Käthe Kollwitz 8.7.1867 – 22.4.1945 EIN LEBEN IN LEIDENSCHAFT
#KätheKollwitz @ #Wokeypedia
DRINGENDER AUFRUF
Käthe Ida Kollwitz geb. Schmidt
Bildersturm im Dritten Reich – Ausstellung Entartete Kunst
Käthe Kollwitz
8.7.1867 – 22.4.1945
EIN LEBEN IN LEIDENSCHAFT
Die Grafikerin und Bildhauerin Käthe #Kollwitz gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen Deutschlands. Die grossen Museen in aller Welt zeigen ihre Werke, ihre Zeitgenossen zog sie durch ihre charismatische Art in den Bann. Der Film „Ein Leben in Leidenschaft“
erzählt Leben und Werk dieser aussergewöhnlichen Frau und zeigt viele bislang
unbekannte Details ihrer Biografie.
Rückblickend schreibt Käthe 1942 in ihr Tagebuch:
„Das eigentliche Motiv aber, warum ich von jetzt an zur Darstellung fast nur das Arbeiter-
leben wählte, war, weil die aus dieser Sphäre gewählten Motive mir einfach u. bedingungslos das gaben, was ich als schön empfand. Schön war für mich […] die Grosszügigkeit der Bewegungen im Volke. […] Erst viel später […] erfasste mich mit ganzer Stärke das Schicksal des Proletariats […]. Ungelöste Probleme wie Prostitution, Arbeitslosigkeit, quälten und beunruhigten mich und wirkten mit als Ursache dieser meiner Gebundenheit an die Darstellung des niederen Volkes, und ihre immer wiederholte Darstellung öffnete mir
ein Ventil oder eine Möglichkeit, das Leben zu ertragen.“
Die Themen Tod und Leid haben das Leben von Käthe Kollwitz geprägt und sich in ihrem Werk niedergeschlagen. Sie stehen auch im Fokus einer Sonderausstellung, die das Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg der Grafikerin und Bildhauerin zum 150. Geburtstag widmet.
Gespräch mit dem Tod – Käthe Kollwitz – Ein Porträt
„Um zu arbeiten, muss man hart sein und das,
was man erlebt hat, aus sich herausstossen.“
„Es gibt viele Künstlerinnen. Aber es gibt kaum eine sonst, die so selbständig ist und die den Formbesitz der Menschheit um ein so Wesentliches vermehrt hat, wie Käthe Kollwitz es getan.“ #CurtGlaser, 1927
#KätheKollwitz
8.7.1867 – 22.4.1945
„Die Frau aus der Arbeiterkl. zeigt mir viel mehr als die Damen, die durch konventionelles Verhalten völlig eingeschränkt sind. Die Frau aus der Arbeiterklasse zeigt mir ihre Hände, ihre Füsse und ihr Haar. Sie lässt mich die Form und Gestalt ihres Körpers durch ihre Kleidung sehen. Sie zeigt sich und den Ausdruck ihrer Gefühle offen, ohne sich zu verstellen.“
„Um zu arbeiten, muss man hart sein und das,
was man erlebt hat, aus sich herausstossen.“
„Ich hatte das Gefühl, dass ich kein Recht habe, mich aus der Verantwortung eines Anwalts zurückzuziehen. Es ist meine Pflicht, den Leiden der Menschen eine Stimme zu geben,
den Leiden, die niemals enden und so gross wie Berge sind.“
„In solchen Augenblicken, wenn ich mich mitarbeiten weiss in einer internationalen
Gemeinschaft gegen den Krieg, hab ich ein warmes, durchströmendes und befriedigendes Gefühl. Freilich, reine Kunst in dem Sinne wie zum Beispiel die Schmidt-Rottluffsche ist meine nicht. Aber Kunst doch. Jeder arbeitet, wie er kann. Ich bin einverstanden damit, dass meine Kunst Zweck hat. Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind. Viele fühlen jetzt die Verpflichtung, wirken und helfen zu wollen, aber mein weg ist klar und eindeutig: andere gehen unklare Wege.“
„Alle stellten ihr Leben unter die Idee der Vaterlandsliebe. Dasselbe taten die englischen, die russischen, die französischen Jünglinge. Die Folge war die Verarmung Europas.
Ist also die Jugend in all diesen Ländern betrogen worden?“
„Es ist genug gestorben! Keiner darf mehr fallen! Ich berufe mich gegen Richard Dehmel auf einen Grösseren, welcher sagte: „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“.
„Ich habe den Auftrag erhalten, ein Plakat gegen den Krieg zu machen. Das ist eine
Aufgabe, die mich glücklich macht. Manche mögen tausendmal sagen, dass das keine
reine Kunst ist.., aber solange ich arbeiten kann, will ich mit meiner Kunst wirksam sein.“
„Die Vernichtung aller persönl. und politischen Freiheit in Deutschland steht unmittelbar bevor, wenn es nicht in letzter Minute gelingt, unbeschadet von Prinzipiengegensätzen
alle Kräfte zusammenzufassen, die in der Ablehnung des #Faschismus einig sind.“
„Jeder Krieg trägt bereits den Krieg in sich, der ihn beantworten wird. Jeder Krieg wird
mit einem neuen Krieg beantwortet, bis alles zerschlagen ist. Deshalb bin ich von
ganzem Herzen für ein radikales Ende dieses Wahnsinns.“
„Pazifismus ist eben keine Sache des ruhigen Zuschauens, sondern harte Arbeit.“
KÄTHE KOLLWITZ WERKE
DIE KÖLNER KOLLWITZ SAMMLUNG
Die weltweit umfangreichste Sammlung
KÄTHES PLASTISCHEN WERKE
DER WERKÜBERBLICK 1888—1942
DAS KÄTHE-KOLLWITZ-MUSEUM BERLIN
Sehenswert! // Käthe-Kollwitz-Museum Berlin (Teil 1)
Sehenswert! // Käthe-Kollwitz-Museum Berlin (Teil 2)
Sehenswert! // Käthe-Kollwitz-Museum Berlin (Teil 3)
„NIE WIEDER KRIEG“: DIE MEISTERWERKE DER KÄTHE KOLLWITZ
Wenn sie lachte, bebt der ganze Körper – eine Lange Nacht über Käthe Kollwitz
Vor 75 Jahren starb die Künstlerin Käthe Kollwitz
Das Gesamtwerk von Käthe Kollwitz besteht aus tausenden Zeichnungen, fast 300
Druckgrafiken und Plakaten sowie ca. 40 plastischen Arbeiten. Sie beschäftigte sich ausschliesslich mit der Darstellung des Menschen, schilderte deren Not und Freude in einer unverwechselbaren Bildsprache.
Die Gefangenen
Dieses letzte Motiv des Zyklus „Bauernkrieg“ war nicht von Anfang an vorgesehen.
Vielmehr wollte die Künstlerin die Bilderzählung mit der Trauer um die Toten enden lassen. Letztlich entscheidet sich Kollwitz aber für das Bild der überlebenden, wenn auch gefangenen Bauern als Schlussblatt. Offenbar will sie verdeutlichen, dass noch nicht alles zu Ende ist und jederzeit ein neuer Aufstand entfesselt werden könnte – das ist es wohl, wozu jenes Augenpaar auffordert, das den Betrachter, leicht links der Mittelachse aus der zweiten
Reihe heraus, unter finsteren Brauen anstarrt.
Sowohl Blatt 6 als auch Blatt 7 der Radierfolge »Bauernkrieg« enthalten Bildelemente
aus dem ursprünglich geplanten, symbolistischen Schlussblatt von »Ein Weberaufstand« (»Aus vielen Wunden blutest Du, oh Volk«): So sehen wir dort ebenfalls Gefangene –
gefesselte weibliche Gestalten – und finden, wie auf dem »Schlachtfeld«, eine herabgebeugte Figur, die ihre Hand tastend zu einem Toten vorstreckt. Damit wird klar, dass auch in der Folge »Bauernkrieg«, verteilt auf zwei Blätter, ein Fazit aus dem Geschehen gezogen wird. Die Künstlerin will eine ähnliche Botschaft übermitteln: Sie scheint uns sagen zu
wollen, dass für soziale Gerechtigkeit gesorgt werden muss, wenn ein erneuter
›Losbruch‹ von Gewalt verhindert werden soll.
Käthe Kollwitz Museum Köln
Die Gefangenen, Blatt 7 aus dem Zyklus »Bauernkrieg«, 1908
DER WEBERAUFSTAND
Der künstlerische Durchbruch gelang Käthe Kollwitz mit dem druckgraphischen Zyklus „Der Weberaufstand“. 1893 sass die junge Mutter in der ersten Vorstellung von Gerhart Hauptmann’s „Die Weber“. Der Dramatiker und Käthe Kollwitz waren gute Bekannte,
seit sie ihn in seiner Villa Lassen in Erkner besucht hatte. Die Aufführung jedenfalls
„schlug mit nachhaltiger Wucht ein.“ „Es ist ein Markstein in meiner Entwicklung“,
notiert sie.
Heinrich Heine – Die schlesischen Weber (1845)
Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschiessen lässt
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch
wir weben hinein den dreifachen Fluch
Wir weben, wir weben!
Heinrich Heine – Weberlied
Das Blutgericht – Weberaufstand
Der Weberaufstand von 1844 in Schlesien
Heinrich Heine: Die schlesischen Weber (1845)
Um 1840 war die industrielle Revolution noch in den Anfängen.
Lediglich 5% der Bevölkerung arbeiteten in Fabriken, der grosse Rest verdiente sein Geld
in Heimarbeit und es gab dort viele Weberfamilien, die an mehreren Stühlen arbeiteten.
Sie kauften ihr Ausgangsmaterial von den Grosshändlern, die ihre gewebten Stoffe auch abnahmen, jedoch nur sehr wenig Geld dafür zahlten. In England gab es allerdings schon mechanische Webstühle, die den schlesischen Familien langfristig die Existenzgrundlage raubten. Durch die englische Konkurrenz zahlten die Fabrikanten den Weberfamilien
immer weniger u. als es Anfang 1844 mehrere Missernten hintereinander gegeben hatte, wurde die wirtschaftliche Situation in Schlesien so schlecht, dass die Familien nahezu
verhungerten, weil das bißchen Geld, das sie verdienten, noch nicht einmal für Brot
reichte. Viele Familie verdienten jährlich noch nicht einmal 50 Taler
(Heute wären dies unter 10.000 Euro im Jahr).
Am 3. Juni 1844 kam es zu einem Protestmarsch von 3.000 schlesischen Webern in Peterswaldau (polnisch: Pieszyce, am Fuss des Eulengebirges im Kreis Reichenbach / Schlesien), die vom Grosshändler und Fabrikanten Zwanziger höhere Stücklöhne forderten.
Zwanziger verdiente an den Erzeugnissen das hundert- bis tausendfache,
weigerte sich jedoch, mehr zu bezahlen. Als er den Webern empfahl,
Sie „… möchten nur, wenn sie nichts anderes hätten, Gras fressen;
das sei heuer reichlich gewachsen“….,
eskalierte die Situation, die Weber stürmten sein Haus, zerschlugen die Einrichtung und verwüsteten mehrere Fabrikgebäude. Anschliessend marschierte der Zug ins benachbarte Langenbielau und setzte dort sein Zerstörungswerk fort.
Am 5. Juni wurden preussische Soldaten zur Wiederherstellung der Ordnung eingesetzt, weil die Demonstrationen andauerten. Die Situation eskalierte, als die Soldaten in die
Menge feuerten und elf Weber starben. Einen Tag später wurden vier Kompanien gegen
ein paar hundert Weber eingesetzt. Fast 100 Weber wurden verhaftetet u. zu jahrelangem Gefängnis verurteilt – dort zumindest hatten sie regelmässiges Essen.
Das Gedicht „Die schlesischen Weber“ erschien 1845. Ein halbes Jahrhundert später schrieb der Dramatiker Gerhart Hauptmann das Theaterstück, „Die Weber“, das die
damaligen Geschehnisse sehr realistisch wiedergibt – sein Grossvater soll an diesem
Aufstand teilgenommen haben. Aus dem Fabrikanten „Zwanziger“ machte Hauptmann
die Figur „Dreissiger“.