Martin & Katharina Luther

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Karoline Schuch

Reden
2017 – 500 Jahre nach Luther
Das Luther Tribunal Zehn Tage im April
„Fürchtet Gott und ehrt den König!“
Klassische Kirchenlieder – Ein feste Burg ist unser Gott –
Reformation.Macht.Politik
„Ich stehe hier. Ich kann nicht anders. Gotte helfe mir. Amen.“
Luther auf dem Reichstag zu Worms.

Luthers Vorrede zum Römerbrief
Die Giftanschläge
History Live Martin Luther – Rebel wider Willen?
Luther wie er wirklich war ! Ein Handlanger des Antichristen
Luther einmal anders – Die Dunkle Seite Martin Luthers
Katharina Luther
Luther und die Frauen
Katharina Luther – die Reformatorin
Katharina Luther – Trailer 🙋
Katharina von Bora – Teil 1/3
Katharina von Bora – Teil 2/3
Katharina von Bora – Teil 3/3
Martin Luther, der Vater des Arbeitsfetischs
aspekte vom 7. April 2017
Befreit von Furcht – ermutigt zur Gewaltfreiheit
SELBSTÄNDIGE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHE
Vortrag zum Marburger Religionsgespräch am 31.10.2022
Luther, Zwingli und ihre Auffassungen vom Abendmahl
💖LION Media💖 – Deutschland erwacht:
Wir sprengen die Fesseln des 👹Vatikans👹 [Teil 2]

DieParusie.de Falsches Christentum: Der Protestantismus

»Alle Gesetze können dir nur sagen, was du tun sollst, sie geben dir aber nicht die Kraft dazu«, schrieb Martin Luther 1520 in seinem Traktat Von der Freiheit eines
Christenmenschen. Ein Mensch kann nur so gut sein, wie er an Güte erfahren hat;
wenn er zum Guten fähig ist, so einzig aus »Gnade«.

Martin Luther betreibt Theologie in schroffer Dialektik, also quasi als Unterscheidungs-
lehre. Luther versteht Gesetz und Evangelium, oder – wie er auch sagen kann – Gebot und
Verheißung, als die beiden Erscheinungsweisen des einen Wortes Gottes und erklärt selbst, wie er das meint: „Wenn ich in die Apotheke gehe: da ist es eine Kunst zu sagen, was die Krankheit ist, und eine andere Kunst zu sagen, was man dazu tun solle, dass man sie loswerde. So ist es hierbei auch: das Gesetz entdeckt die Krankheit, das Evangelium gibt
die Arznei.“


In einfacher Sprache: „Gerecht und Sünder zugleich“ (simul iustus et peccator)
Sünder und Gerechter gleichzeitig, “simul iustus et peccator”
Simul iustus et peccator

Simul iustus et peccator (dt.: Zugleich gerecht und Sünder) ist eine Formulierung der Rechtfertigungslehre Martin Luthers.
Die Gegenüberstellung der Begriffe „iustus“ (gerecht, Gerechter) einerseits und „peccator“ (Sünder) bzw. „peccat“ (sündigt) andererseits findet sich mehrfach in Luthers Schriften, und zwar – gemäß der Weimarer Ausgabe – in folgenden Formulierungen:

„simul Iustus est et peccat“‘
„Quod simul Sancti, dum sunt Iusti, sunt peccatores“
„Semper peccator, semper penitens, semper Iustus.“

Der Grundgedanke
Der dahinterstehende Grundgedanke von Luther wird erstmals in seiner Römerbriefvorlesung von 1514/15, wo er Röm 4,7 LUT auslegte, formuliert: Er erklärte, dass Heilige in ihrer eigenen Einschätzung immer Sünder seien und deshalb in Gottes Einschätzung gerecht-
fertigt würden. Heuchler hingegen seien in ihrer eigenen Einschätzung immer Gerechte,
weshalb sie in Gottes Einschätzung immer sündig seien. Daraus zog Luther den Schluss, dass deshalb beide für Gott Gerechte und Sünder zugleich seien. Durch dieses simul iustus et peccator wollte Luther den Unterschied zwischen Heiligen und Heuchlern jedoch nicht aufheben, da nur die Heiligen, die ihre eigene Sünde erkennen, durch Gottes Gnade
gerecht würden. Gerecht seien sie jedoch nur dadurch, dass Gott ihnen die Sünde nicht
anrechnet und das Versprechen gegeben hat, sie endgültig von der Sünde zu befreien.
Die Heiligen seien somit in ihrer Hoffnung gerecht, in Wirklichkeit aber weiterhin Sünder. Heuchlern dagegen sei von vornherein der Zugang zu Gottes Gerechtigkeit verwehrt,
so dass sie wirklich nur in ihrer eigenen Wahrnehmung Gerechte seien.

Hintergrund
Diese Lehre Luthers fußt auf der scholastischen Theologie, der er vorwirft, sie behaupte, dass durch Taufe und Buße sowohl Erbsünde als auch die aus Taten hervorgehende Sünde völlig vom Menschen weggenommen werden.

Gerhard Kolb fasst Luthers Theologie über den gerechtfertigten Sünder schön zusammen:
Luther meinte zunächst, daß Vergebung der Sünde (remissio peccati) und Wegschaffung der Sünde (ablatio peccati) dassselbe seien. Er meinte, die Sünde sei für den Glaubenden eine hinter ihm liegende Angelegenheit, und erkannte, daß daraus Selbstsicherheit,
Trägheit und Stolz des Menschen erwuchs. Die Sünde kommt dann also durch die
Hintertür wieder herein.

Deshalb korrigierte Luther seine und die damals gängige kirchliche Meinung:      
Der Christenmensch ist zeitlebens ganz und gar Sünder, aber auch ganz und gar gerecht-
fertigt. (Totus iustus – totus peccator). Er lebt also in einer unauflöslichen, jedoch nicht
unentschiedenen Spannung.

Der Glaube und die Rechtfertigung durch Gott hat an der “Natur” der Sünde, oder wie
Luther auch sagen kann, in ihrer “Substanz” nichts geändert. Aber nicht mehr derselbe ist der Mensch. Die Veränderung, die durch die Barmherzigkeit und die Vergebung Gottes in uns hervorgerufen wird, ist eine totale. Bis dahin lebte der Mensch bewußt oder unbewußt unter dem Gericht seiner Werke, also aus seinem sittlichen Selbstbewußtsein aus dem
Bewußtsein heraus, es für sich und für andere wirklich recht machen zu können.
Jetzt lebt er (allein) aus dem Glauben, daß Gott dem Sünder gnädig ist. Luther kann so
sagen: wir sind Sünder dem Tatbestande nach, Gerechte in der Hoffnung. (Peccator in re – iustus in spe). Beides gleichzeitig und doch so, daß beide – Sünder und Gerechter – im Menschen (nicht) gleichwertig nebeneinander stehen, sondern der Kampf (von Gott her!)
eigentlich schon zugunsten des Gerechten entschieden ist.

Luther: „Das Gesetz entdeckt die Krankheit, das Evangelium reicht die Arznei.
Gesetz ist das, was wir tun sollen, Evangelium aber, was Gott geben will.“

Uns wird die Vergebung der Sünden gelehrt, nicht die Freiheit zu sündigen.

„Daran zu glauben, dass Christus für Sünder gestorben ist, nützt nichts,
wenn man nicht glaubt, einer von ihnen zu sein.“ – Martin Luther

Martin Luther formulierte in der 14. seiner 95 Thesen:
„Ist die Liebe (zu Gott) unvollkommen, so bringt…das notwendig große Furcht”.
Und in seinem Kommentar zu dieser These spitzte er zu, dass letztlich die Furcht auf einen Mangel an Gottesglauben zurückzuführen sei, auf ein defectum fidei.

Rede, was wahr ist, trink, was klar ist, iss, was gar (fertig gekocht) ist.Birlinger, 1165.
Rede wenig, rede wahr, zehre wenig, zahle baar, fürchte Gott und sei verschwiegen, was nicht dein ist, das lass liegen.Simrock, 8258.
Es ist kein Mensch so böse, daß nicht etwas an ihm zu loben wäre.

Du darfst nicht denken, dass dir der Friede nachlaufen wird; im Gegenteil: Zorn, Unfriede und Rache werden dir nachlaufen, sodass du Böses mit Bösem zu vergelten bewegt wirst. Aber kehre dieses Blatt um: Suche du selbst den Frieden; leide und tue, was du kannst.
Du musst dir selbst wehetun, musst ihm folgen und nachlaufen. Martin Luther

„Selbst wenn ich weiß, dass morgen die Welt untergeht,
würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Martin Luther las an einem alten Bauernhaus diese Inschrift:
Ich komme – und weiß nicht woher.
Ich lebe – und weiß nicht wie lang.
Ich sterbe – und weiß nicht wann.
Ich gehe – und weiß nicht wohin.
Mich wundert, dass ich noch fröhlich bin

Dieses Gedicht hat Martin Luther umgeschrieben:
Ich komme – und weiß wohl woher.
Ich lebe – und Gott spricht wie lang.
Ich sterbe – und Christus sagt wann.
Ich gehe – und weiß wohl wohin.
Mich wundert, dass ich noch traurig bin.

Halt dich nur an Christum.
Außer Christus gibt es keine Erkenntnis Gottes.

Martin Luther Zitate
Friede, wenn möglich, aber die Wahrheit um jeden Preis!
Es wird kein Herz satt, es höre denn Christus und horche auf das Evangelium.
Es ist kein Ding so gut, keins so böse,
dass es mir nicht zum Guten dienen muss, wenn ich glaube.
Es ist leicht gesagt, dass man Gott lieb hat. Denn er kommt nicht persönlich zu uns.
Aber man sehe zu, wie wir uns gegen die bedürftigen Leute verhalten.

Es ist nichts Helleres denn die Sonne, das ist die Schrift. Ist aber eine Wolke davor getreten, so ist doch nichts anderes dahinter denn dieselbe helle Sonne. Ist ein dunkler Spruch in der Schrift, so zweifelt nur nicht, es ist gewisslich dieselbe Wahrheit dahinter, die am
andern Ort klar ist, und wer das Dunkle nicht verstehen kann, der bleibt bei dem Lichten. Martin Luther (1483 – 1546)

Es gibt keinen größeren Schaden in der Christenheit,
als seine Kinder zu vernachlässigen


Luther: Eine feste Burg ist unser Gott – EKG 362
Buxtehude – Ein feste Burg ist unser Gott, BuxWV 184 – Bader organ, Zutphen, Hauptwerk
J.S. Bach: Ein feste Burg ist unser Gott, BWV 303
Ein feste Burg ist unser Gott – Martin Luther
Ein feste Burg ist unser Gott

1) Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind, mit
Ernst er’s jetzt meint,
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.

2) Mit unsrer Macht ist nichts getan,
wir sind gar bald verloren;
es streit‘ für uns der rechte Mann,
den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heißt Jesus Christ,
der Herr Zebaoth,
und ist kein andrer Gott;
das Feld muss er behalten.

3) Und wenn die Welt voll Teufel war
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie saur er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht, er ist gericht‘:
ein Wörtlein kann ihn fällen.

4) Das Wort sie sollen lassen stahn
und kein Dank dazu haben;
er ist bei uns wohl auf dem Plan
mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
lass fahren dahin,
sie habens kein Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben.

„Ein feste Burg ist unser Gott“ ist ein Kirchenlied, das Martin Luther zugeschrieben wird.
Der Text ist angelehnt an den Psalm 46, „Gott ist unsre Zuversicht (Zuflucht) und Stärke“.
Das Lied ist für den Protestantismus von großer Symbolkraft.

Vortrag zum Marburger Religionsgespräch am 31.10.2022

Gott ist uns Zuflucht und Stärke,
ein bewährter Helfer in allen Nöten.
Psalm 46

Gottes Wort I
In Treue und in Ernst bitte und ermahne ich jeden echten Christen, daß er sich ja nicht
ärgere oder stoße an den einfältigen Reden und Geschichten, die in der Bibel stehen;
und außerdem soll er nicht an ihnen zweifeln. So schlicht und einfach sie sich auch immer ansehen lassen, sind sie doch lauter Worte, Werke, Geschichten und Gerichte der hohen göttlichen Majestät, Macht und Weisheit. Denn Christus sagt: Dies ist das Buch, das alle Weisen und Klugen zu Narren macht – und allein von den Einfachen und Einfältigen verstanden werden kann. Darum laß deine Einbildung und deine falschen Gefühle fahren und halte viel von diesem Buch. Es ist das allerhöchste, edelste Heiligtum – und die allerreichste Fundgrube, die nie genug ergründet und erschöpft werden kann. Wenn du dich so verhältst, wirst du in ihr die göttliche Weisheit finden, die uns Gott – gerade in der Bibel – so schlicht und einfach vorlegt, auf daß er den Hochmut aller Eingebildeten dämpfe und zuschanden mache. Daß wir uns durch Arbeit und allerlei andere Dinge so bedenkenlos und leicht vom Wort abhalten lassen, ist des Teufels Kunststück und Tücke. Wir meinen, es sei viel mehr an anderem gelegen als daran, Gottes Wort – das doch unser zeitliches Wohl und unsere ewige Seligkeit enthält – zu hören, zu lesen und zu betrachten. Manchmal allerdings geschieht es auch aus lauter Unwissenheit, daß wir seine Bedeutung einfach nicht zu schätzen wissen. Die Welt ist sehr selbstsicher und selbstklug geworden und verläßt sich auf ihre Bücher, die sie jetzt hat, und meint, wenn die Leute diese lesen, so wissen und
können sie alles. Fast hat der Teufel auch mich dahin gebracht, daß ich so selbstsicher und nachlässig geworden wäre; um zu denken: Hier habe ich Bücher, wenn ich die lese, weiß und kann ich genug. Gegen solche Selbstsicherheit und Torheit bete ich sehr, sehr oft.
Außerdem bete ich täglich, daß mich Gott bei seinem heiligen, reinen Wort erhalte und
ich es ja nicht überdrüssig werde – oder mir einbilde, ich hätte es ausstudiert.

Gebet I
Das Wörtchen »amen« ist hebräisch und heißt auf deutsch »fürwahr« oder »wahrlich« –
und es ist sehr zu bedenken, daß es den Glauben ausdrückt, den man bei allem Bitten
haben soll. Christus sagt: »Wenn ihr betet, so glaubt fest, daß ihr’s erlangen werdet; dann geschieht es gewiß!« Oder: »Alles, was ihr bittet, glaubt nur, so werdet ihr es empfangen! « Eben in dieser Weise bekam die heidnische Frau, worum sie bat, weil sie nicht abließ und fest glaubte, so daß auch Jesus zu ihr sprach: »O Frau, wie groß ist dein Glaube; dir geschehe, wie du willst und du gebeten hast!« Darum sagt ein weiser Mann: »Das Ende des Gebetes ist besser als sein Anfang.« Denn am Ende, wenn du mit herzlicher Zuversicht und mit Glauben »amen« sagst, ist das Gebet gewiß befestigt und erhört. Wo dagegen dieses Ende nicht ist, da ist weder der Anfang noch die Mitte des Gebetes etwas nütze. Darum sollte ein Mensch, der beten will, sich prüfen und erforschen, ob er es auch glaubt oder ob er zweifelt, daß er erhört wird. Zweifelt er an der Erhörung oder wagt es auf gut Glück, so ist das Gebet nichts; denn er hält sein Herz nicht still, sondern schwankt hin und her. Darum kann auch Gott nichts Gewisses darauf geben, ebensowenig wie man einem Menschen etwas geben kann, der die Hand nicht stillhält. Bedenke doch: Wie würde es dir gefallen, wenn dich jemand dringend um etwas gebeten hätte, und am Ende würde er zu dir sagen:
»Ich glaube aber nicht, daß du es mir gibst«, obwohl du es ihm doch gewiß versprochen hast. Du würdest die Bitte für einen Spott halten und alles widerrufen, was du versprochen hast, und vielleicht ihn noch bestrafen. Wie kann es dann Gott gefallen, der uns für unser Gebet gewiß zusagt, daß er uns erhören will – wenn wir ihn aber dann durch unseren Zweifel Lügen strafen und gerade im Gebet gegen das Gebet handeln und seine Wahrhaftigkeit beleidigen, der wir doch in unserem Gebet zu vertrauen vorgeben? Darum heißt das Wörtchen amen »wahrlich, fürwahr, gewiß« und ist ein Wort des festen, herzlichen Glaubens.
Es ist, als ob du sprechen würdest: »O Gott und Vater, ich zweifle nicht, daß die Dinge, die ich erbeten habe, ernst gemeint sind und geschehen werden – und zwar nicht darum, weil ich sie erbeten habe, sondern weil du sie hast bitten heißen und mit Gewißheit zugesagt.
Ich bin gewiß, daß du, Gott, wahrhaftig bist und nicht lügen kannst. Und so ist es nicht meines Gebetes Würdigkeit, sondern deiner Wahrheit Gewißheit, daß ich fest glaube und kein Zweifel in mir ist, daß ein Amen daraus wird.« Darum achte darauf: Nicht das Gebet ist gut und recht, das häufig, andächtig und lang ist, um zeitliches oder ewiges Gut, sondern das, das fest darauf baut und vertraut, daß es erhört wird, obwohl es in sich selbst gering und unwürdig sein mag. Gottes Wort und Verheißung machen dein Gebet gut, nicht deine Andacht! Der Glaube, auf seine Worte gegründet, ist die rechte Andacht, ohne welche alle
andere Andacht lauter Trug und Irrtum ist.

Gebet II
Was für eine große Sache ist es um ein rechtschaffenes Gebet! Es hat eine solche Bedeutung vor Gott, daß jeder, der es übt, wissen darf: obwohl ich ein armer Mensch bin, darf ich doch, ohne zu erschrecken, mit der hohen Majestät im Himmel reden; ja, um Jesu Christi, seines lieben Sohnes und unseres Herrn und Heilandes willen, lacht mich Gott freundlich an. Bei dieser Lage der Dinge braucht unser Herz und Gewissen wegen seiner Unwürdigkeit weder im Zweifel stehen, noch sich abschrecken lassen, noch von Gott weglaufen.
Darum haben die Alten das Gebet sehr fein und gut ein Aufsteigen des Herzen zu Gott
genannt. Das Herz erhebt sich – und seufzt zu Gott.
Deshalb: Betet im Herzen, und wenn es möglich ist, auch mit dem Mund; denn, so wahr Gott lebt, das Gebet erhält und bewahrt die Welt. Es würde sonst noch ganz anders darin aussehen. Paulus sagt: »Wenn unser Gebet Gott angenehm ist, gedenkt er mehr und Höheres zu tun, als wir begreifen und wünschen können.« Trotzdem stellt er sich oft so, daß es uns scheint, er will es böse mit uns machen. Dadurch kommen wir in eine Lage, in der wir manchmal nicht wissen, was wir beten sollen. Doch er als treuer Vater weiß es und tut nicht nach unserem Bitten, sondern nach seinem Wissen und Willen.
Selbst ein irdischer Vater muß oft seinem Kind gegenüber so handeln. Er darf ihm nicht tun, wie es bittet, sondern so, wie es nach des Vaters Wissen und Willen bitten sollte.
Und wenn das Kind auch weint, schadet das nichts. Seine Bitte ist deshalb dem Vater nicht weniger angenehm – auch wenn er ihm seinen Wunsch nicht direkt erfüllen kann. Auch ein Arzt darf oft nicht tun, wie oder was der Kranke will. Trotzdem hat er ihn gern, will ihm
helfen, hört ihn an – und nimmt ihm seine ungeschickten Bitten nicht für übel. Wir sehen:
Niemand kann sich vorstellen, wie wirksam das Gebet ist und was es vermag, außer der, der es erprobt und erfahren hat. Es ist eine große Sache, wenn jemand in bedrängender Not seine Zuflucht zum Gebet nehmen kann. Das weiß ich: Sooft ich mit ganzem Ernst
betete, bin ich reich erhört worden und habe mehr erlangt, als ich je zu hoffen wagte.
Wohl hat Gott zuweilen gezögert, aber es ist dennoch gekommen.

Gebet und Vertrauen
Wo man ohne Glauben und Zuversicht betet, ist das Gebet tot und nichts anderes als eine schwere Mühe und Arbeit. Ein rechter Beter zweifelt nicht daran, daß sein Gebet Gott angenehm ist und erhört wird, auch wenn ihm nicht gerade das gegeben wird, um was er bittet. Man soll Gott im Gebet die Not vorlegen, aber ihm nicht Maß, Weise, Zeit oder Ort der Erhörung vorschreiben, sondern ihm ganz überlassen, ob er uns Besseres oder Anderes geben will, als wir es wünschen, denn – oft wissen wir nicht, was wir bitten.
Daß unser Gebet Gott angenehm ist und von ihm erhört wird, darüber darf es bei uns keinen Zweifel geben; nur die Art und Weise der Erhörung müssen wir ihm frei lassen. Er wird es gewiß so machen, wie es sein soll und muß. Das sind die rechten Anbeter, die Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Die, die nicht glauben, daß sie erhört werden, sündigen auf der linken Seite – und entfernen sich durch ihren Unglauben zu weit von Gott, der doch das Gebet befohlen hat. Die anderen aber, die Gott die Art und Weise der Erhörung vorschreiben, sündigen auf der rechten Seite – und treten Gott zu nahe, indem sie ihn versuchen. Darum – beides hat Gott verboten. Man weiche von Gottes Gebot weder durch Unglauben zur linken, noch durch Versuchen zur rechten Hand ab, sondern bleibe mit einfältigem Glauben auf dem richtigen Weg: Man vertraue ihm, mache ihm aber keinerlei Vorschriften über die Erhörung. – Nicht an Geld und Gut zu hängen, nicht geizig zu sein, dieses gute Werk lehrt der Glaube aus sich selbst. Wenn sich unser Herz auf Gott verläßt und allein mit seiner Güte rechnet, wie ist’s dann möglich, daß wir geizig und besorgt sind?
Wir müssen ohne allen Zweifel gewiß sein, daß Gott sich unser annimmt. Darum kleben und hängen wir nicht am Geld. Wir gebrauchen es mit fröhlicher Mildtätigkeit zum Nutzen unseres Nächsten. Dabei sind wir gewiß: Je mehr wir weitergeben, desto mehr werden wir selber genügend haben. Denn unser Gott, auf den wir vertrauen, wird uns nicht belügen noch verlassen. Deshalb nennt Paulus keine andere Sünde Abgötterei als allein den Geiz; denn er zeigt aufs gröbste und deutlichste, daß wir Gott nicht vertrauen – und mehr Gutes von unserem Geld als von Gott erwarten. Wahrhaftig, an dieser Sache kann man am klarsten erkennen, daß alle guten Werke nur im Glauben geschehen können – und daß sie ihn einschließen müssen. Hier empfindet jeder unmißverständlich: Die Ursache des Geizes ist Mißtrauen, die Ursache der Mildtätigkeit dagegen ist der Glaube. Wenn wir Gott vertrauen, sind wir mildtätig – und zweifeln nicht daran, daß wir immer haben, was wir brauchen. Umgekehrt: Wenn wir geizig und voll Sorge sind, ist das ein Zeichen dafür, daß wir Gott nicht vertrauen.

Gute Werke I
Zuallererst muß man wissen und beachten, daß es keine guten Werke gibt außer denen, die Gott geboten hat. Und zwar ebenso, wie es keine Sünden gibt außer allein denen, die Gott verboten hat. Wer deshalb wissen will, was gute Werke sind, und will sie tun, braucht nichts anderes als Gottes Gebot zu wissen. So sagt Christus: »Willst du selig werden, so halte die Gebote.« Und als der Jüngling ihn fragte, was er tun soll, um selig zu werden, hielt ihm Jesus nichts anderes als die Zehn Gebote vor. Also, wir müssen die guten Werke nach den Geboten Gottes zu beurteilen lernen – und nicht nach dem Schein, der Größe, der Menge; auch nicht nach der Meinung der Menschen oder der menschlichen Gesetze und Ordnungen. Das erste, höchste und edelste gute Werk ist der Glaube an Christus.
Als die Juden Jesus fragten: »Was sollen wir tun, daß wir gute göttliche Werke vollbringen?«, antwortete er: »Das ist das göttliche gute Werk, daß ihr an den glaubt, den Gott
gesandt hat. «Aber – wenn wir diese Wahrheit hören oder gar verkündigen, gehen wir trotzdem oft über sie hinweg, achten sie für gering und meinen, sie sei leicht zu tun. Doch sollten wir gerade hier lange stehen bleiben und gründlich darüber nachdenken. Denn in dieses Werk müssen alle anderen Werke eingeschlossen sein – und außerdem von ihm ihre Gültigkeit erhalten. Das müssen wir deutlich sagen, damit es begriffen wird. Es gibt sehr viele, die beten, fasten, stiften, dies und jenes tun und ein scheinbar gutes Leben vor den Menschen führen; wenn du sie aber fragst, ob sie auch gewiß sind, daß Gott wohl gefällt, was sie tun, so verneinen sie. Sie wissen es nicht – oder zweifeln daran. Alle diese Werke geschehen außerhalb des Glaubens, und deshalb sind sie nichts und völlig tot. Nur so, wie das Gewissen gegenüber Gott steht und glaubt, so sind auch die Werke. Wo kein Glaube ist und kein gutes Gewissen vor Gott, ist den Werken der Kopf ab, und all ihr Leben und ihre Güte ist nichts. Im Glauben werden alle Werke gleich, eins wie das andere, aller Unterschied fällt weg, sie seien nun groß, klein, kurz, lang, viel oder wenig. Denn die Werke sind nicht ihrer selbst wegen angenehm, sondern nur um des Glaubens willen, der allein und ohne Unterschied in allen Werken ist, wirkt und lebt, ganz gleich, wie zahlreich und verschieden sie auch sein mögen. Es ist wie bei einem Leib. Alle Glieder leben vom Haupt,
wirken durch es und tragen seinen Namen. Ohne das Haupt kann kein Glied leben,
wirken oder einen Namen haben.

Gute Werke II
Vor allen guten Werken muß zuerst der Mensch gut und gerecht sein; denn wirklich gute Werke gehen nur von einem gerechten und guten Menschen aus.
Man soll die Werke eines Christen, der durch seinen Glauben und aus lauter Gnade Gottes ohne eigene Leistung gerechtfertigt und selig geworden ist, nur so ansehen, wie die Werke Adams im Paradies vor dem Sündenfall, – nicht anders. Es steht geschrieben, daß Gott den Menschen ins Paradies setzte, um es zu bebauen und zu bewahren. Nun war aber doch Adam von Gott gerecht und gut geschaffen, ohne Sünde, so daß er durch sein Tun und Wirken nicht erst gerecht werden mußte. Doch damit er nicht untätig war, gab ihm Gott etwas zu tun. Nun – das waren tatsächlich lauter freie Werke, die er für nichts anderes tat, als allein um Gott zu gefallen, und nicht, um damit Gerechtigkeit zu erlangen; denn diese hatte er ja schon zuvor, – und ohne Sündenfall wäre sie auch uns allen natürlich angeboren.
Genauso bedarf auch ein glaubender Mensch, der gewissermaßen durch seinen Glauben wieder ins Paradies gesetzt ist und von neuem geschaffen wurde, keiner Werke, um gerecht zu werden; sondern: Werke sind ihm nur deshalb zu tun befohlen, um Gott zu ehren – und
damit er nicht untätig ist, sondern sein Leibesleben ernährt und bewahrt.
Deshalb: »Gute, fromme Werke machen nie und nimmer einen guten, frommen Menschen; sondern ein guter, frommer Mensch tut gute, fromme Werke.« Umgekehrt: »Böse Werke machen nie einen bösen Menschen; sondern ein böser Mensch tut böse Werke.«

Gute Werke III
Wie es mit dem Menschen im Glauben oder Unglauben steht, so sind seine Werke –
entweder gut oder böse, nicht umgekehrt. Ebenso wie die Werke nicht gläubig machen, machen sie auch nicht gerecht; aber der Glaube, ebenso wie er gerecht macht, schafft auch gute Werke. Der Mensch lebt nicht allein für sich, sondern auch unter anderen Menschen auf Erden. Diesen gegenüber kann er nicht ohne Werke sein. Er muß mit ihnen reden und umgehen. Trotzdem hat er keines dieser Werke zur Gerechtigkeit und Seligkeit nötig.
Deshalb soll seine Meinung im Blick auf alle Werke nur dahin gerichtet sein, daß er andern Menschen damit dient und nützlich ist. Jeder hat für sich an seinem Glauben vor Gott völlig genug, so daß alle seine Werke und sein Leben ihm übrig sind, seinem Nächsten damit aus freier Liebe zu dienen.

Gesetzeswerke oder Gesetzeserfüllung I
Zuallererst müssen wir wissen, was Paulus meint mit den Worten: Gesetz, Sünde, Gnade, Glaube, Gerechtigkeit, Fleisch, Geist und dergleichen. Verstehen wir sie nicht, nützt uns
alles nicht; wir kommen nicht weiter. Das Wort »Gesetz« darfst du hier nicht nach menschlichem Gebrauch verstehen. Es ist nicht eine staatliche, irdische Verordnung, die uns sagt, was wir zu tun und zu lassen haben, wie das bei menschlichen Gesetzen der Fall ist – und wo man dem Gesetz mit äußerlichem Verhalten nachkommt, obgleich wir es innerlich
widerwillig tun: ohne die Beteiligung unseres Herzens. Sondern: Gott richtet nach des Herzens Grund! Und deshalb fordert auch sein Gesetz des Herzens Grund. Es gibt sich
nicht mit bloßen Werken zufrieden. Im Gegenteil: Es straft sogar die Werke, die nicht von Herzensgrund getan werden. Es nennt sie Heuchelei und Lüge. Deshalb heißen in Psalm 116 alle Menschen Lügner, weil keiner echt von Herzens Grund das Gesetz Gottes hält noch halten kann. Denn jedermann findet bei sich selbst Unlust zum Guten und Lust zum Bösen. Wo nun keine freie Lust zum Guten vorhanden ist, da ist auch des Herzens Grund nicht beim Gesetz Gottes. Deshalb ist da unweigerlich auf unserer Seite Sünde, auf Gottes Seite Zorn – selbst wenn nach außenhin viele guten Werke getan werden und ein ehrbares Leben den besten Eindruck macht. Darum sagt Paulus: »Das Gesetz ist geistlich.« Was heißt das? Wenn das Gesetz leiblich, irdisch oder menschlich wäre, wäre es mit bloßen Werken zufriedenzustellen, auch wenn sie widerwillig geschehen würden, also nicht von Herzens Grund. Nun ist aber das Gesetz geistlich. Und deshalb vermag ihm niemand genugzutun, außer er kann alles von Herzens Grund, das heißt willig und mit Liebe, tun. Doch – ein solches Herz gibt niemand als allein Gottes Geist. Dieser macht den Menschen dem Gesetz gleich, so daß er von Herzen Lust zu ihm gewinnt – und hinfort nicht aus Furcht oder Zwang alles tut, sondern aus freiem Herzen. In dieser Weise ist das Gesetz geistlich und will mit ebensolchem Herzen geliebt und erfüllt sein. Zugleich erfordert es einen solchen Geist. Er ist nötig. Denn wo er nicht im Herzen ist, da bleiben Sünde, Unlust und Feindschaft gegen das Gesetz, das doch nur gut, gerecht und heilig ist.

Gesetzeswerke oder Gesetzeserfüllung II
Begreife, daß ein ganz großer Unterschied besteht zwischen Gesetzeswerk und Gesetzeserfüllung. Gesetzeswerk ist alles, was der Mensch aus seinem freien Willen und mit seinen eigenen Kräften im Blick auf das Gesetz tut und tun kann. Weil aber bei solchem Tun im tiefsten Herzen doch Unlust und Zwang gegenüber dem Gesetz bleiben, sind solche Werke alle verloren und zu nichts nütze. Genau das meint Paulus, wenn er sagt: »Durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch vor Gott gerecht.« Da siehst du, daß alle diejenigen Verführer sind, die uns lehren wollen, man müsse zuerst Werke tun, um die Gnade zu erlangen. Wie kann jemand durch Werke gut werden, wenn er nicht einmal in der Lage ist, ohne Unlust und Unwillen im Herzen ein gutes Werk zu tun? Und wie sollte Gott an einem solchen Werk
Gefallen haben, das von einem unlustigen und widerwilligen Herzen ausgeht?
Dagegen das Gesetz erfüllen ist etwas ganz anderes. Es heißt: Mit Lust und Liebe seinen Willen tun und frei – ohne des Gesetzes Zwang, göttlich und heilig leben, als gäbe es weder Gesetz noch Strafe. Doch – solche Lust zu völlig freiwilliger Liebe gibt allein der Heilige Geist in unser Herz.
Der Geist aber wird allein in, mit und durch den Glauben an Jesus Christus gegeben. Und der Glaube kommt nicht anders als allein durch Gottes Wort oder Evangelium, durch das Christus gepredigt wird; und zwar, wie er Gottes Sohn und Mensch ist: gestorben und auferstanden um unseretwillen. Die Folge von all dem ist, daß nie und nimmer das Gesetz gerecht macht, sondern allein der Glaube; denn er bringt – durch Christi Verdienst – den Geist. Der Geist aber schafft ein williges und freies Herz,
gerade so, wie es das Gesetz fordert. Und auf diese Weise kommt es zu den guten Werken, nämlich – durch den Glauben!

Wenn uns unser Herz verdammt,
ist Gott größer als unser Herz.
Johannes 1,3:20

Es war ein wunderlich Krieg,
Da Tod und Leben rungen:
Das Leben behielt den Sieg,
Es hat den Tod verschlungen.

Die Schrift hat verkündet das,
wie ein Tod den andern fraß;
Ein Spott aus'm Tod ist geworden.
Halleluja!

Der Tod ist eigentlich nur die Angst vor dem Tode.

Mit dem Tode umzugehen, ist die Schule des Glaubens.

Martin Luther (1483 – 1546), deutscher Theologe und Reformator

Rechtes Sterben I
Die enge Pforte zum Tode ist die Ursache, daß uns das irdische Leben weit, das ewige
Leben dagegen eng erscheint. Deshalb muß man glauben – und an der Geburt eines Kindes lernen. Christus spricht: »Eine Frau, wenn sie gebiert, leidet Angst; wenn sie aber genesen ist, gedenkt sie der Angst nicht mehr, weil ein Mensch von ihr in die Welt geboren ist.« In gleicher Weise muß man sich auch im Sterben der Angst erwehren – und wissen, daß danach großer Raum und Freude sein werden. Je gründlicher der Tod betrachtet und angesehen wird, desto schwerer und gefährlicher ist das Sterben. Mit dem Gedanken des Todes soll man sich im Leben üben und ihn bedenken, wenn er uns noch nicht bedrängt.
Im Sterben aber, wenn er sowieso schon da ist, ist dieses Verhalten gefährlich und nützt nichts. Da muß man sich die schreckhafte Vorstellung von ihm aus dem Sinn schlagen und ihr ganz bewußt aus dem Weg gehen. Denn der Tod hat seine Kraft und Stärke in der Ängstlichkeit unserer Natur und darin, daß wir ihn zur Unzeit zuviel ansehen und betrachten.
Mit der Sünde ist es ebenso. Auch sie wird dadurch groß, daß man sie zuviel ansieht und zu eindringlich bedenkt. Außerdem hilft dazu noch die Verzagtheit unseres Gewissens, das sich vor Gott schämt und uns deshalb schrecklich verdammt. Und so hat der Tod eine Möglichkeit gefunden, wo er uns bedrängen kann. Er macht die Sünden so zahlreich und groß, daß der Mensch verzagt, eine schreckliche Angst vor dem Sterben bekommt und kein Ja zu ihm finden kann. Auf diese Weise rückt ihm Gott ferne – und er wird für ungehorsam befunden bis in seinen Tod. Besonders geschieht das, weil der Mensch meint, jetzt sei die rechte Zeit, die Sünde zu betrachten und sich mit ihr zu befassen. Kein Wunder, daß er sich dann fürs Sterben so ungeschickt und unvorbereitet findet, ja daß auch selbst alle seine guten Werke zu lauter Sünden werden. Daraus muß natürlicherweise ein unwilliges, ängstliches Sterben folgen – außerdem Ungehorsam gegen Gottes Willen und ein ewiges Verdammen. Beim Sterben die Sünden zu betrachten, ist nicht die rechte Zeit. Das muß in der Zeit unseres Lebens geschehen. Wir sehen: In dieser Weise verdreht uns der Böse alle Dinge im Leben: Wo wir das rechte Bild des Todes, der Sünde, der Hölle ständig vor Augen haben sollten, da tut er uns die Augen zu und verbirgt uns dieses Bild. Im Tod aber, wo wir nur das
Leben, die Gnade und Seligkeit vor Augen haben sollten, tut er uns in falscher Weise die Augen auf – und ängstigt uns mit Sünde und Verdammnis. Und dadurch sehen wir die wahrhaftige, selige Wirklichkeit nicht.

Rechtes Sterben II
Wer mit den Gedanken des Todes recht fechten und sie austreiben will, dem wird es nicht genügen, daß er sich mit ihnen zerre, herumschlage oder mit ihnen ringe; denn sie sind ihm zu stark – und es wird mit ihm immer schlimmer. Die rechte Kunst heißt hier, diese Gedanken ganz und gar fallen zu lassen und nicht mit ihnen umzugehen. Wie aber geht das zu? Ganz einfach: Du mußt den Tod im Leben, die Sünde in der Gnade, die Hölle im Himmel ansehen. Und du darfst dich dabei durch nichts irremachen lassen. Du darfst den Tod weder an sich, noch in dir, noch in der Natur, noch in denen, die durch Gottes Zorn getötet wurden und die der Tod überwunden hat, ansehen oder betrachten – sonst bist du verloren und wirst wie sie überwunden werden. Sondern du mußt deine Augen, deines Herzens Gedanken und alle deine Sinne gewaltsam wegwenden von diesem Schreckbild – und den Tod fest und entschlossen nur in denen ansehen, die in Gottes Gnade gestorben sind und den Tod überwunden haben, besonders in Christus, dann in allen seinen Glaubenden. Sieh, in diesen Bildern wird dir der Tod nicht schrecklich noch grauenhaft erscheinen, ja er wird verachtet und getötet und schon im Leben erwürgt und überwunden. Denn Christus ist nichts als lauter Leben, ebenso seine Glaubenden. Je fester und eindringlicher du dir dieses Bild ansiehst und einprägst, desto mehr fällt das Schreckbild des Todes ab und verschwindet von selbst – und zwar ohne alles Zerren und Streiten. Und dein Herz hat Frieden und kann mit Christus und in Christus ruhig sterben. So steht es in der Offenbarung:
»Selig sind die Toten, die in dem Herrn Christus sterben.« – Die wirklich Glaubenden sind weise. Sie verstehen es, wozu der göttliche Wille – gemeint ist gerade allerlei Unglück gut ist. Sie wissen, wie sie sich helfen können und darin verhalten sollen. Es ist ihnen bekannt, daß noch nie ein Feind von einem Flüchtigen verjagt worden ist. Ebenso kann auch kein Leiden, keine Bedrängnis, keine Pein oder gar der Tod mit Ungeduld und Flucht oder mit Suchen nach falschem Trost überwunden werden, sondern allein damit, daß man entschlossen stillsteht und beharrlich aushält, ja dem Unglück und dem Tod getrost entgegengeht. Das Sprichwort ist wahr: »Wer sich vor der Hölle fürchtet, kommt hinein.«
Das heißt: Wer sich vor dem Tod fürchtet, den verschlingt er auf ewig. Wer sich vor Leiden fürchtet, wird überwunden. Furcht bewirkt nichts Gutes. Deshalb muß man in allen diesen Dingen frei und keck sein – und feststehen.

Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: »Tut Buße«, so will er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete Buße sein soll.
Gott vergibt keinem die Schuld, den er nicht zugleich ganz und gar demütig macht.
Ein jeder Christ, der über seine Sünden wahre Reue empfindet, hat vollkommene Vergebung von Strafe und Schuld zu erwarten.
Ein jeder wahrhaftige Christ, er sei lebendig oder tot, ist teilhaftig aller geistlichen Güter Christi und der Kirche durch Gottes Geschenk. Der wahre Schatz der Kirche ist das heilige Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes.

Martin Luther, Lob des irdischen Friedens
84 Das rote Meer haben wir überwunden, ei, so wollen wir diesen Haufen der Philister,
Edomiter, Moabiter und Kananiter auch schlagen und überwinden. 0 hilf, daß wir es bald tun, und tue du es; denn du bist allein mächtig. Du hast neulich den Pharao und die Ägypter im roten Meer ersäuft, darum hoffen wir, du werdest andere Völker mehr vor uns her vertilgen, und uns in das gelobte Land bringen. Wie soll er es aber tun? Nimm ihnen das Herz! Denn diese Kunst hat Gott, er hauet einem nicht eine Faust oder Bein ab, sondern er nimmt die Mannheit und den Mut, daß einem das Herz entfällt, daß kein Mut oder Mannheit da ist. [ … ] Wenn der Mut hinweg ist, dann steht man wie ein Narr, ja, es kann einer kaum auf den Beinen stehen, Arme und Beine werden zitternd und machtlos, daß einer
da liegt wie ein Klotz, läßt auf sich hauen und stechen, als auf einen Klotz oder Holz.

Ein Knabe kann einen Mann erwürgen. Also läßt unser Herr Gott einem die Fäuste ganz, den Harnisch und Spieß und das Messer unentzogen. Aber er gibt ein verzagt Herz, wenn man mit dem Feinde schlagen soll. Darum liegt es nicht an der Faust, noch am Schwerte, sondern der Mut, der tut es. Wenn einer ein Ding in Sinn nimmt; daß er es tun darf, so ist es schon halb geschehen. Denn hüte dich vor dem, der dich mit Ernst meint; denn wenn es im Sinne also beschlossen ist, so geht die Faust bald hernach.

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will. Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778), Genfer Schriftsteller, Philosoph und Pädagoge; wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution

Lutherschrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“
Martin Luther Von der Freiheit eines Christenmenschen
Martin Luther: Von der Freiheit eines Christenmenschen
MARTIN LUTHER: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (1520)

Referat über Martin Luthers „Von der Freiheit eines Christenmenschen“
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Zusammengefasst könnte man es noch kürzer auch so formulieren:
Der Mensch ist frei, um zu dienen.


Erasmus von Rotterdam
27.10.1466 – 12.7.1536

„Die Allgemeinheit war ja wohl immer schon der schlechteste Lehrer für das Leben und Fühlen. Und niemals stand es so gut um die menschlichen Dinge, dass nicht der grossen Menge gerade das Schlechteste gefiel.“
„Von den Studierten behaupten die Rechtsgelehrten, allen anderen weit voraus zu sein, und niemand ist auf sich so eingebildet wie sie. In einem Atemzug drechseln sie wer weiss wie viel aus der Luft gegriffene Gesetze zusammen, und indem sie Auslegungen auf
Auslegungen und Erläuterungen auf Erläuterungen häufen, erwecken sie den Eindruck,
dass von allen Wissenschaften die ihrige die anstrengendste Tätigkeit erfordert!“
Desiderius Erasmus von Rotterdam war ein bedeutender niederländischer Gelehrter,
Theologe, Philosoph und Kirchenkritiker der europäischen Aufklärung (u.a. „Adagia“ 1508,
„Lob der Torheit“ 1511) [1]. Er gilt als der berühmteste Humanist seiner Zeit der europaweit vernetzt war. Zunächst absolvierte er ein Studium an der Universität in Paris.
Wenig angetan vom Unterricht, unternahm er zahlreiche Reisen nach Belgien u. England und kam so in Kontakt mit wichtigen Denkern wie Thomas Morus und John Colet.
Danach lehrte Erasmus in Cambridge, Basel und Freiburg. In satirischen und kritischen Schriften offenbarte er seine Ablehnung gegen die Reformation und Luther.
Dennoch fusste auf seiner griechischen Erstausgabe Luthers Übersetzung des Neuen
Testaments. Auf Erasmus geht auch die noch heute gebräuchliche Aussprache des Altgriechischen zurück. Er ist der Namensgeber für das europäische Studienaustauschprogramm.
Humanismus: Erziehung zur Freiheit oder Optimierung des Menschen?

EIN KOSMOPOLITISCHE VORDENKER
Erasmus von RotterdamEin kosmopolitische Vordenker
[1] Das Lob der Torheit
Zusammenfassung
Erasmus von Rotterdam Das Lob der Narrheit
Hörbuch – Ausschnitt
https://youtu.be/HEMXNeKBHUE
Hörbuch – Komplett
https://youtu.be/CedDe1Pimrg
@ #Gutenbergprojekt
https://www.projekt-gutenberg.org/era…/torheit/chap02.html

Zitate von #ErasmusVonRotterdam
„Der Mensch liebt die Veränderung nicht, denn sich zu verändern bedeutet,
ehrlich in die Tiefe der eigenen Seele zu blicken und sich selbst
und das Eigene Leben in Frage zu stellen.“
„Von den Schlechten verlacht zu werden, ist fast ein Lob.“
„Die ganze Welt ist ein gemeinsames Vaterland.“
„Besser ist es, weniger zu wissen und mehr zu lieben,
als viel zu wissen und nicht zu lieben.“

„Man muss sich sehr hüten, sich über einen Fehler geringschätzig hinwegzusetzen.
Denn kein Feind siegt häufiger als der, den man verächtlich behandelt.“
„Doch der Mensch führt nicht mit dem Menschen Krieg, sondern mit sich selbst,
und gerade aus dem eigenen Inneren fällt uns die feindliche Schlachtreihe an.“
„Willst du offenkundig sehen, was für eine gottlose Sache der Krieg ist,
so nimm wahr, von welchen Leuten er geführt wird.“
„Wer den Kern sucht, muss die Schale brechen.“
„Je weniger wir die Trugbilder bewundern,
desto mehr vermögen wir die Wahrheit aufzunehmen.“
„Die Zahl der Dummen und Einfältigen ist überall sehr gross.“
„Für jeden riecht sein eigener Misthaufen gut.“
„Zwei Dinge verhindern den Menschen an der Erkenntnis dessen, was zu tun ist:
erstens die Scham, die den Geist verblendet, und dann die Furcht, welche durch deutliches Vorhalten der Gefahr die Untätigkeit wünschenswerter erscheinen lassen.“
„Wird der einen anderen lieben, der sich selber hasst?“
„Krieg erscheint denen schön, die ihn nicht erfahren haben.“
„Wie viele Male schaut der Wille durch’s Fenster, ehe die Tat durch’s Tor geht.“
„Ich liebe die Freiheit … Ich werde nie einer Partei dienen können.“
„Kein Feind siegt öfter als der, dem man keine Beachtung schenkt.“
„Wer sich von der Hoffnung nährt, ist stets in der Schwebe und lebt nicht.“
„Insbesondere wenn ich mir die Sitten der Gegenwart vor Augen führe,
würde ich eher einen Zinswucherer billigen als diese elende Art von Geschäftsleuten,
die mit List, Lüge, Betrug und Verstellung allein ihrem eigenen Gewinn nachjagen,
die hier etwas kaufen, um es dort zum doppelten Preis zu verkaufen,
oder die mit ihren Monopolen das arme Volk ausplündern.“
„Die Habsucht ist soweit fortgeschritten, dass es auf der gesamten Welt nichts gibt, weder etwas Heiliges, noch etwas Weltliches, aus dem kein Gewinn geschlagen werden könnte.“
„Wahre Weisheit umfasst nicht nur die Erkenntnis des Wahren,
sondern auch den Drang und die Liebe zum Ehrenvollen.“
„Es muss erlaubt sein, das, was mehr als wahr ist, offen auszusprechen.“
„Alles bezwingt die Liebe, und kämpft doch ohne Mord und Blut.“
Weitere Zitate: Zitate von Erasmus von Rotterdam
#erasmusvonrotterdam

Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie sau’r er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht, er ist gericht’:
ein Wörtlein kann ihn fällen.
Berlin, 27.10.1989 – Die Martin-#Luther-Statue kehrt aus ihrem „Exil“ in Weissensee nach Berlin-Mitte zurück, hier bei der Vorbeifahrt am #Lenin von Nikolai Tomski

https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_feste_Burg_ist_unser_Gott

Gauck bei Maischberger „Wir können einmal frieren für die Freiheit“
Ehemaliger Weggefährte über Gauck „Das Etikett Bürgerrechtler hat er zu Unrecht“
War Joachim Gauck ein DDR-Bürgerrechtler?
Gauck appellierte v.a. an die jungen Menschen in Deutschland: „Ihr könnt nicht wissen, was ihr später einmal ertragen werdet. Wir sind stärker als es uns unsere Angst einredet.“ Stets daran denken: Gauck weiss wovon er redet.
In der Diktatur DDR hat er sich situationselastisch angepasst, um kurz vor Umschwung
auf den Gegenzug zu hopsen und mit pastoralem Gefasel bis zum Bundespräsidenten aufzusteigen!- situationselastisch Anpassung, ist das Gauck’sche Zauberwort seines
Handeln. Jetzt verzichtet er garantiert auf seine Privilegien und wird mit der Jugend,
in Gedanken vereint, mitfrieren, für die Freiheit. Darum: seid so stark wie Gauck.
Greift ab, was es abzugreifen geht und reagiert situationselastisch.
Immer daran denken. Gauck handelt und handelte stets nach dem Luther Zitat:
„Auf fremden Arsch ist gut durchs Feuer reiten.“

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