosophien, religiöse Überzeugungen und Weltanschauungen existieren im Überfluss. Diese Ideen einzuordnen ist eine schwierige aber notwendige Aufgabe. Wenn sich aber ein Mensch zum Christentum bekehrt, dann nicht deshalb, weil es die logischste aller Weltanschauungen wäre, sondern weil er mit eigenen Augen gesehen hat, wie es gelebt wird.

Kürzlich habe ich mit zwei Bekannten, die in Jordanien mit muslimischen Flüchtlingen arbeiten, gesprochen. Ganz allein versorgt die kleine Kirchengemeinde, in der sie mitwirken, 50.000 Vertriebene mit dem Lebensnotwendigen, mit Schule und freundschaftlichen Kontakten. Nach und nach fragen Einzelne danach, wer dieser Jesus oder Isa ist.
Still und bescheiden finden sie den Glauben an Jesus. Eine Mutter sagte, „Ihr sagt dass Gott Liebe ist und dass es wegen Jesus ist. Durch euch erlebe ich, dass es wahr ist.“

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Verteidigung der Richtigkeit des christlichen Glaubens weit über den Verstand hinaus geht. Um mit Stanley Hauerwas zu sprechen,
„Grundlegend ist nicht, dass Christen die Wahrheit kennen, sondern dass sie die Wahrheit leben.“

Man kann das Christentum verteidigen, aber man kann auch eine Verteidigung des Christentums sein. Der Unterschied ist keineswegs trivial. Das stärkste Argument für den Wahrheitsgehalt des Christentums ist in das Leben, das aus ihm entspringt. Jesus macht das sehr deutlich indem er sagt, „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Johannes 13,35). Was die Welt wirklich braucht, sind nicht Worte, sondern gelebte Zeugnisse, die die Kraft seiner Liebe verkörpern. Einzig unsere Einheit wird die Welt von der Realität Christi überzeugen (Johannes 17,22-23). Für Jesus sind Überbringer und Botschaft Eins.

Merkmal großer Menschen ist, dass sie an andere weit geringere Anforderungen stellen als an sich selbst. Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Liebe ist keine Massenware von Tim Otto
Wenn ich darüber nachdenke, wird mir die Weisheit von Mutter Theresas Ermahnung
bewusst, „kleine Dinge mit großer Liebe zu tun“. Liebe fühlt sich in der Regel klein an. Wenn die Liebe groß aufgezogen, kommerzialisiert, digitalisiert und fabriziert wird, mag dies in der Welt durchaus Gutes bewirken – aber es handelt sich nicht länger mehr um
Liebe.

Doch meine Sorge bleibt: Wenn wir uns an erster Stelle für unsere Arbeitsstellen engagieren, wird die Liebe zum Einzelnen mehr und mehr durch eine stärker institutionalisierte Form von Fürsorge in den Hintergrund gedrängt. Oder, wie Mutter Teresa sagte:
„Die größte Krankheit im Westen ist heute nicht mehr TB oder Lepra, sondern die Erfahrung, unerwünscht, ungeliebt und vernachlässigt zu sein. Körperliche Krankheiten können wir mit Medikamenten heilen, aber das einzige Mittel gegen Einsamkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ist die Liebe. Es gibt viele auf der Welt, die sich nach einem Stück Brot
sehnen, aber es gibt noch viel mehr, die sich nach ein wenig Liebe sehnen.“

Teresa von Avilas berühmter Ausspruch lautet: „Christus hat keinen Körper außer deinem. Keine Hände, keine Füße auf der Erde außer deinen.“ So schön dieses Bild auch ist, das
biblische Bild vom Leib ist noch besser: Wir laufen nicht wie kleine Messiasse umher, um
Bedürftigen Heilung zu bringen, sondern laden andere ein, mit uns gemeinsam Christus
zu werden. Durch Liebe im Leib Christi zusammengewoben bieten wir einander an, was uns gegeben wurde und pflegen einander unsere Wunden. Indem wir die Gaben des
anderen empfangen, verleihen wir einander Würde. Dieser liebende Austausch macht
uns zu dem leuchtenden Wunder von Reich und Arm in Christus.

Gerald Hüther: „Wenn wir so weitermachen, haben wir keine Chance“
Wir müssen Formen finden, wie wir unser Zusammenleben so organisieren, dass wir nicht mehr so viel Energie verbrauchen, dass wir endlich die Ressourcen dieser Erde zu schätzen wissen und dass wir die Vielfalt des Lebendigen wieder wahren.
Als Hirnforscher muss ich sagen: Dass wir für Geld arbeiten war die dümmste Idee, die wir in unserer Menschheitsgeschichte entwickeln konnten.

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