Auszug aus Wikipedia:
Buch „Die Alternative“
Im zweiten Teil analysiert Bahro die real existierende Gesellschaftsform, die seiner Meinung nach fälschlich als Sozialismus bezeichnet wird und in Wirklichkeit noch immer eine Klassengesellschaft sei. Wie diese Gesellschaft funktioniert, stellt er detailliert dar, und er argumentiert, dass darin die Ursachen für die zu beobachtende Stagnation der Wirtschaft lägen.
Im dritten Teil schließlich entwickelt er Lösungsvorschläge, welche die Forderung nach einer erneuten Revolution, die nicht nur die gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern auch die Menschen verändern müsse, beinhalten. Im Kern gehe es um die Überwindung der Subalternität, der „Daseinsform und Denkweise ‚kleiner Leute‘“. Die Aufteilung der Arbeit sei abzuschaffen, alle Menschen sollten an Wissenschaft und Kunst wie auch an niederen Arbeiten teilhaben.
Wirken in Westdeutschland
Unter dem Stichwort „Kommune wagen“ mischte sich Bahro in die Diskussion über alternative Lebensgemeinschaften ein, die in der Gründungsphase der Grünen lebhaft geführt wurde. Damit griff er ein bereits in der Alternative angesprochenes Motiv auf. Die Veränderung der Gesellschaft müsse im Kleinen beginnen, und das erfordere eine Veränderung der Menschen selbst, zu der auch eine Wiederentdeckung der Spiritualität gehöre. Dabei bezog er sich insbesondere auf die Ordensgemeinschaft der Benediktiner und auf die mystische Gotteserfahrung.
R. BAHRO (Die Alternative: Zur Kritik des real existierenden Sozialismus)
Marx/Engels: Der Kommunismus ist die Aufhebung des kapitalistischen Privateigentums (MEW 4/475).
Aber darunter verstanden sie nicht bloß den Akt seiner Abschaffung, z.B. durch Verwandlung des Staats in den allgemeinen Kapitalisten, sondern vor allem den sozialökonomischen Prozeß der positiven Aneignung des erarbeiteten gesellschaftlichen Reichtums durch die frei assoziierten Produzenten. Alles das zusammen läßt sich auf den Generalnenner Vergesellschaftung der Produktivkräfte bringen, und das, obwohl noch unvollendet, im Weltmaßstab …
Aufhebung des Privateigentums umschließt nun vor diesem Hintergrund für Marx die folgenden systematisch miteinander zusammenhängenden Prozesse:
Die unmittelbare Vergesellschaftung der Produktionsmittel und Produktionsbedingungen, d.h. der bisher im Kapital konzentrierten vergangenen, vergegenständlichten Arbeit.
Die Aufhebung der alten Arbeitsteilung, d.h. der knechtenden Unterordnung der Individuen unter beschränkte Teilarbeiten. Hier gilt es zweierlei: Zum einen die Überwindung der überlieferten und in der ganzen Struktur der bisherigen Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse verankerten sozialen Gegensätze (Ungleichheiten) von Mann und Frau, Stadt und Land, körperlicher und geistiger Arbeit. Zum anderen Überwindung der technischen Arbeitsteilung innerhalb der Fabrik …
Die Aneignung der Produktionsmittel durch die assoziierten Produzenten vernichtet den schärfsten, den politischen Ausdruck der alten Arbeitsteilung und Klassenherrschaft, die Staatsmaschine, den Staatsapparat, und hebt die vom Staat usurpierten notwendigen gesellschaftlichen Funktionen jenseits aller Herrschaft über Menschen auf in der unpolitischen Verwaltung von Sachen, die nicht eingesetzten Beamten, sondern gewählten, jederzeit verantwortlichen und effektiv absetzbaren Delegierten obliegt.
Sobald die Enteignung der Kapitalisten vollzogen und gegen ihre Restaurationsversuche gesichert ist, stehen die Produzenten vor der positiven Aufgabe, nun gemeinschaftlich über den ganzen Produktionsprozeß und demzufolge auch über die Verteilung der Ergebnisse zu verfügen. Diese Aufgabe hatte für Marx nichts mit der Frage der Diktatur (als -gewissermaßen –„Außenpolitik“ der Arbeiter gegen die Bourgeoisie) zu tun. Aber gerade sie erwies sich inzwischen als das große ungelöste Problem der industrialisierten Länder.
Es können sich heute nur wenige Menschen überhaupt vorstellen, wie die Gesellschaft ihre Staatsmaschine loswerden sollte. Und dies, obwohl es sich längst praktisch als kolossaler Unterschied erwiesen hat, ob die assoziierten Werktätigen selbst ihren Reproduktionsprozeß kontrollieren oder ob (angeblich? tatsächlich?) „in ihrem Interesse“ darüber verfügt wird. Der Koloß, der sich in unserem real existierenden Sozialismus Partei-und-Regierung nennt, „vertritt“ die gemeinte freie Assoziation ebenso wie in allen früheren Zivilisationen der Staat die Gesellschaft vertrat.
Es gibt zwischen dem Kommunismus von Marx und dem real existierenden Sozialismus im sowjetischen Block in keinem Punkte einen schon theoretisch derart ins Auge fallenden Gegensatz wie im Hinblick auf den Charakter des Staates. Indem ich noch einmal vorausschicke, dass es sich um eine Feststellung, nicht um eine Anklage handelt, werde ich zeigen, dass in unseren Ländern eine Staatsmaschine herrscht, wie sie Marx in der Revolution zerbrechen wollte, um sie in keiner Form und unter keinem Vorwand wieder auferstehen zu lassen. Für Marx, den Dialektiker, verstand es sich von selbst, dass die Form der Maschine, mit der die Bourgeoisie ihre Herrschaft ausübt, untrennbar von ihrem Inhalt ist, so dass es sich nie und nimmer darum handeln konnte, die alten Beamtenschwärme auseinanderzujagen, die Kommandostellen umzutaufen und mit neuen Kadern zu versehen. Nein, schon in der Deutschen Ideologie (MEW 3/77) hatte es geheißen, die Proletarier „befinden sich …im direkten Gegensatz zu der Form, in der die Individuen der Gesellschaft sich bisher einen Gesamtausdruck gaben, zum Staat, und müssen den Staat stürzen, um ihre Persönlichkeit durchzusetzen.“ Denn der Herrschafts-und Unterdrückungszweck durchdrang die ganze Konstruktion der Maschine, aus der man unmöglich ein Instrument der Emanzipation machen konnte. Deshalb musste an ihrer Stelle sofort die Kommune treten, wenn man will: der Kommunestaat. Sofort, nicht etwa erst im vollendeten Kommunismus! Alles, was wir über den Kommunestaat bei Marx und Engels lesen können, betrifft den Übergang zum Sozialismus, zur ersten Phase des Kommunismus. Denn, nach Engels abschließender Äußerung von 1891: „Seht euch die Pariser Kommune an. Das war die Diktatur des Proletariats“ (MEW 17/625).
Marx leitete seine Charakteristik dieser endlich gefundenen „politischen Form für die soziale Emanzipation“ im ersten Entwurf zum „Bürgerkrieg in Frankreich“ ein mit der Beschreibung ihres Gegenteils, der zentralisierten Staatsmaschinerie, „die mit ihren allgegenwärtigen und verwickelten militärischen, bürokratischen, geistlichen und gerichtlichen Organen die lebenskräftige bürgerliche Gesellschaft wie eine Boa constrictor umklammert“ (MEW 17/538).
„Jedes geringfügige Einzelinteresse, das aus den Beziehungen der sozialen Gruppen hervorging, wurde von der Gesellschaft selbst getrennt … und ihr in der Form des Staatsinteresses, das von Staatspriestern mit genau bestimmten hierarchischen Funktionen verwaltet wird, entgegengesetzt“ (MEW 17/539f.)… Das Zweite Kaiserreich, das die Kommune ablöste, war die prostituierteste Form einer Regierungsgewalt gewesen, die sich anmaßt „Herr statt Diener Gesellschaft zu sein“ (MEW 17/542).
Die Kommune „beginnt die Befreiung der Arbeit – ihr großes Ziel-, indem sie einerseits die unproduktive und schädliche Tätigkeit der Staatsparasiten abschafft, die Ursachen beseitigt, denen ein riesiger Anteil des Nationalprodukts für die Sättigung des Staatsungeheuers zum Opfer gebracht wird, und indem sie andererseits die tatsächliche örtliche und nationale Verwaltungsarbeit für Arbeiterlohn durchführt. Sie beginnt daher mit einer unermesslichen Einsparung, mit ökonomischer Reform ebenso wie mit politischer Umgestaltung“ (MEW 17/546). „Die Kommune war eine Revolution gegen den Staat selbst, gegen diese übernatürliche Fehlgeburt der Gesellschaft“, gegen „diese abscheuliche Maschine der Klassenherrschaft“ (MEW 17/541). „Beseitigung der Staatshierarchie überhaupt und Ersetzung der hochfahrenden Beherrscher des Volkes durch jederzeit absetzbare Diener, der Scheinverantwortlichkeit durch wirkliche Verantwortlichkeit, da sie dauernd unter öffentlicher Kontrolle arbeiten“ (MEW 17/544). Die Arbeiterklasse müsse sich, erläuterte hierzu Engels, angesichts der Tatsache, dass die Staatsorgane bisher immer ihre Sonderinteressen zur Geltung gebracht hätten, „gegen ihre eigenen Abgeordneten und Beamten“ sichern. Dazu habe sie in der Kommune „zwei unfehlbare Mittel“ angewandt: „Erstens besetzte sie alle Stellen, verwaltende, richtende, lehrende, durch Wahl nach allgemeinem Stimmrecht der Beteiligten, und zwar auf jederzeitigen Widerruf durch die selben Beteiligten. Und zweitens zahlte sie für alle Dienste, hohe wie niedrige, nur den Lohn, den andere Arbeiter empfingen …Damit war der Stellenjägerei und dem Strebertum ein sichrer Riegel vorgeschoben“ (MEW 17/623f.).
So konnte es nicht ausbleiben, dass die Kommune tat, was nie eine Hierarchie, nie eine Bürokratie, tun wird: „Sie veröffentlichte alle Reden und Handlungen, sie weihte das Publikum ein in alle Unvollkommenheiten“ (MEW 17/348). Marx erklärte ausdrücklich, es würde keine Funktionäre, keine „Routiniers“ des bekannten Typus geben: Es „konnte nichts dem Geist der Kommune fremder sein, als das allgemeine Stimmrecht durch hierarchische Investitur zu ersetzen“ (MEW 17/340). „Das allgemeine Stimmrecht wird seinem wirklichen Zweck angepaßt: durch die Gemeinden ihre eigenen Beamten für Verwaltung und Gesetzgebung zu wählen.“ (MEW 17/544). Und so bis hinauf zur nationalen Ebene, wo die Vertretung auch eine gewählte, zugleich beschließende und ausführende Körperschaft sein würde. Die Nation sollte nichts sein als der Zusammenschluß der Kommunen. „Ganz Frankreich würde sich zu selbsttätigen und sich selbst regierenden Kommunen organisieren …, die(zentralen) Staatsfunktionen würden auf einige wenige Funktionen für allgemeine nationale Zwecke reduziert.“ (MEW 17/545). Und auch die wenigen öffentlichen Funktionen, die zur Zentralregierung gehören würden, sollten durch „kommunale Beamte und daher unter Kontrolle der Kommune ausgeführt werden.“ (MEW 17/596). Wir wollen hier, angesichts unserer verhärteten Erfahrung mit dem Ersatz der Assoziation durch ihre regierende Stellvertretung, einfügen, dass „die Kommune“ wirklich die Kommune, d.h. das öffentliche Gemeinwesen ist, und nicht etwa bloß ein Ausschuß , ein gewählter oder (scheinbar gewählter) Rat. Dieses System ist die radikale Abschaffung der Bürokratie, selbstredend auch des stehenden Heeres, der zentralisierten Polizei. Die Kommune ist also wirklich „die Rücknahme der Staatsgewalt durch die Gesellschaft als ihre eigne lebendige Macht …, die Rücknahme der Staatsgewalt durch die Volksmassen selbst …(MEW 17/543). Allerdings, sie ähnelt auf diese Weise sehr den Zuständen, die bei uns als Anarchie verschrien werden. Wird denn das alles nicht zu einem großen Chaos führen? Marx sagte: „Die Einheit der Nation sollte nicht gebrochen werden, sondern im Gegenteil organisiert werden durch die Kommunalverfassung; sie sollte Wirklichkeit werden durch die Vernichtung jener Staatsmacht, welche sich für die Verkörperung dieser Einheit ausgab, aber unabhängig und überlegen sein wollte gegenüber der Nation …“ (MEW17/340). Engels wies darauf hin, dass die Blanquisten in der Praxis der Kommune ihre ursprüngliche Konzeption einer diktatorischen revolutionären Zentralgewalt preisgaben: „Großgezogen in der Schule der Verschwörung, zusammengehalten durch die ihr entsprechende straffe Dishin, dass die Blanquisten in der Praxis der Kommune ihre ursprüngliche Konzeption einer diktatorischen revolutionären Zentralgewalt preisgaben: „Großgezogen in der Schule der Verschwörung, zusammengehalten durch die ihr entsprechende straffe Disziplin, gingen sie von der Ansicht aus, dass eine verhältnismäßig kleine Zahl wohlorganisierter Männer imstande sei, in einem gegebenen günstigen Moment das Staatsruder nicht nur zu ergreifen, sondern auch durch Entfaltung großer, rücksichtsloser Energie so lange zu behaupten, bis es ihr gelungen, die Masse des Volks in die Revolution hineinzureißen und um die führende kleine Schar zu gruppieren. Dazu gehörte vor allen Dingen strengste, diktatorische Zentralisation aller Gewalt in der Hand der neuen revolutionären Regierung. Und was tat die Kommune, die der Mehrheit nach aus eben diesen Blanquisten bestand? In allen ihren Proklamationen an die Franzosen der Provinz forderte sie diese auf zu einer freien Föderation aller französischen Kommunen mit Paris, zu einer nationalen Organisation, die zum erstenmal wirklich durch die Nation selbst geschaffen werden sollte“ (MEW 17/623).
Ebenso wie sich der Bau des gesellschaftlichen Lebens auf die Kommunen gründen sollte, so würde sich der Prozeß der nationalen Produktion auf die von Arbeiterräten geleiteten Produktivgenossenschaften gründen. Engels hob hervor, „dass bei weitem das wichtigste Dekret der Kommune eine Organisation der großen Industrie und sogar der Manufaktur anordnete, die nicht nur auf der Assoziation der Arbeiter in jeder Fabrik beruhen, sondern auch alle diese Genossenschaften zu einem großen Verband vereinigen sollte.“ (MEW 17/623). „Aber dies ist der Kommunismus, der unmögliche Kommunismus! … wenn die Gesamtheit der Genossenschaften die nationale Produktion nach einem gemeinsamen Plan regelt …“ (MEW 17/343). Das Programm der Kommune im Rücken verspottete Engels die „abergläubische Verehrung des Staates“ besonders in Deutschland, „die sich um so leichter einstellt, als man sich von Kindesbeinen daran gewöhnt hat, sich einzubilden, die der ganzen Gesellschaft gemeinsamen Geschäfte und Interessen könnten nicht anders besorgt werden, als wie sie bisher besorgt worden sind, nämlich durch den Staat und seine wohlbestallten Behörden“. Der Staat überhaupt ist „im besten Fall ein Übel, das dem im Kampf um die Klassenherrschaft siegreichen Proletariat vererbt wird und dessen schlimmste Seiten es ebensowenig wie die Kommune umhin können wird, sofort möglichst zu beschneiden, bis ein in neuen, freien Gesellschaftszuständen herangewachsenes Geschlecht imstande sein wird, den ganzen Staatsplunder von sich abzutun“ (MEW 17/625). An eine „wirtschaftlich-organisatorische“ oder gar an eine „kulturell-erzieherische“ Funktion Leviathans haben Marx und Engels also nicht gedacht. Sie waren vielmehr der Meinung, „die Prinzipien der Kommunen seien ewig und könnten nicht zerstört werden; sie werden sich immer wieder und wieder durchsetzen, bis die Arbeiterklasse befreit ist“ (MEW 17/637). Denken wir nur an den real existierenden Sozialismus mit seiner weit über das Spektrum der finanziellen Einkünfte hinausreichenden Kultivierung der sozialen Ungleichheiten; mit der Fortdauer von Lohnarbeit, Warenproduktion und Geld; mit seiner Rationalisierung der alten Arbeitsteilung; mit seiner quasikirchlichen Familien- und Sexualpolitik; mit seinen hauptamtlichen Funktionärskadern, seiner stehenden Armee und Polizei, die alle nur nach oben verantwortlich sind; mit seinen offiziellen Korporationen zur Einordnung und Bevormundung der Bevölkerung; mit seiner Verdopplung der unförmigen Staatsmaschine in einen Staats – und Parteiapparat; mit seiner Isolierung in den Staatsgrenzen – so ist seine Unvereinbarkeit mit den Auffassungen von Marx und Engels evident. Um es noch einmal zu sagen: Die Apologetik dieser Zustände hat recht, soweit sie sie auf die verschiedensten historischen Notwendigkeiten und Zufälligkeiten, objektiven und subjektiven Faktoren zurückführt. Sie sind von niemandes Willkür erzeugt und bedürfen daher insgesamt gesehen weder der Rechtfertigung noch Entschuldigung, sondern der wahrhaften Beschreibung und Analyse. Der polemische Ton solcher Kritik im strengen Sinne des Wortes ist nur durch die Heuchelei bedingt, mit der man diese Verhältnisse als Sozialismus und damit, wie gehabt, unterschwellig wieder als ewig und natürlich ausgibt. Unsere offiziellen Ideologen wollen und können schlechterdings nicht einmal sagen, worin sich ein ferner Kommunismus prinzipiell von unseren bestehenden Zuständen unterscheiden soll. Sie kennen nur eine einzige Perspektive, und das ist die unaufhörlich „wachsenden Rolle“ ihrer Partei –und Staatsmaschine. Es waltet eine eigene Dialektik in ihrer Argumentation, wonach gerade darin der Fortschritt zum Kommunismus bestünde. Verstaatlichung statt Vergesellschaftung, und das heißt: Vergesellschaftung in total entfremdeter Form.
Marx und Engels fahren auch an der zitierten Stelle unmittelbar fort, „eben aus diesem Widerspruch des besonderen und gemeinschaftlichen Interesses nimmt das gemeinschaftliche Interesse als Staat eine selbständige Gestaltung, getrennt von den wirklichen Einzel- und Gesamtinteressen, an …als illusorische Gemeinschaftlichkeit“ (MEW 3/33). Historisch gesehen ist der Staat nächst der Religion das umfassendste Entfremdungsphänomen, nämlich dasjenige mit der größeren zeitlichen Ausdehnung. Die Pyramiden beruhen ja nicht auf Ausbeutung vermittels Privateigentum, und die Monumente des Stalinismus, mit dem Mausoleum angefangen, indem man Lenin wie einen Pharao mumifizierte, ebensowenig.
Die Grundeinstellung der unmittelbaren Produzenten zu „ihrem“ Staat unterscheidet sich bis heute nicht wesentlich von der der Arbeiter im Kapitalismus zu „ihrem“ Konzern. Angesichts des Fortbestehens von Arbeitsteilung, Warenproduktion und Geld hat sich auch an den Prinzipien und der Gliederung der Leistungsbewertung nichts geändert. Der Lohn ist nichts als der vom Aneigner Staat gezahlte Preis der Ware Arbeitskraft. Es ist ein rein ideologischer Salto mortale, die Warennatur der Produkte im real existierenden Sozialismus anzuerkennen und zugleich die damit assoziierte Warennatur der Arbeitskraft zu verleugnen. Der Gedanke des sozialistischen Wettbewerbs, identisch mit der Hoffnung auf die Masseninitiative der unmittelbaren Produzenten musste sich insofern als utopisch erweisen. Unmittelbar Gebrauchswerte für „Fernstehende“, für die Gesellschaft zu schaffen, das setzt einen Zustand voraus, in dem es keines besonderen Ethos, keiner altruistischen Motive, keiner Idealisierung der Selbstaufopferung mehr bedarf, weil die Arbeit als „erstes Lebensbedürfnis“ oder, vielleicht verständlicher – „natürliche Lebensäußerung“ der Individuen, ihr entscheidendes „Genuß- und Entwicklungsmittel“ geworden ist, eben als die soziale Tätigkeit, in der sie sich kommunikativ aneinander bestätigen und entfalten können. Solange aber der Wettbewerb der Individuen noch im Rahmen grundlegender sozialer Ungleichheiten vor sich geht, kann er sich nicht unmittelbar auf den Qualitätsvergleich der produktiven Lebensäußerungen beziehen… Ein Teil der bürgerlichen Propagandisten macht nicht erst aus Gehässigkeit, sondern schon aus Dummheit den Fehler, von unserer Propaganda für bessere qualitative und vor allem quantitative Ausnutzung der Arbeitszeit auf einen starken Leistungsdruck in den Betrieben zu schließen. In Wirklichkeit ist natürlich nicht nur die Arbeitsintensität, sondern auch die Arbeitsdisziplin niedriger als im Kapitalismus. Arbeitsrecht und Sozialpolitik sind auf eine dem archaischen „Staatssozialismus“ etwa der Inkas vergleichbare Sozialversicherungspflicht abgestellt, die aber in den frühen Zeiten immer diese oder jene Form außerökonomischen Arbeitszwangs zur Seite hatte. Schon Fourier hatte gesehen , „dass sich das Volk dem Müßiggang ergeben würde, wenn es über ein reichliches Existenzminimum, eine gesicherte Ernährung und einen anständigen Unterhalt verfügte, weil die zivilisierte Produktionsweise so abstoßend ist“. Und er hatte den Schluß gezogen: „In der sozialistischen Ordnung muß deshalb die Arbeit soviel Reiz bieten wie heute unsere Festlichkeiten und Schauspiele.“ „Die Heilmittel gegen Faulenzerei und andere Laster, die die Assoziation zerrütten könnten, liegen in der Erforschung und Entdeckung eines anziehenden Produktionssystems, das die Arbeit in ein Vergnügen umwandelt und die Ausdauer des Volkes bei der Arbeit und damit die Ableistung des vorgeschossenen Existenzminimums garantiert.“ (Von Babeuf bis Blanqui, Band II: Texte, S.192, 183, Leipzig 1975). Übrigens war dieses anziehende Produktionssystem für Fourier eine Frage der sozialen Organisation und Verteilung der Arbeit, überhaupt nicht ihrer Technisierung! Das – durchaus nicht notwendig antagonistische – Bemühen der Individuen nicht nur um ihre einfachen Existenzbedingungen, sondern um je historisch bestimmte Entfaltungs –und Entwicklungsbedingungen, die nachher Maß und Art ihres Lebensgenusses in der Gesellschaft bestimmen, ist der allgemeinste Grundzug der Geschichte überhaupt. Solange nun in der Sphäre der Arbeit die eigenen Kräfte nur verausgabt, nicht aber psychisch produktiv konsumiert werden können, muß das Ziel der Individuen darin bestehen, dort möglichst wenig auszugeben und möglichst viel einzunehmen, was dann jenseits dieser Sphäre in Selbsterhaltung, günstigstenfalls in Selbstentwicklung und Lebensgenuß umgesetzt werden kann. Es ist zwar abstrakt wahr, dass der allgemeine Durchschnitt der individuellen Anteile von der Gesamtmasse des verteilbaren Produkts abhängt. Aber es bleibt unbestreitbar, dass die Höhe der individuellen Anteile nicht nach Maßgabe der Anstrengungen zurückfließen, dass die Verteilung ungerecht erfolgt und in ihren wirklichen Prinzipien unkontrollierbar ist… Die Individuen werden also auf ihren Egoismus zurückverwiesen. Und es gibt keine echte moralische Autorität dagegen, keine unverdächtige Instanz, die etwas fordern könnte, da die Bürokratie, indem sie das Leistungsprinzip und Budget manipuliert, vor den Massen nie im Recht ist und sich dementsprechend in den meisten ihrer Vertreter gar nicht konsequent mit den Forderungen identifiziert. Unser Staat – und ungeachtet drakonischer und martialischer Gesetzesformulierungen gilt dies auch für den sowjetischen – ist essentiell, nämlich von seinem Platz in der Geschichte her, nicht in der Lage, dieselbe Arbeitsintensität zu erzwingen wie der Kapitalismus. Es gehört zu den Voraussetzungen seiner Existenz, zu den elementaren Bedingungen seines Bestandes in der inneren und internationalen Auseinandersetzung, dass der Widerspruch zwischen ihm und den unmittelbaren Produzenten nicht eklatiert.
Die allgemeine Emanzipation ist heute die absolute Notwendigkeit, weil wir in dem blinden Spiel der subalternen Egoismen, in der Unsolidarität, dem Antagonismus der atomisierten, entfremdeten Individuen, Gruppen, Völker, Konglomerate aller Art immer schneller dem Punkt zueilen, von dem es keine Wiederkehr im Guten mehr gibt. Das muß man wissen, ehe man fragt, wie sie möglich sei. Die allgemeine Emanzipation des Menschen, oder auch einfach: die menschliche Emanzipation (im Unterschied z.B. zur bloß politischen) ist nichts anderes als die subjektive Seite der kommunistischen Bewegung. Der Kommunismus ist gekennzeichnet durch die „originelle und freie Entwicklung der Individuen, die sich auf die ´universelle Betätigungsweise der Individuen´ auf der Basis der vorhandenen Produktivkräfte“ gründet (MEW 3/424f.). Es kann keinen Zweifel daran geben, dass der ursprüngliche Marxismus die universelle Aneignung, die Aneignung der Totalität der gesellschaftlich erzeugten Produktivkräfte durch die Individuen als solche (nicht nur durch ihren Verband) antizipierte (MEW 3/67f.). Es heißt dort ganz ausdrücklich, bei der kommunistischen Aneignung müsse „eine Masse von Produktionsinstrumenten unter jedes Individuum … subsumiert werden“, nicht nur, selbstverständlich, das Eigentum unter alle. Erst – so muß man heute betonen – erst „mit der Aneignung der totalen Produktivkräfte durch die vereinigten Individuen hört das Privateigentum auf“, erst damit und nicht eher! Marx und Engels sagen später ausdrücklich noch einmal: „Wir haben ferner gezeigt, dass das Privateigentum nur aufgehoben werden kann unter der Bedingung einer allseitigen Entwicklung der Individuen, weil eben der vorgefundene Verkehr und die vorgefundenen Produktivkräfte allseitig sind und nur von allseitig sich entwickelnden Individuen angeeignet, d.h. zur freien Betätigung ihres Lebens gemacht werden können“ (ebenda/424).
Rudolf Bahro (Ich werde meinen Weg fortsetzen)
Der Sozialismus, den Marx und Engels vorausgesehen haben und den Lenin und seine Genossen auch für Russland zweifellos erhofften, wird kommen. Er muß erkämpft werden, weil er mehr denn je die einzige Alternative zu einer globalen zivilisatorischen Katastrophe ist. Aber er ist noch nirgends in der Welt über erste Ansätze hinausgekommen. Solche Ansätze gibt es, wie mir scheint, zum Beispiel in Jugoslawien. Was Marx unter Sozialismus und Kommunismus verstand, ist den heutigen Kommunisten, selbst denen, die es wirklich sind, wenig geläufig. Der real existierende Sozialismus ist – unbeschadet mancher Errungenschaften – gekennzeichnet
-durch die Fortdauer von Lohnarbeit, Warenproduktion und Geld;
-durch die Rationalisierung der alten Arbeitsteilung;
-durch eine weit über das Spektrum der finanziellen Einkünfte hinausreichende Kultivierung der sozialen Ungleichheiten;
-durch offizielle Korporationen zur Einordnung und Bevormundung der Bevölkerung;
-durch Liquidierung statt Bewahrung und Verwirklichung der in der bürgerlichen Ära von den Massen eroberten Freiheiten (ich erinnere nur an die lückenlose Zensur und an die ausgeprägte Formalität und faktische Irrealität der sogenannten sozialistischen Demokratie). Er ist weiter gekennzeichnet
-durch hauptamtliche Funktionärskader, stehende Armee und Polizei, die alle nur nach oben verantwortlich sind;
-durch die Verdoppelung der unförmigen Staatsmaschine in einen Staat -und Parteiapparat;
-durch seine Isolierung in den Staatsgrenzen.
Besonders in den entwickelteren Ländern bringt ein System mit solchen Merkmalen den Massen zu wenig wirklichen Fortschritt zur Freiheit. Er bringt ihnen vornehmlich eine andere Abhängigkeit als die vom Kapital. Die Verhältnisse der Entfremdung, der Subalternität haben nur eine Oberflächenschicht eingebüßt; sie dauern auf neuer Stufe an. Und sofern noch positive Errungenschaften der voraufgegangen Epoche dabei verlorengehen, ist diese andere Abhängigkeit eben in mancher Hinsicht drückender als die alte. In ihrer jetzigen politischen Verfassung hat diese Ordnung keinerlei Aussicht, die Menschen für sich zu gewinnen. Angesichts der totalen Konzentration der gesellschaftlichen Macht tritt die Bedeutungslosigkeit des Individuums hier sichtlicher und allgemeiner zutage als bei dem Spiel der Zufälle und Wahrscheinlichkeiten an der schillernden Oberfläche des kapitalistischen Reproduktionsprozesses. Der Koloß, der sich bei uns „Partei und Regierung“ nennt und der ja die Gewerkschaften usw. einschließt, „vertritt“ die von den Klassikern der sozialistischen Idee gemeinte freie Assoziation ebenso, wie in allen früheren Zivilisationen, besonders aber in den ältesten, der Staat die Gesellschaft vertrat. Wir haben eine Staatsmaschine, wie sie Marx und Engels durch die proletarische Revolution zerbrechen wollten, um sie in keiner Form und unter keinem Vorwand wieder auferstehen zu lassen. Dies geht speziell aus ihren Schriften zur Pariser Kommune unwiderlegbar hervor. Der Staat ist in ihren Augen – und nun folgen lauter Originalausdrücke – ein Schmarotzerauswuchs, ein Ungeheuer, eine Boa constrictor, die die lebendige Gesellschaft umklammert, eine übernatürliche Fehlgeburt, eine abscheuliche Maschine der Klassenherrschaft. Alles das. „Die Proletarier müssen den Staat stürzen, um ihre Persönlichkeit durchzusetzen“. So stand es bereits in ihrem Buch „Die deutsche Ideologie“ von 1845/46.
Demgegenüber hat Marx auch vorwegnehmend beschrieben, was nun bei uns alltäglich Schule macht. „Jedes geringfügige Einzelinteresse, das aus den Beziehungen der sozialen Gruppen hervorging …, (wird) von der Gesellschaft selbst getrennt … und ich ihr in Form des Staatsinteresses … entgegengesetzt“ und dann „von Staatspriestern mit genau bestimmten hierarchischen Funktionen verwaltet“.
Der Sozialismus bedeutete einst das Versprechen, eine andere, höhere Zivilisation zu schaffen, um die Grundprobleme der Menschheit auf eine Weise zu lösen, die zugleich das Individuum befriedigt und befreit. Als die Bewegung aufbrach, war von der allgemeinen Emanzipation des Menschen die Rede, nicht nur von diesem mittelmäßigen, aussichtslosen Wohlstand, mit dem wir dem Spätkapitalismus vergebens den Rang abzulaufen versuchen. In der Konkurrenz um die Höhe des Warenausstoßes und der Produktivität machen wir uns mit aller Gewalt die Übel zu eigen, denen wir auf jeden Fall entgehen wollten. Es ist nicht einmal erlaubt, öffentlich darauf hinzuweisen, dass die kapitalismustypische Wachstumsdynamik, die unsere Pläne bestimmt, in geschichtlich kurzer Frist ökonomisch, politisch, psychologisch unhaltbar wird. Die heutigen Umwelt – und Ressourcenprobleme sind das Ergebnis von nicht mehr als 200 Jahren industriellen Fortschritts, den ein Bruchteil der Menschheit zuwegebrachte. Verallgemeinert und in die Zukunft verlängert, ist dieses Modell der sichere Katastrophenkurs.
Die kommunistische Perspektive ist – und danach muß man sich auch den neuen Bund der Kommunisten vorstellen – kein Parteimonopol, auch kein Monopol irgendeiner engen weltanschaulich-politischen Schule.
Die neue politisch-soziale Umwälzung, die jetzt notwendig ist, greift in die innersten Schichten unserer Zivilisation. Ich spreche von einer Kulturrevolution, im weitesten Sinne, von einer – übrigens wesentlich gewaltlosen – Umwälzung der ganzen subjektiven Lebensform der Massen. Sie muß natürlich durch den bewussten Willen ebenso hindurch wie durch die unbewussten Gefühle der Individuen. Das Ziel besteht darin, wirklich den gesellschaftlichen Rahmen für die freie Entwicklung eines Jeden zu schaffen, die nach dem Kommunistischen Manifest die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist. Unsere Zivilisation ist an jene Grenze der Ausdehnung gelangt, wo die innere Freiheit des Individuums als Bedingung des Überlebens erscheint. Sie ist einfach die Voraussetzung für den einsichtigen kollektiven Verzicht auf die so verhängnisvolle wie subjektiv zwecklose Fortsetzung der materiellen Expansion. Die allgemeine Emanzipation wird zur absoluten historischen Notwendigkeit.
Die erste Frage lautet: Wie kommt es zum real existierenden Sozialismus ? Für Marx – und damit zunächst auch für Lenin – sollte der Kommunismus hervorgehen aus der Aufhebung des vollentwickelten kapitalistischen Privateigentums. Er sollte zustande kommen durch die positive Aneignung des unter dem Kapital erzeugten sozialen Reichtums. Und die dazu nötige Revolution sollte die gleichzeitige Tat der fortgeschrittensten Völker sein.
Unter der alten Arbeitsteilung hat man, mit Marx, nicht etwa die Spezialisierung als solche, also die Konzentration auf diese oder jene Tätigkeiten zu verstehen, sondern die bereits erwähnte Unterordnung der Individuen, die Unterordnung ihres ganzen Lebensprozesses unter spezialisierte Teilfunktionen. Diese Unterordnung erst bewirkt, dass die Individuen so selten als gesellschaftliche Menschen auftreten, so oft bloß als Verkäuferinnen, Chauffeure, Lehrerinnen, Ingenieure, Politiker, Generäle usw. Das Dilemma der alten Arbeitsteilung beginnt schon mit den Unterscheidungen auf gleicher Ebene der Tätigkeit, etwa zwischen Schlosser und Maurer, Physiker und Ökonom, sofern nämlich ihre Zurückführung auf bloße Fachkompetenzen zwar kein Machtverhältnis zwischen ihnen, aber eine besondere zusammenfassende Instanz über ihnen hervorrufen kann. Entscheidend für die soziale Ungleichheit ist aber die vertikale Arbeitsteilung nach Arbeitsfunktionen verschiedener Anforderungsniveaus an Fähigkeiten und Kenntnisse, dementsprechend nach verschiedenen Bildungsgraden und nicht zuletzt nach hierarchisch übereinandergetürmten Leitungskompetenzen. Wie die Psychologie eindeutig nachwies, hängt die Ausprägung der menschlichen Fähigkeiten nachhaltig von den ausgeübten Tätigkeiten ab. Wer hauptsächlich Arbeiten zu verrichten hat, die seine Urteilskraft, sein Abstraktionsvermögen nicht entwickeln, wird dadurch weitgehend von der Möglichkeit ausgeschlossen, über allgemeinere Angelegenheiten mitzuentscheiden. Im real existierenden Sozialismus versteht man unter Demokratie, dass die Menschen nach ihrer Kompetenz mitarbeiten, mitplanen und mitregieren sollen. Kompetent ist die Reinemachfrau für die Scheuerlappen und das Mitglied des Politbüros für die Vorbereitung auf Krieg und Frieden.
Indem diese alte Arbeitsteilung die Menschen in verschiedenem Grade, aber jeweils definitiv und einschneidend, von den zusammenfassenden Funktionen, von der Formierung des allgemeinen Willens ausschließt, schafft sie die Kernzone der Subalternität. Aus der sozialen und politischen Machtlosigkeit entspringt das subalterne Verhalten. Die historische Wurzel, die trotz mancher Modifikationen bis heute hierin weiterwirkt, ist der Gegensatz zwischen vorwiegend körperlicher bzw. ausführender Arbeit und vorwiegend geistiger bzw. planender und kommandierender Tätigkeit. „Diejenigen, die mit Händen arbeiten, tragen andere; diejenigen, die mit dem Kopf arbeiten, werden von anderen getragen“, lehrte vor über zweitausend Jahren der chinesische Philosoph Meng-dse. Die vertikale Arbeitsteilung wächst ohne weiteres Zwischenglied hinüber in den Staat.
Die Staatsfunktion ist ursprünglich, in der alten Ökonomischen Despotie, nahezu identisch mit der Leitung der Großen Kooperation und mit der Leitung des gesellschaftlichen Gesamtlebens. Marx spricht im Kapital von der altägyptischen Priesterkaste als Leiterin der Agrikultur. Man weiß, dass die orientalische Staatsbürokratie und Theokratie, mit oder ohne Großkönig an der Spitze, weder am Boden noch an den Arbeitenden Privateigentum hatte. Sie hatte „nur“ als Korporation, das heißt als administrativer und ideologischer Staatsapparat, die Verfügungsgewalt über die Überschüsse an Gütern und an Arbeitskraft. Der allgemeine Typ dieses Herrschaftsverhältnisses ist dem real existierenden Sozialismus gleich, und es handelt sich dabei nicht um eine oberflächliche Analogie, sondern um eine substantielle Verwandtschaft in der Grundstruktur der Produktionsverhältnisse.