Erwin Eckert

eckert

Bund Religiöser Sozialisten Deutschland (BRSD)
Erwin Eckert, 1928

Wir kämpfen gegen das offizielle Christentum, das »Kirchentum«, weil es die Aufgaben der Gegenwart und Zukunft nicht sieht, das Reich Gottes nicht baut, das Evangelium unter Menschenwerk und Theologiegezänk verschüttet hat. Sie nehmen genau denselben Zins von ihren ausgeliehenen Kapitalien wie die andern, sie bauen zur »Ehre Gottes« prachtvolle Kirchen, die leer stehen und reden über die Wohnungsnot des Proletariats. Sie vertrösten die Armen auf das Jenseits und machen den Reichen ein gutes Gewissen. Sie lehren »du sollst Vater und Mutter ehren« und sehen nicht, dass die kapitalistische Ordnung die Familie rettungslos zerstört. Sie lehren »du sollst nicht töten« und segnen durch ihre Divisionspriester und Pfarrer die Waffen, mit denen sich die Völker gegenseitig ermorden. Sie lehren »du sollst nicht ehebrechen« und segnen die Gesellschafts- und Amüsementsehen ein.
Sie lehren »du sollst nicht stehlen«, aber sie kämpfen nicht gegen den Kapitalismus, der sich auf offenen und geheimen Diebstahl aufbaut. Sie lehren »du sollst nicht lügen und betrügen« und schweigen zu dem Riesenbetrug, den der kapitalistische Staat, die Finanz und die Börse täglich an der Masse ausübt. Sie lehren »sei nicht neidisch, sei zufrieden«, kämpfen aber nicht für die Voraussetzungen zu einem Leben, das für alle, die Menschenantlitz tragen, ein menschenwürdiges ist.

Das Salz des offiziellen Kirchentums ist dumm geworden, das Licht ist unter den Scheffel versteckt! Eure »Wohltätigkeit« ist Geschäft – eure betriebsame »Liebestätigkeit« ist ein Pflästerchen neben der eiternden Wunde – eure Predigt ist Geschwätz – euer Trost hat
keine Kraft – euer Segen ist verfault – und (ihr) wisst es nicht!

Helmut Gollwitzer: Was ich an Privilegien besitze, soll in Dank an Gott, der sie mir gegeben hat, zum Dienst am Nächsten eingesetzt werden.

Luther: »Was nicht im Dienst steht, steht im Raub.«

Adolf Grimme: Sozialisten können Christen sein – Christen müssen Sozialisten sein.

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