»Wieder ist das Reich Gottes einem Fischnetz gleich, das man ins Meer wirft und das allerlei zusammenfaßt. Wenn es gefüllt ist, dann zieht man es zum Strand empor, setzt sich hin,
liest das Gute in die Gefäße zusammen und wirft das Faule hinaus«
(Matthäus 13,47-49-; 50 ist sicher späterer Zusatz!).
F.Sagt das nicht genau dasselbe wie das Gleichnis vom Unkraut?
A.Doch nicht ganz. Es scheint nur so. Vielmehr antwortet es auf Ihre Frage. Hier wird ja nicht gewartet, sondern sofort ausgelesen. Die guten Fische werden sofort in die Gefäße getan und die schlechten weggeworfen.
F.Und was bedeutet das nun?
A.Aus dem großen Meer des Weltlebens und der Weltgeschichte drängen sich fortwährend allerlei Erscheinungen an das Reich Gottes heran, die sich mit ihm verbinden oder gar sich an seine Stelle setzen wollen und die doch ganz deutlich nicht zu ihm gehören.
Hier gilt es nun mit scharfem Blick zu prüfen und mit scharfem Schnitt zu schneiden. Hier ist der Gegensatz zum Reiche Gottes so klar, dass kein Zweifel möglich ist, dass Zweifel ein Zeichen von Augenschwäche oder großer Urteilslosigkeit wäre. Hier muß das Reich scharf gegen die Verfälschung gewahrt werden, die von dem Zusammensein mit dem Falschen ausginge. Hier gilt dann das Wort Jesu: „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ Auch dieser Fall ist eine gewaltige Tatsache. Eine solche Verfälschung war in den ersten Jahrhunderten der Christenheit jene Bewegung der Gnosis, welche das Evangelium in eine theosophische (»anthroposophische«) Mystik und Phantastik verwandeln wollte. Eine solche Verfälschung war in späteren Jahrhunderten der Manichäismus, eine ähnliche Bewegung, der auch ein Augustinus zeitweilig erlag. Eine solche Verfälschung war der Islam. Eine solche Verfälschung ist heute
der Faschismus und Nazismus.
F.Nicht auch der Kommunismus?
A.Den habe ich in das andere Gleichnis gestellt und verweise darauf. Ich wiederhole:
Es gibt Erscheinungen, denen gegenüber abwartende, ihren göttlichen Sinn bedenkende Geduld am Platze ist. Aber es gibt auch Erscheinungen, die den Charakter des vom „Feinde“ Gesäten von Anfang an vollkommen deutlich an sich tragen und die eine
Gefahr des Augenblicks darstellen. Solchen Erscheinungen gegenüber gilt rasches
Urteil, rasche Entscheidung, rasches Nein.
F.Aber können sie nicht doch auch Gottes Diener sein?
Sollen wir nicht auch ihnen gegenüber fragen, was Gott uns damit sagen will?
A.Gewiß sollen wir das! Aber das hindert nicht und darf nicht hindern, daß wir sie sofort bekämpfen. Nur auf die rechte Art, nicht bloß in Hochmut und Selbstverblendung, wenn auch mit Schärfe.
F.Aber wie sollen wir denn zwischen den Erscheinungen, vor denen wir zuwarten, und
denen, die wir sofort ablehnen, ja bekämpfen sollen, unterscheiden?
A.Dafür bekommen wir das Auge von Gott aus, von Jesus aus, von dem Reiche aus, wie es in der Bibel offenbart ist. Es gibt dafür kein Rezept; wir müssen die Augen
brauchen. Zu diesem Zwecke sollen wir vor allem auch die beiden Gleichnisse brauchen, die wir nun besprochen haben, besonders aber das vom Unkraut unter dem Weizen.
F.Ist es nicht mißlich, dass wir für das Urteil über diese Dinge vom Boden Jesu aus
zwischen verschiedenen Gleichnissen abwechseln sollen?
A.Es ist unbequem, aber diese Unbequemlichkeit dient unserer Freiheit.
Es soll uns keine Schablone das eigene Urteil, die eigene Entscheidung ersparen.
Vergessen wir nie: Jesus ist kein Dogmatiker und Ethiker und kein Philosoph, überhaupt kein Systematiker, wie er kein Gesetzgeber ist: er ist der Wegweiser zum lebendigen Gott und damit zur lebendigen Wahrheit.
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