
Der Bruderhof im Licht der radikalen Reformation
Die Bekenntnischrift der Täuferbewegung – Die Schleitheimer Artikel (1527)
Gemeinschaft als Antwort auf soziale und politische Probleme
Mahatma Gandhi (1869-1948) Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft:
Reichtum ohne Arbeit – Genuss ohne Gewissen – Wissen ohne Charakter – Geschäft ohne Moral – Wissenschaft ohne Menschlichkeit – Religion ohne Opfer – Politik ohne Prinzipien.
Kirche und Mission
Der Bruderhof – Eine Gemeinde in der Tradition der Täuferbewegung
The Bruderhof: Inside Britain’s Secret Religious Community | This Morning
An atheist/non-religious based version of the Bruderhof? – Ask Laura
Demütigung
Ist Pacifismus genug?
Wie wurde die Kirche gegründet?
Wir sind alle verantwortlich
Der vorläufige Gott
Wie werden wir dem Ruf Jesu folgen?
… ein Weckruf für die religiös ruhiggestellte und
bürgerlich angepasste Christenheit in der westlichen Welt.
…Sie sind nicht die „Stillen im Lande“,
sondern Kinder der friedlichen „Revolution Gottes“
Es ist die schwere Schuld derer, die sich Christen genannt haben, dass sie das Christentum auf die subjektive Frage der eigenen Erlösung des einzelnen Menschen beschränkt haben. Das ist das grandiose Missverständnis des historischen Jesus. EBERHARD ARNOLD
Die Menschheit muss umkehren! Was nützen alle ihre Religionsübungen, was nützen alle ihre Gottesdienste, welchen Sinn haben alle frommen Gesänge, wenn der Wille Gottes nicht getan wird? Eberhard Arnold
Umkehr von Phillip Britts
Wir können uns nur für eine von zwei Mächten entscheiden. Die Mächte, um die es geht, sind einander entgegengesetzt. Die eine Macht ist der Geist des Guten, die andere ist der Geist des Bösen. Zum Geist des Bösen gehören Hass, Gleichgültigkeit, Habsucht, Ehrgeiz und Stolz – alles, was Menschen voneinander trennt.
Zum Geist des Guten gehören Liebe, Herzlichkeit, Selbstlosigkeit, Offenheit, Demut –
alles, was Menschen vereint und sie zusammenführt. Hüten wir uns vor Halbherzigkeit.
Hüten wir uns vor dem Versuch, beide Wege gehen zu wollen, denn sie führen in entgegengesetzte Richtungen. Die Wahl ist frei und muss zu allen Zeiten freiwillig und von ganzem Herzen getroffen werden.
JOHANN CHRISTOPH ARNOLD
Selbstverwirklichung und die Versuche der Selbstbesserung, Selbstverwandlung
und Persönlichkeitsentwicklung sind das genaue Gegenteil wirklicher Veränderungen.
Damit versucht man, das alte Selbst zu retten, indem man ihm einen neuen Anstrich
verpasst. Die Evangelien vergleichen es mit dem Versuch, neuen Wein in alte
Weinschläuche zu füllen.
EBERHARD ARNOLD
Wenn nun dem gegenüber Völker ihre Grenzen schließen, um ihre wirtschaftliche
Unabhängigkeit zu wahren, so verleugnen sie, dass die Erde Gott gehört, dass Gott der Gott aller Völker sein will. Sein Reich will alle Völker in gegenseitigem Dienst vereinigen und alle Ergebnisse ihrer Arbeit Gemeingut aller werden lassen. Aber es ist unmöglich, dass die Menschheit eine einheitliche Erdgesellschaft, eine Erdgemeinschaft des Geistes werde,
solange sie nicht Gottes Geist über sie rechten, richten und regieren lassen will.
Ohne die Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden. Ohne dass das Land der Erde den Armen
zurückgegeben wird, bleibt die Gerechtigkeit auf der geraubten Erde verloren. Allen denen und nur denen, die Gutes tun, indem sie alles der Liebe hingeben, gehört der Friede.
Eberhard Arnold
GODS REVOLUTION
Community is Work
People are happiest when they can use their strength in healthy productivity and actually see the results of their work. Certainly, if they are to be happy in their work, they have to find the job they are fitted for, the job they enjoy because it comes naturally to them.
It is commonly argued that this is a utopia and that no one would do menial tasks unless compelled; but this reasoning is based on the false premise of present-day humanity in its moral decline. Nowadays most people lack the spirit of love that makes the lowliest practical job a joy and delight. The difference between respectable and degrading work disappears when we have to nurse or look after someone we love. Love removes that difference and makes anything we do for the beloved person an honor. It is an unhealthy symptom of our civilization that many think of physical work as an inferior kind of activity, something nobody enjoys. But we human beings are in fact not made to concern ourselves exclusively with spiritual or intellectual matters. Healthy people have an urge to do simple physical work on the land; they enjoy sun and light, mountains and woods, plants and animals, farm and garden. Pleasure in physical activity is natural and brings joy in life, in God and His creation. (1919)
REVOLUTION GOTTES
Gemeinschaft ist Arbeit
Das natürlichste Glück des Menschen besteht in der Lust gesunder Schaffenskraft,
in der Freude am Gelingen der Arbeit. Freilich muss in dem Reich beglückender Arbeit
jeder Mensch seiner Anlage und seiner inneren Interessen nach diejenige Tätigkeit ent-
falten, die ihm am nächsten liegt und ihm die größte Freude macht. Der übliche Einwand gegen eine solche „Utopie“, dass keiner ohne Zwang die niedrigsten Arbeiten in Angriff
nehmen würde, beruht auf den falschen Voraussetzungen der verdorbenen Menschheit.
Heute fehlt gewiss den meisten Menschen jener Geist der Liebe, der uns die geringste und äußerlichste Arbeit zur beglückenden Freude macht. Wenn wir aber einen geliebten Menschen zu pflegen oder zu versorgen haben, verschwindet uns sicherlich der Unterschied zwischen ehrender und erniedrigender Arbeit. Die Liebe hat ihn aufgehoben und macht uns alles zur Ehre, was wir für den Geliebten tun. Es ist Tatsache, dass die ungesunde
Entwicklung unserer Kultur vielen die körperliche Arbeit als minderwertige Betätigung
erscheinen lässt, an der man keine Freude haben könne. Aber in Wahrheit ist der Mensch gar nicht darauf gerichtet, sich unausgesetzt mit den idealsten Gegenständen des Geistes zu befassen. Wenn der Mensch gesund ist, sehnt er sich nach körperlicher Bewegung – nach der schlichten Arbeit des Landes, nach der Freude an Sonne und Licht, an Berg und Wald, an Pflanze und Tier, an Acker und Garten. Zu gesunder Freude am Dasein, an Gott und seiner Schöpfung kann er nur gelangen, wenn er auch die Naturlust an körperlicher Betätigung kennt. (1919)
Ist ein christliches Unternehmen ein Widerspruch in sich?
Today LIVE video from Tamera, „From Fear to Trust“ With the topic – WATER
Pflug Magazin Nr. 2: Der gemeinsame Tisch
Der Bau der Arche Noah, Miniatur aus dem
Bedford Book of Hours, ca. 1423 (Ausschnitt).
Plough Magazin
Plough Magazin: ArbeitsLeben
Neuvermessung der Arbeit
Die jahrhundertelange Suche nach einer menschlicheren Wirtschaftsordnung.
Eine der bekanntesten Würdigungen der Arbeit stammt aus Martin Luther Kings Predigt „Die drei Dimensionen eines vollkommenen Lebens“, die er in verschiedenen Versionen mehrfach hielt und dann 1963 in seinem Buch Kraft zum Lieben veröffentlichte.
King betonte, dass diese Würde weder vom Verdienst noch vom sozialen Status unserer
Arbeit abhängt, sondern vielmehr von unserem „unermüdlichen Streben nach Exzellenz
im Lebenswerk“, selbst wenn die Arbeit eintönig und einfach ist:
Nicht alle Menschen sind zu spezialisierten oder akademischen Tätigkeiten berufen;
noch weniger erreichen Einzigartiges in Kunst und Wissenschaft; viele sind dazu berufen,
in Fabriken, auf Feldern und auf Straßen zu arbeiten. Aber keine Arbeit ist unbedeutend.
Jede Arbeit, die der Menschheit dient, trägt Würde und Bedeutung in sich und verdient es,
exzellent verrichtet zu werden. Wenn ein Mann dazu berufen ist, Straßenkehrer zu sein,
sollte er Straßen kehren, so wie Michelangelo gemalt, Beethoven komponiert o. Shakespeare
Gedichte geschrieben hat. Er sollte die Straßen so gut kehren, dass alle himmlischen und
irdischen Heerscharen innehalten und sagen: „Hier lebte ein großer Straßenkehrer,
der seine Arbeit gut gemacht hat.“
Doch hier drängt sich ein beunruhigender Zweifel auf: Entspricht dies tatsächlich der
heutigen Arbeitswirklichkeit? Die meisten werden heute nicht für ihre „exzellente Arbeit“ gewürdigt, sondern vielmehr als austauschbare „Ressource “ verwaltet, abhängig von
den Launen der Arbeitgeber u. den Marktkräften. Kings Predigt mag den Straßenreinigern zwar ein Gefühl von Selbstwert versprechen, doch das nützt ihnen wenig, wenn sie von
ihrem Lohn keine Familie ernähren können, ihre Arbeitsbedingungen gefährlich sind oder sie durch Roboter ersetzt werden. Angesichts dieser Realität kann sein Rat wie eine Auf-
forderung klingen, sich mit Ausbeutung abzufinden. Die Würde der Arbeit wird dann zum Werkzeug der Arbeitgeber, um Arbeitskräfte fügsam zu machen, sodass sie ihr kostbarstes Gut – ihre „4.000 Wochen“ Leben, so Oliver Burkeman – den Besitzenden opfern…
Obwohl das Denken des jungen Marx zu komplex ist, um es hier im Detail nachzuzeichnen, lohnt es sich, einige Einsichten über die Entfremdung der Arbeit hervorzuheben.
„Die Arbeit“, schreibt er in seinen Ökonomisch-philosophischen Manuskripten aus dem Jahre 1844, ist das „Wesen des Menschen“. Die Arbeit ermöglicht es uns, voll und ganz Mensch zu werden, denn sie ist „das sich bewährende Wesen des Menschen“.
Was aber geschieht, wenn eine Arbeitnehmerin ihr „Wesen“ in Arbeit investiert,
die für Geld geleistet wird? Ihre Arbeit ist in diesem Fall nicht die eines freien Menschen, keine „freie Tätigkeit“, sondern wird vielmehr auf eine Ware reduziert, die auf dem
Arbeitsmarkt gekauft und verkauft wird. Im Marx’schen Sinne ist ihre Arbeit entfremdet.
Für Marx war die Emanzipation der Arbeit ein zukünftiges Ziel, das unausweichl. realisiert würde. Die Befreiung träte in jenem Moment ein, in dem der Kapitalismus an seinen
Widersprüchen zerbricht und dem Kommunismus weichen muss:
In der kommunistischen Gesellschaft, wo jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der
Tätigkeit hat, sond. sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, regelt die Gesellschaft
die allgemeine Produktion . . . und macht mir eben dadurch möglich . . . heute dies, morgen
jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben,
nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt
oder Kritiker zu werden.
In der kommunistischen Gesellschaft, wo jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der
Tätigkeit hat, sond. sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, regelt die Gesellschaft
die allgemeine Produktion . . . und macht mir eben dadurch möglich . . . heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder
Kritiker zu werden. In der Praxis nahm der marxistische Kommunismus freilich einen ganz anderen Verlauf. Als die bolschewist. Revolutionäre versuchten, das Rätsel der Geschichte gewaltsam zu lösen, zeigte sich rasch, welchen Terror die erzwungene Emanzipation der Arbeit mit vorgehaltener Waffe hervorbrachte. Der Traum von der Freiheit wurde zu einer Rechtfertigung für Massenmord und entmenschlichende Tyrannei.
Im jahr 1919, während die Nachrichten über den grausamen Vormarsch des Bolschewismus allmählich nach Deutschland durchsickerten, fasste der Gründungsredakteur dieser Zeitschrift den Entschluss, ein Leben in Freiheit und Gemeinschaft aufzubauen, geprägt von nicht entfremdender Arbeit… Im Laufe dieses turbulenten Jahres, in dem vor seinem Stadthaus Straßenkämpfe tobten, empfand Arnold eine unerträgliche Spannung zwischen seinem Streben, die Lehren Jesu zu leben, und seinem Dasein als bürgerl. Intellektueller. Während er die engen persönlichen Beziehungen zu seinen Freunden im Establishment pflegte, bekannte er sich zum Pazifismus und Sozialismus – allerdings in einer dezidiert christlichen Ausprägung. Er hatte Marxismus studiert und war durch politische Debatten mit Kommunisten in Kontakt gekommen, mit denen er über die Verkürzung ihrer Hinrichtungslisten für den Fall einer erfolgreichen Revolution (die ausblieb) verhandelte.
Doch ihre Ziele und Methoden lehnte er ab u. betonte, „christlicher Kommunismus“
sei freiwillig und gewaltfrei: „Wir fühlen uns glücklich, an keine anderen Waffen als
an die des liebenden Geistes zu glauben, wie er in Jesus Christus Tat geworden ist.“
Das Neue Jerusalem sollte nicht durch Zwang entstehen, sondern durch geistliche
Erweckung. Wie schon Ruskin und Morris träumte Arnold von einem Netzwerk
aus ländlichen Genossenschaften, Stadtgemeinschaften, Handwerkszünften,
sozialen Missionen und „alten Klöstern und Diakonie-Anstalten“.
Wir haben nur ein Kampfmittel der Verdorbenheit der heutigen Zustände gegenüber.
Diese Waffe des Geistes ist die aufbauende Arbeit der Gemeinschaft der Liebe.
Wir kennen keine sentimentale Liebe, keine Liebe ohne die Arbeit. Wir kennen ebenso wenig eine Hingebung in praktischer Arbeit, die nicht jeden Tag die aus dem Geist
kommende seelische Fühlung unter den Arbeitenden beweist und zum Ausdruck
bringt. Die Liebe der Arbeit, die Arbeit der Liebe, ist die Sache des Geistes.
Die Liebe des Geistes ist die Arbeit.
Im Gegensatz zum jungen Marx steht für Arnold die Liebe an erster Stelle,
als Frucht der geistlichen Erneuerung. Daraus ergibt sich die Emanzipation der Arbeit.
Für beide Visionäre bedeutete diese Emanzipation jedoch, dass die Vorherrschaft
des Geldes über die zwischenmenschlichen Beziehungen durch Gütergemeinschaft
überwunden wird.
In einem Brief an seine Unterstützer erläuterte Arnold die Ziele des Neuwerks und berief sich auf das Vorbild der Gütergemeinschaft der Urgemeinde aus der Apostelgeschichte:
In innerer Selbstverständlichkeit ergab sich eine brüderliche Gütergemeinschaft, die
alles miteinander teilt, weil ein anderes Verhältnis zueinander hier nicht mehr möglich ist.
Es handelt sich um eine Gemeinwirtschaft, die nicht auf irgendwelchen Verpflichtungen oder Forderungen beruht, sond. vielmehr auf dem freien urchristlichen Geist des gemeinsamen Lebens. Nicht nur Grund und Boden ist als Gemeingut gedacht, sondern ebenso sind alle Betriebs- und Produktionsmittel, und alle sonstigen Werte Gemeineigentum.
In einer solchen „gemeinschaftlichen Wirtschaft“ verschwinden die Statusunterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Arbeit, und jede Arbeit erhält ihre volle Würde:
Der übliche Einwand gegen eine solche „Utopie“, dass keiner ohne Zwang die niedrigsten
Arbeiten in Angriff nehmen würde, beruht auf den falschen Voraussetzungen des jetzigen
entarteten Menschentums. Heute fehlt gewiss den meisten Menschen jener Geist, der uns
die geringste und äußerlichste Arbeit zu beglückender Freude macht. Und doch kennen wir
ihn alle. Wenn wir einen geliebten Menschen zu pflegen oder einfach zu versorgen haben,
verschwindet der Unterschied zwischen ehrender und erniedrigender, sauberer und
schmutziger Arbeit. Die Liebe hat ihn aufgehoben und macht uns alles gut, was wir
für den geliebten Menschen tun.
Im Laufe der 1920er Jahre, als die Sannerzer Gemeinde auf rund 70 Personen anwuchs, warfen Kritiker ihr oft vor, sich auf der Suche nach religiöser Reinheit aus der Gesellschaft zurückzuziehen. Arnold entgegnete, es gehe nicht darum, eine geistliche Elite zu sammeln. Er wehrte sich gegen die Vorstellung, Gruppen wie seine könnten sich völlig aus der
„weltweiten kapitalistischen Wirtschaft“ lösen, u. lehnte jeden Anspruch auf moralisches
Heldentum ab: „Keiner von uns glaubt, dass wir zu Besserem oder Religiöserem fähig
sind als andere Christen.“
Vielmehr wollte er ein Leben praktischer Nachfolge Christi aufbauen, das allen offen stand – obdachlosen Kriegsveteranen ebenso wie alleinerziehenden Müttern und frustrierten
Jugendlichen. Ihr Experiment würde zwar klein und unvollkommen bleiben, doch als
lebendiger Beweis dienen, dass ein anderes Leben möglich ist. „Der Glaube verlangt . . . dass wir aus Liebe alles riskieren und wagen, um neue, praktische Wege zu finden, die zur Brüderlichkeit führen, zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft, zum Teilen aller Arbeit und Güter, damit das Privateigentum und die kapitalistische Schichtung der Menschen durch Geld überwunden werden.“ Dieses gemeinschaftliche Leben, in dem
„Arbeit Liebe ist und Liebe Arbeit“, sollte ein Abbild des Neuen Jerusalem sein.
Vincent van Gogh, Acker mit pflügendem
Bauren und Mühle, Öl auf Leinwand, 1889.
Vincent van Gogh, Der Sämann,
Öl auf Leinwand, 1888.
Vincent van Gogh, Ernte in der Provence,
Öl auf Leinwand, 1888.
Geschaffen für die Arbeit
Vier Denker denken über den Zweck der Arbeit nach.
von Dorothy L. Sayers, Miroslav Volf, Leo Tolstoi und Franz von Assisi
Dorothy L. Sayers
In keinem Bereich hat die Kirche ihren Bezug zur Realität so sehr verloren wie in ihrem
Unverständnis und ihrer Missachtung der weltlichen Berufung. Sie hat zugelassen,
dass Arbeit u. Religion zu getrennten Bereichen wurden, und ist nun erstaunt, dass die
weltliche Arbeit infolgedessen rein egoistischen und destruktiven Zwecken dient und der Großteil der intelligenten Arbeitnehmer der Welt religionslos oder zumindest religiös desinteressiert geworden ist. Aber ist das wirklich verwunderlich? Wie kann jemand an einer Religion interessiert bleiben, die sich um neun Zehntel seines Lebens nicht zu kümmern scheint? Die Kirche beschränkt sich in der Regel darauf, einen intelligenten Zimmermann zu ermahnen, in seiner Freizeit nicht zu trinken und keine Randale zu machen und sonntags in die Kirche zu gehen. Was die Kirche ihm sagen sollte, ist Folgendes: Die allererste Forderung, die seine Religion an ihn stellt, ist, dass er gute Tische baut.
Dorothy L. Sayers, Letters to a Diminished Church
(W Publishing Group, 2004) 131–132. Übers. aus dem Englischen.
Leo Tolstoi
Eine andere unzweifelhafte Bedingung zum Glücke ist – Arbeit: erstens angenehme und freie Arbeit; zweitens physische Arbeit, die Appetit und festen, beruhigenden Schlaf gibt. Auch hier: ein je grösseres Glück, ihren Begriffen der Lehre der Welt nach,
die Menschen errungen haben, umso mehr entbehren sie auch diese zweite Bedingung
des Glücks. Alle Glücklichen der Welt, Würdenträger und Millionäre entbehren, Gefangenen gleich, entweder gänzlich die Arbeit und kämpfen erfolglos gegen Krankheiten, die von Mangel an physischer Anstrengung herrühren, und kämpfen noch erfolgloser gegen die sie überwältigende Langeweile (ich sage „erfolglos“, weil die Arbeit nur dann eine freudige ist, wenn sie unzweifelhaft notwendig ist; sie aber haben nichts nötig), oder sie tun eine ihnen verhasste Arbeit, wie die Banquiers, die Prokurore, Gouverneure und Minister mit ihren Frauen, die Salons einrichten und Prachtgeschirre und Putz für sich und ihre Kinder anschaffen. (Ich sage „verhasste“, weil ich noch nie unter ihnen einem Menschen begegnet bin, der seine Arbeit gepriesen und sie mindestens mit dem gleichen Vergnügen verrichtet hätte, wie mancher Hausknecht den Schnee vor dem Hause wegfegt.) Alle diese Glücklichen, entbehren entweder der Arbeit oder sind zu einer unliebsamen Arbeit gezwungen, das heißt sie befinden sich beinahe in derselben Lage wie die Galeerensträflinge.
Lew Tolstoi, Worin besteht mein Glaube?, Übers. v. Sophie Behr, (Duncker & Humblot, 1885).
Francis of Assisi
Und die Brüder, die arbeiten können, sollen arbeiten und das Handwerk ausüben, das sie verstehen, wenn es nicht gegen das Heil ihrer Seele ist und ehrbar ausgeübt werden kann. Denn der Prophet sagt: „Weil du die Mühen deiner Hände genießen wirst, bist du selig und wird es dir wohl ergehen“. Und der Apostel: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“. Und: „Ein jeder bleibe bei dem Handwerk und Dienst, in dem er berufen wurde.“
Und für die Arbeit können sie alles Notwendige annehmen außer Geld. Und wenn es
notwendig wird, mögen sie um Almosen bitten gehen wie andere Brüder. Und es soll
ihnen erlaubt sein, das für ihr Handwerk notwendige Werkzeug und Gerät zu haben.
Alle Brüder „sollen sich bemühen, mit Eifer gute Werke zu verrichten“, denn es
steht geschrieben: „Sei immer dabei, etwas Gutes zu tun, damit der Teufel dich beschäftigt finde“. Und ebenso: „Müßiggang ist der Seele Feind“. Daher müssen die Knechte Gottes
immer dem Gebete oder einer guten Beschäftigung obliegen.
Nicht bulletierte Regel, www.franciscan.ch
Der Übergangsgott von Eberhard Arnold
„Macht euch Freunde durch den ungerechten Mammon.“ (Lk 16,9). Gewinnt die Freundschaft der Herzen, indem ihr alles verschenkt, was ihr besitzen könntet! Geht den neuen Weg, den Weg der Gemeinschaft vom Geist aus! Geht hinein in die Gemeinschaft der Menschen! Sucht die Einheit, die von Gott durch die Seele hindurch bis in die materiellen Dinge hineinreicht. Weg vom Mammon, hin zu Gott!
Wirkliche Arbeit hat aber immer den Charakter von Gegenseitigkeit und Hilfeleistung. Der Gemeinschaftsgeist wird überall da vertrieben, wo Arbeit zu einer reinen Sache wird. Arbeit bedeutet dann nicht mehr Gemeinschaft, sondern ihr Gegenteil.
Brüder und Schwestern, habt die Erde lieb! Brüder und Schwestern, bleibt der Erde
treu und glaubt nicht den Verführern, die nach einem Jenseits schielen, um das Diesseits zu verdächtigen! Jesus ist der größte Freund der Erde, der im Geist des Ur-Judentums die Liebe zur Erde, die Liebe zur Scholle, die Liebe zum Land immer neu verkündet hat.
Selig sind die Friedenswirker, sie werden das Land haben.
EBERHARD ARNOLD
Das Gebet darf niemals die Arbeit im Reiche Gottes und in seiner Gemeinde verdrängen. Wenn wir Gott ernsthaft bitten, dass sein Wille auf der Erde Tat wird, dass sein Charakter in Werken offenbar wird, dass seine Herrschaft die Menschen zu Einheit, Gerechtigkeit und Liebe führen soll, so wird unser Leben Arbeit sein.
Jeder Mensch verdient eine sinnvolle Arbeit von Justin Peters
Wir lieben unsere Arbeit – und wir hassen sie. Wir brauchen unsere Arbeit um zu überleben. Aber sie erniedrigt uns und versperrt uns den Weg zum Glück. Wir kämpfen uns durch verstopfte Straßen, taktieren im Büro, schwitzen auf der Baustelle und lassen die Zeit unseres Lebens verfließen, während wir Dinge tun, die uns nicht gefallen, zu denen wir aber
gezwungen sind.
Die Organisation des Bruderhofs würde niemand bemerkenswert finden – außer dass sie widerspiegelt, dass Menschen hier mit all ihren Schwächen akzeptiert werden, in der Gewissheit, dass jeder außerhalb seiner selbst eine Kraft zum Guten finden kann, die seinem Leben einen Sinn verleiht. Die Organisation selbst erscheint eher lose und informell,
weil unser Vertrauen nicht der Organisation gilt, sondern nur dem Geist, der uns vereint.
Ich kann darauf vertrauen, dass andere eher wissen als ich, was die passendste Arbeit
für mich ist.
Arbeit hat mindestens drei Funktionen: einem Menschen die Gelegenheit zu geben, seine Fähigkeiten einzusetzen und weiter zu entwickeln, es ihm zu ermöglichen, seinen Selbstzentriertheit zu überwinden, indem er gemeinsam mit anderen eine gemeinsame Aufgabe angeht und um Güter und Dienstleistungen für eine nachhaltige Lebensweise zu schaffen. Wiederum sind die Konsequenzen, die aus dieser Sicht der Dinge folgen, nahezu endlos. … Hier geht es vor allem um Freiheit. … Das Hauptaugenmerk ist daher Einfachheit und
Gewaltlosigkeit. Aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers liegt das Wunder dieser
Lebensweise in der äußersten Rationalität ihrer Methode – verblüffend kleine Mittel
führen zu außerordentlich befriedigenden Ergebnissen.
Spiel der Zeit . . .
Dein Reich komme von Eberhard Arnold
Während notwendigste Arbeiten getan werden müssten, um der Menschheit zu helfen,
ist das alles durch die ungerechte Weltordnung verhindert und zerstört. Wir stehen mitten in einer Kulturzerstörung. Kultur ist nichts anderes als die geordnete Arbeit des Menschen an der Natur. Und diese Arbeit ist Unordnung geworden, die in ihrer Ungerechtigkeit gen
Himmel schreit.
Miteinander arbeiten
GUTES VOM GUTSHOF
Wenn du die Arbeit, die dir anvertraut wurde, wirklich annimmst, dann wirst du sie mit
deinem ganzen Herzen machen. Nicht was du machst ist wichtig, sondern wie viel Liebe,
Ehrlichkeit und Glauben du hineinsteckst. —Mutter Teresa
Arbeitsethos
Unser Glaube und unser Alltag sind nicht voneinander zu trennen. Jede Arbeit, auch die alltäglichste, ist eine Art, Gott zu preisen, wenn sie so gemacht wird, als sei es für Christus selbst, in einem Geist der Liebe und der Hingabe. Der Beweis unserer Liebe für ihn liegt in unseren Handlungen. Wir bringen allen Formen der Arbeit Respekt und Wertschätzung
entgegen, der körperlichen Arbeit des Landwirtes ebenso wie der Präzision des Handwerkers, dem Einfallsreichtum des Ingenieurs oder den Inspirationen des Künstlers.
In einer Bruderhofgemeinschaft gibt es viele unterschiedliche Berufe – Schuldirektor,
Mitarbeiter in der Wäscherei, Produkt-Designer, Informatiker – und keiner davon wird als höher angesehen als der andere. Unsere Arbeit ist nicht nur eine wirtschaftliche Leistung, sondern auch ein Dienst, den wir füreinander und für unseren Nächsten erbringen.
Keiner von uns hat eine Karriere. Wir erklären uns bereit, dort zu arbeiten, wo wir
gebraucht werden, unabhängig von unserer beruflichen Ausbildung oder unseren persönlichen Vorlieben. Unsere Berufung ist nicht eine bestimmte Tätigkeit, sondern das Leben in Gemeinschaft. Deswegen bringen wir unsere Gaben und unsere Kraft wo immer wir
können bis zum Ende unseres Lebens ein.
Pflug Magazin Nr. 2: Der gemeinsame Tisch
Das Thema des gemeinsamen Tisches findet sich auch in einem bekannten Spiritual,
wo es heißt: „I‘m gonna sit at the welcome table.“ Dieses Spiritual wurde ursprünglich
von versklavten Afroamerikanern gesungen: „Ich werde am Willkommenstisch sitzen.“
Das Lied bezieht sich auf die letzte Szene der Bibel, auf die Hochzeit des Lammes, wie
sie in der Offenbarung des Johannes beschrieben ist: Ein Fest, zu dem jede Ethnie,
jeder Stamm und jede Kultur eingeladen ist. Denjenigen, die dieses Lied komponiert
haben, muss dieser „Willkommenstisch“ wie ein ferner Traum vorgekommen sein.
Aber es war auch eine Verheißung – ein göttliches Versprechen, dass es einen Tag
der Freiheit und der freimütig miteinander geteilten Güter geben wird, eine neue Erde und eine wiederhergestellte Menschheit. Bei Lebensmitteln liegt das Symbol in der Substanz. Jede Mahlzeit, die freimütig und in radikaler Gastfreundschaft geteilt wird, ist schon jetzt ein Vorgeschmack auf das kommende Fest.
Berufung
Jeder sehnt sich nach einer sinnvollen Arbeit. Aber was verleiht einer Arbeit Sinn?
„Der Ruf“ oder „die Berufung“ ist die Antwort des protestantischen Christentums:
Jeder Mensch ist von Gott berufen, dem Gemeinwohl durch eine bestimmte Arbeit
zu dienen. Berufung kann dabei offenkundig so gut wie alles sein: Krankenschwester, Survival-Outdoor-Trainer, Kalligraph, Missionar, Aktivist, Risikokapitalanleger, Politiker, Henker … Aber wie Will Willimon in dieser Ausgabe erläutert, kennt das Neue Testament nur eine Form der Berufung: Jüngerschaft. Und Jüngerschaft bedeutet sehr wahrscheinlich eher, Vater und Mutter, Haus und Land zu verlassen, als sich mit seinem Fischer- oder Zöllner-Sein zu versöhnen.
WO DER HERR NICHT DAS HAUS BAUT,
DA ARBEITEN UMSONST, DIE DARAN BAUEN.
aus Psalm 127
Camille Pissarro: Die Ernte
Copyright Wolfgang Stadter PICUYO.DE
Vincent van Gogh – Green Wheat Fields, Auvers, 1890
SALZ UND LICHT
Was ihr für euch selbst wünscht, das erkämpft ihr euren Mitmenschen. Was ihr von den Menschen erwartet, gebt ihr euren Mitmenschen. Das ist der Weg. Umkehren muss die Menschheit. Was nützen alle ihre Religionsübungen, was nützen alle ihre Gottesdienste, welchen Sinn haben alle frommen Gesänge, wenn der Wille Gottes nicht getan wird, wenn die Hände voll Blut sind! Was bedeutet alle Gläubigkeit, wenn an den Armen Ungerechtigkeit geübt wird, so alltäglich und selbstverständlich, wie man Wasser trinkt! Was ist das Bekennen des Göttlichen, wenn sich bei dem Sterben unzähliger Kinder und Armer kein einziger Finger rührt. Alles, was ihr von den Menschen erwarten möchtet, das gebt ihr ihnen. Was ihr für euch selbst an Existenznotwendigkeiten erkämpft und erarbeitet, was ihr für euch selbst als notwendig erreichen wollt, was ihr für den wirklichen Aufbau eures eigenen Lebens zu brauchen glaubt, das erwirkt allen Menschen! Was ihr für euch wollt, das tut für alle! Die Raubtiernatur als die Natur der Tötung zeigt sich in der Begierde des Aneignens und Festhaltens. Nicht die sind die Menschen der Zukunft, die „Herr, Herr“ sagen können, sondern vielmehr nur die mit ganzem Willen Handelnden.
Nächstenliebe heißt, das Leben ganz dem Dienst hinzugeben. Dies ist das Gegenteil allen selbstsüchtigen Trachtens, einschließlich der Konzentration auf das eigene Seelenheil.
Wir leben in Gemeinschaft, weil uns die Not der gesamten Welt angeht. Ein jeder von uns erkennt seinen Anteil an der Schuld und dem Leiden der Menschheit an. Dem müssen wir mit einem der Liebe gewidmeten Leben begegnen. „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten. Der Bruderhof
Der Übergangsgott von Eberhard Arnold
Was ist Mammon?
Wir würden das Wort Gott Mammon nicht verstehen können, wenn wir nicht auch die anderen Bezeichnungen kennen würden, in denen Jesus das Wesen dieses Geistes entlarvt. Er nennt ihn den „Mörder von Anfang“ und den „Vater der Lüge“, und er bezeichnet seine Geister als die „unreinen Geister.“ (Joh 8,44, Mt 10,1). Mord ist sein Handeln, Lüge ist sein Charakter, und Unreinheit ist sein Gesicht.
Jesus spricht:„Sammelt euch kein Vermögen auf der Erde“ und „Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen, und komm, gehe den ganz anderen Weg mit mir.“ (Mt 6,19, Lk 18,22) Der Reichtum wird zum Fluch, weil er die Befreiung verhindert. Er wird zum Leid, weil er überfüllt, ohne erfüllen zu können. Privatbesitz tötet die Freundschaft und begründet die Ungerechtigkeit. „Wehe euch Reichen, wehe euch, die ihr voll seid: Selig ihr Armen.“ (Lk 6,20.24)
Deshalb müssen wir umkehren: Wir müssen durch das Weggeben des Mammon Freundschaft gewinnen und durch die Abkehr von der Ungerechtigkeit zur Gemeinschaft kommen. „Macht euch Freunde durch den ungerechten Mammon.“ (Lk 16,9). Gewinnt die Freundschaft der Herzen, indem ihr alles verschenkt, was ihr besitzen könntet! Geht den neuen Weg, den Weg der Gemeinschaft vom Geist aus! Geht hinein in die Gemeinschaft der Menschen! Sucht die Einheit, die von Gott durch die Seele hindurch bis in die materiellen Dinge hineinreicht. Weg vom Mammon, hin zu Gott!
Güter und Geld
Wenn man das Wort Mammon hört, dann denkt man zunächst einfach an Geld.
Und in der Tat ist das Geld das kennzeichnendste Symbol für den Mammonismus.
Mammon heißt zunächst Reichtum und bedeutet Wertschätzung des Geldes,
die Verdinglichung der Beziehungen der Menschen.
Alle Menschen leben in gegenseitiger Beziehung zueinander, im Geben und Nehmen, im Kommen und Gehen, in der täglichen Arbeitsgemeinschaft. Darum sind die Menschen zu einer Gemeinschaft des Fühlens und Wollens, des Wissens und Schaffens, des Glaubens und Hoffens bestimmt, zur Gemeinschaft von Herz zu Herz. Sie sind berufen zur Gemeinschaft des Lebens.
Aber das Geld ist da als die stärkste Macht der jetzigen Weltordnung, das Geld, das diese Gemeinschaft zurückdrängt und verhindert. Alles, was sonst unter den Menschen lebendiger Austausch und gegenseitige Hilfe ist, wird hier in ein Stück Münze, in ein Blatt Papier verdinglicht. Die Erfindung des Geldes an sich ist nicht das Böse, sondern die Tatsache, dass im Geist des Menschen und dadurch auch im Verkehr der Menschen untereinander dieser Staub des Geldes das Lebendige der Beziehungen verschluckt. Das ist das Böse. Dass wir finanzielle Beziehungen haben, die keine persönlichen Beziehungen mehr sind, die keine Gemeinschaft des Glaubens und des Lebens mehr sind: das ist das Satanische
am Geld. Menschen kaufen und bezahlen einander, indem Menschenkraft von Menschen bezahlt und verbraucht wird. Man nimmt Dinge in Empfang, die man bezahlt, ohne nach
den Menschen zu fragen, die sie hergestellt haben.
Im Geld, womit man bezahlt, steckt ebenfalls persönliche Arbeit, die der bezahlende Mensch geleistet hat oder die ein anderer für ihn geleistet hat, den er vielleicht wieder nicht kennt und nicht beachtet. Wirkliche Arbeit hat aber immer den Charakter von Gegenseitigkeit und Hilfeleistung. Der Gemeinschaftsgeist wird überall da vertrieben, wo Arbeit zu einer reinen Sache wird. Arbeit bedeutet dann nicht mehr Gemeinschaft, sondern ihr Gegenteil.
Ist Kommunismus die Antwort?
Aber natürlich bleibt sowohl das Geld wie die Geldlosigkeit nur ein Symbol für das
Eigentliche und Wesentliche, das hinter beiden steht. Gott Mammon ist nicht einfach
dasselbe wie Geld oder Privateigentum – obwohl der Geist das Privateigentum überwindet – und der Gott des kommenden Reiches der Liebe wird nicht einfach durch Geldlosigkeit oder Gemeinschaftseigentum gefunden, obgleich er auch das herbeiführen wird.
Es gibt nicht nur einen kapitalistischen, sondern auch einen kommunistischen Mammonismus. Marxisten der alten Schule sehen die Notwendigkeit zu essen, die Kleidung und Wohnung, alles Wirtschaftliche überhaupt, als die einzige Triebfeder der Geschichte, als die einzige Triebkraft der Menschen untereinander. In ihren Augen muss es im Kampf ums Dasein zum Klassenkampf der Besitzlosen gegen den Besitz kommen. Sie behaupten, dass unser ganzes Leben nur materiell sei, und dass es von selbst aus dem Existenzwillen, aus dem Selbsterhaltungstrieb und aus dem Fortpflanzungstrieb hervorgehe.
Eine solche Auffassung ist auch Mammonismus. Denn wenn wir alle unsere gegenseitigen Beziehungen nur auf Nahrung, Kleidung, Wohnung und Sexualität aufbauen, dann gründen wir ja diese Beziehungen wieder auf eine Verdinglichung des Geistes.
Aber trotzdem lebt in dem Protest, der vom Marxismus ausgegangen ist, eine große, tiefe Wahrheit. Denn das, was hier letzten Endes gemeint war, war nicht die wirtschaftliche Geschichtsauffassung, nicht die Philosophie des Materialismus, nicht die Idee vom Mehrwert, nicht der automatische Übergang vom Kapitalismus zur sozialistischen Staatswirtschaft und ebenso wenig die Idee der Gemeinwirtschaft als solche. Was letzten Grundes die
sozialistische Idee ins Leben gerufen hat, ist der Glaube an eine Zukunft der Gerechtigkeit, der Glaube an eine Gemeinschaft der Menschen, die sich auf alles, auch auf die materiellen Güter, erstrecken muss. Hinter diesem Materialismus steckt letztlich ein Aufstand des
Geistes im Namen der Materie, ein Generalangriff gegen den Mammonismus derjenigen
Geistigen, die vom Geist reden und das Materielle wollen.
In dieser Welt, in diesem Leben
Hier allerdings muss man das alte Missverständnis beseitigen, Jesus habe ein rein
jenseitiges Reich verkündigt, er habe gemeint, einst solle im Himmel alles gut sein,
was auf der Erde immer schlecht ist und bleibt.
Brüder und Schwestern, habt die Erde lieb! Brüder und Schwestern, bleibt der Erde treu und glaubt nicht den Verführern, die nach einem Jenseits schielen, um das Diesseits zu verdächtigen! Jesus ist der größte Freund der Erde, der im Geist des Ur-Judentums die
Liebe zur Erde, die Liebe zur Scholle, die Liebe zum Land immer neu verkündet hat.
Selig sind die Friedenswirker, sie werden das Land haben.
Erwartung und Erfüllung von Eberhard Arnold
Die frohe heilige Erwartung der kommenden Gerechtigkeit und Liebe ist schon im Laufe der Jahrtausende in allen Völkern festzustellen, oft nur als eine verborgene Sehnsucht, die auf die Einung der Menschen untereinander gerichtet ist, die zerrissen und in Uneinigkeit ihrem Verderben verfallen schienen.
Und nun ist Er gekommen in der Unscheinbarkeit der Erniedrigung, in der Armut, außerhalb der menschlichen Gesellschaft, im Futtertrog des Viehstalles. Nun ist Er gekommen, der Geringste unter den Geringen. Nun ist Er gekommen, der unter den Verbrechern hingerichtet wurde von dem moralisch und juristisch vorzüglichsten Staat, von der demagogischen Stimme der Massen. Nun war Er gekommen und ist getötet worden; denn man wollte nicht, dass dieser Zeuge lebe. So liegt in Wahrheit Leben, Sterben, Auferstehung und die Ausgießung seines Geistes in der Einung seiner Gemeinde, der Urkirche. Zu allen Zeiten hat es solche gegeben, die diesen Weg gegangen sind, auf welchem die Freude der Liebe zur völligen Armut, zu Gemeinschaft in Arbeitsgemeinschaft und völliger Lebensgemeinschaft führt. Zu allen Zeiten hat es diesen Weg und diese Erfüllung gegeben. Und auch heute ist dieser Aufruf ergangen. Nötiger als jemals brauchen wir Männer und Frauen, alte und junge Menschen, die sich zusammenschließen zu dem Weg völliger Gemeinschaft.
Aus der Dunkelheit zum Licht berufen
Die Erstürmung des Kongresses und die Folgen –
Der Weg zur Amtseinführung von Joe Biden
Seit den Anfängen der Menschheit war es allen bewusst: Was gut und edel, was
schöpferisch und Leben wirkend ist, ist auch leuchtende Wärme und glühende Helligkeit.
Lichte Wärme und Leben der Liebe gehören im Menschenbewusstsein aller Zeiten
zusammen. Licht und Schönheit sind eines. Aber nicht überall erstrahlt das Licht.
Die Sonne geht unter. Dem Tag folgt die Nacht. Der strahlend glühenden Helle, dem guten Kraftgeist des Lichtes steht im Bewusstsein aller Jahrtausende der böse und unheimliche Geist des Dunkels und der Kälte gegenüber. Was das erwachende Leben des Frühlings aufhält, ist Wintertod. Was gegen die Wärme ist, ist ertötende Kälte. Was gegen die einigende Liebe ist, bewirkt den zersetzenden Tod. Der Tod bedroht das Leben. Zwischen dem Licht und der Finsternis ist Feindschaft und Kampf bis aufs Letzte gesetzt.
Am Ende der Tage sollte das Licht über die Finsternis triumphieren. Der Endfrühling aller Welten und aller Zeiten sollte einst die gesamte jetzige Zeit als die kalte, tote und dunkle Winterszeit für immer abtun und hinwegschmelzen. In der urchristlichen Zeit schrieb
Hermas, ein Prophet der damaligen römischen Gemeinde, sein Buch vom Hirten, (siehe: „Am Anfang war die Liebe – Dokumente, Briefe & Texte der Urchristen“), in dem er diese
uralte Einsicht im urchristlichen Sinne erneuert hat. In seinem dritten Gleichnis sprach er: „Die jetzige Weltzeit ist die Zeit des Winters … Die kommende Weltzeit ist die Zeit des
Sommers.“
Die Lichtwelt des kommenden Reiches duldet keine Verdunkelung der sie erwartenden Gemeinde. Das reine Licht Gottes lässt keine Verdüsterung an seinen Leuchter herankommen. Schon der Gläubige in Israel bekannte: „Der Herr ist mein Licht“ (Ps. 27:1). Er rief zu Gott: “Lasse dein Angesicht über mir aufleuchten!“ (Ps. 31:17). Er wusste von einem
Leben vor den leuchtenden Augen Gottes. Er ließ sich von seinem Licht und seiner Wahrheit leiten und weiterführen. Er gelangte bis zu dem Zeugnis: „In deinem Licht sehen wir das Licht“ (Ps. 36:1). Dem Apostel Paulus wurde das Geheimnis anvertraut, das den Gläubigen des Alten Bundes fehlte. Ihnen fehlte das Geheimnis des in der Gemeinde lebendigen Glanzes zukünftiger Herrlichkeit, dessen innerliche Seite nichts anderes sein kann als das Licht des „Christus in euch“!
Jesus Christus, der Abglanz der strahlenden Majestät, gibt Licht für das Reich Gottes.
Er ist das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet. Sein Licht strahlt in die Finsternis aller Menschen hinein. Es bringt einen jeden zu der großen Entscheidung, die zeigen soll, ob er die Finsternis mehr liebt als das Licht oder ob er von der Finsternis zum Licht umkehren will. Wo diese Umkehr geschieht, wird der Gegensatz in den Menschen schroff herausgestellt. Vorher waren sie Finsternis in sich selbst. Nun aber werden sie Licht in Christus (Eph. 5:8).
Das Leben im Licht, Epheser 5,8-14
8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es:
Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Der kindliche Geist
von Johann Christoph Arnold
Der kindliche Geist von Johann Christoph Arnold
Da wurden Kinder zu ihm gebracht, dass er die Hände auf sie legte und betete. Die Jünger aber fuhren sie an. Doch Jesus sprach: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solchen gehört das Himmelreich (Mt. 19,13-14). Mit diesen Worten sagt uns Jesus, dass Kinder wichtig sind. Er sagt uns auch, dass sie schon zu seiner Zeit nicht erwünscht waren. Aber seine Versicherung, dass das Reich Gottes nicht uns gehört sondern ihnen, ist wichtig, denn es gibt auch heute viele, die diese Botschaft nicht hören wollen. Wir Erwachsene begreifen es oft nicht, wie nahe Kinder Gott bereits sind. Wir vergessen, dass Jesus sagt, „ihre Engel haben immer Zugang zu meinem Vater.“ „Engel“ bedeutet
„Bote“. Schutzengel sind geistige Boten – Geister, die Gott schickt, um Kinder zu beschützen und zu leiten. Anders als die Engel und anders als die Kinder – die in das Herz Gottes sehen – können wir Gott nicht sehen. Doch können wir die Kinder sehen und wir können sie in unsere Herzen aufnehmen. Und indem wir sie aufnehmen, nehmen wir Jesus selbst auf (Luk. 9,48). Wie führen wir Kinder zu Jesus? Zuallererst müssen wir selbst an ihn glauben und vertrauend zu ihm kommen. Im Neuen Testament lesen wir, wie Simeon und Hanna – zwei alte Menschen – ihr ganzes Leben lang auf den Messias gewartet hatten, den „Trost Israels“. Als Jesus geboren war, begrüßten sie das Kind mit Freude und Dankbarkeit – und Glauben. Nun konnten sie dem Tod ohne Angst entgegen sehen und im Frieden leben. Als Pastor werde ich oft gebeten, Neugeborene zu segnen, und das ist eine meiner schönsten Aufgaben. Jesus selbst sagt „Wer eines dieser Kinder in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf sondern den, der mich gesandt hat“ (Mark. 9,37). Diese Haltung aus Liebe und Glauben ist es, die den kindlichen Geist ausmacht. Jeder liebt ein kleines Baby, aber selbst Babys können sehr schnell unsere Geduld auf die Probe stellen, und viele scheinen bald eine Last zu sein,
oder sie sind uns unbequem. Aber ganz egal, welche Schwierigkeiten sie uns bereiten mögen, Kinder sind eine Gabe Gottes. Wenn wir sie so willkommen heißen, dann wird Gott uns bestimmt segnen und uns die Kraft geben, sie aufzuziehen. Das sollte für alle jungen Familien und für die, die eine Familie gründen wollen, eine Ermutigung sein. Besonders wenn wir Schwierigkeiten begegnen, wartet Gott darauf, uns zu helfen, vorausgesetzt, dass wir beten und bitten und suchen und anklopfen (Matth.7,7-11). Dann werden Türen aufgetan. Die Jünger wollten auch von Jesus lernen, aber sie waren nicht bereit, wie Kinder zu werden: sie stritten sich, wer von ihnen der Größte sei und wer im Reich Gottes der Größte sein würde. Als Antwort rief Jesus ein kleines Kind zu sich, stellte es in ihre Mitte und sagte: „Wer sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, ist der Größte im Reich der Himmel“ (Matth.18,4). Um all der Kinder willen wünschte ich, dass das Reich Gottes sehr bald
kommen möge, so dass sie alle direkt dort einziehen können.
Wer vergibt, heilt auch sich selbst
Verbitterung ist wie ein Gift, das du trinkst und dabei hoffst, es vergifte deine Feinde.
Nelson Mandela
Hoffe am fernen Strand der Rache auf eine große Umkehr der Gezeiten. Glaube, dass von hier aus ein anderes Ufer erreichbar ist. Glaube an Wunder und Genesung und an heilende Brunnen. Seamus Heaney
Gäbe es doch lediglich irgendwo da draußen böse Menschen, die heimtückisch Böses tun, und die man bloß von uns übrigen trennen und vernichten müsste! Aber in Wirklichkeit geht die Trennlinie zwischen Gut und Böse mitten durch das Herz jedes Menschen. Und wer möchte schon ein Stück seines eigenen Herzens vernichten? Alexander Solschenizyn
Einigen Dingen steht man sprachlos gegenüber – besonders den Sünden mancher Menschen – und fragt sich, ob man darauf mit Gewalt oder demütiger Liebe reagieren sollte. Entscheide dich immer für demütige Liebe. Wenn du dich ein für allemal dafür entschließt, kannst du die ganze Welt bezwingen. Liebevolle Demut ist wunderbar stark, ist das Stärk-
ste überhaupt. Nichts anderes kommt ihr gleich. Fjodor Dostojewski
Man muss, so scheint es mir, von der Tatsache ausgehen, dass es, nun ja, Unverzeihbares gibt. Ist dies nicht eigentlich das einzige, das es zu verzeihen gibt? Das einzige, das nach Verzeihung ruft? … Was wäre eine Verzeihung, die nur Verzeihbarem verziehe?
Jacques Derrida
Zwar magst Gerechtigkeit du fordern, doch bedenk, dass auf dem Wege der Gerechtigkeit keinem von uns das Heil erblüht. Sieh doch: Wir beten um Barmherzigkeit, und wenn wir darum beten, lehrt uns das, dass auch wir selbst Barmherzigkeit erweisen sollen.
William Shakespeare
Im Januar 1995 kamen meine Kinder, meine Freunde und ich und Dr. Münch mit seinen Kindern und einer Enkelin nach Auschwitz. Wir standen an den Ruinen einer der Gaskammern. Dr. Münch verlas sein Dokument und unterschrieb es. Ich verlas meine Amnestieerklärung und unterzeichnete sie. Dabei empfand ich, dass eine gewaltige Last von meinen Schultern fiel. Ich war nicht länger ein Opfer von Auschwitz. Ich war nicht mehr Gefangene meiner tragischen Vergangenheit. Ich war endlich ganz frei. Daher sage ich jedem: Vergib auch deinem schlimmsten Feind. Das heilt deine Seele und macht dich frei.
Vergeben ist ein Geschenk der Freiheit von den Schmerzen der Vergangenheit. Dementsprechend hat der Prozess viel mehr mit dem Opfer zu tun als mit dem Täter.
Zunächst vergebe ich Ihnen alles, was immer Sie getan haben, und das tue ich nur in meinem eigenen Namen. Ich bitte Sie zudem, sich selbst alles Schlimme zu vergeben, das Sie getan haben, denn solange Sie noch mit sich selbst hadern und alle Ihre Energie auf das Schlechte konzentrieren, das Sie getan haben, können Sie sich nicht auf gute Gedanken und Taten konzentrieren. Sie können nicht nach zwei Seiten gleichzeitig gehen. Wenn Sie es doch versuchen, dann sind Sie nicht glücklich und können kein guter Mensch werden. Zweitens bitte ich Sie, Hitler alles Schlechte zu vergeben, das er Ihnen angetan hat, alles Schlimme, das er nach Deutschland gebracht hat, und alles Leid, das er Deutschland und dem deutschen Volk zugefügt hat. Wenn Sie Hitler und sich selbst vergeben, sollten gleichzeitig Sie und jeder Deutsche, ja jedes Wesen im Universum stillschweigend geloben: »Ich will nie mehr zulassen, dass etwas derart Böses an die Macht kommt, und ich will gegen
alles Böse aufstehen, wo immer es geschieht.«
Es ist meine Aufgabe, Ihre Aufgabe, die Aufgabe jedes Menschen, unseren Kindern und Enkeln beizubringen, gegen alles Böse aufzustehen, wo immer es geschieht. Und falls es uns nicht gelingt, es zu verhindern, dann sollten wir ihnen beibringen, wie man durch Vergebung heilen und denen vergeben kann, die das Böse begehen. Vergeben bedeutet Kraft schöpfen, bedeutet Freiwerden von der Vergangenheit, und es bedeutet Heilung. Sie bedürfen der Heilung, Deutschland bedarf der Heilung, die ganze Welt bedarf der Heilung. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie sich selbst heilen, und setzen Sie die Energie, die Sie bisher darauf verwendet haben, sich schuldig zu fühlen, dafür ein, sich selbst durch
Vergeben zu heilen und der Welt beizubringen, wie man heilt.
Karla Faye Tucker: Forevermore Interview #1
Forevermore – Karla Faye Tucker (HD) (Full Movie)
Karla selbst war von Rons Einstellung ihr gegenüber völlig verblüfft. Kurz vor ihrer Hinrichtung sagte sie zu einem holländischen Fernsehteam, das sie interviewte: »Es ist unglaublich. Nur zum Staunen. Vergeben ist das eine. Aber noch weiter gehen und mich mögen – aktiv mich lieben …?« Wenn schon, dann fiel es ihr leichter, die Tausende von Texanern zu verstehen, die ihren Tod wollten: Ich kann ihre Wut verstehen. Wer müsste da keine Wut haben? Das ist Ausdruck ihrer Verletzung und ihrer Schmerzen. Und ich weiß, dass viele meinen, ich hätte keine Vergebung verdient. Aber wer verdient sich die schon? Mir ist ein neues Leben geschenkt worden und die Hoffnung – die Verheißung –, dass dies nicht die letzte Wirklichkeit ist. Karla ging tapfer in den Tod. Lächelnd machte sie ihre letzte Aussage: »Mir tut alles so leid … Ich hoffe, Gott schenkt euch allen durch das hier den Frieden« – und sie summte vor sich hin, als sie auf die Bahre geschnallt wurde und die tödlichen Chemikalien gespritzt bekam. Ron ist überzeugt davon, dass es nutzlos war, sie hinzurichten: Es bringt einfach grundsätzlich nichts Gutes, wenn man jemanden tötet. Das macht unsere Straßen nicht sicherer. Damit vermehrt man bloß die Zahl der Opfer. Gewiss, mir fehlt meine Schwester. Aber mir fehlt auch Karla.
Es kann unendlich viel schlimmer sein, wenn man sich weigert, jemandem zu vergeben, als wenn man jemanden umbringt. Letzteres mag im Affekt geschehen; das erstere dagegen ist eine kalte und bewusste Entscheidung des Herzens. George MacDonald
Wer liebt, ist grundsätzlich verwundbar. Der einzige Ort außerhalb des Himmels, wo man vor allen Gefahren und Störungen der Liebe vollkommen sicher sein kann, ist die Hölle.
C. S. Lewis
Oft werde ich gefragt, welchen Rat ich Ehepaaren geben kann, in deren Beziehung es kriselt. Ich sage dann immer: Betet und vergebt einander. Und zu jungen Menschen aus gewalttätigen Elternhäusern sage ich: Betet und vergebt. Und sogar zur alleinerziehenden Mutter ohne Unterstützung durch eine Familie sage ich: Bete und vergib. Mutter Teresa
Es ist ein befreiendes Gefühl, wenn wir uns dessen bewusst werden, dass wir nicht zwangsläufig Opfer unserer Vergangenheit sind, sondern es lernen können, anders zu reagieren. Aber es gibt einen Schritt, der noch weiter als diese Erkenntnis führt … Das ist der Schritt der Vergebung. Vergebung ist praktizierte Liebe unter Menschen, die nicht genug lieben. Sie macht uns frei, ohne etwas als Gegenleistung zu verlangen. Henri J.M. Nouwen
Es ist nicht richtig, wenn man versucht, alles Leid zu vermeiden. Genausowenig ist es richtig, es stoisch zu ertragen. Leid kann genutzt werden, es kann positiv verwandelt werden. Was ein Leben glücklich oder unglücklich macht, hängt nicht von den äußeren Umständen ab, sondern von unserer inneren Einstellung. Eberhard Arnold
Wenn uns nicht vergeben würde, wenn wir nicht befreit würden von den Konsequenzen dessen, was wir getan haben, dann wäre unser Handlungsspielraum sozusagen auf eine einzige Tat beschränkt, von der wir uns nie erholen würden; wir blieben für immer Opfer der Konsequenzen dieser Tat, wie der Zauberlehrling, der den Zauberspruch nicht kannte, mit dem er den Bann brechen konnte. Hannah Arendt
Im Bekenntnis konkreter Sünden stirbt der alte Mensch unter Schmerzen einen schmachvollen Tod vor den Augen des Bruders. Weil diese Demütigung so schwer ist, meinen wir immer wieder, der Beichte vor dem Bruder ausweichen zu können … [Doch] in dem tiefen geistig-leiblichen Schmerz der Demütigung vor dem Bruder erfahren wir … unsere Rettung und Seligkeit! Dietrich Bonhoeffer
Da trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wenn mein Bruder sich gegen mich verfehlt, wie oft muss ich ihm vergeben? Bis zu siebenmal? Jesus antwortete ihm: Ich sage dir: nicht bis zu siebenmal, sondern bis zu siebenundsiebzigmal. Matthäus 18,21–22
Die dienende Liebe ist im Vergleich mit der Liebe unserer Träume etwas Herbes und Mühsames. Die Liebe, von der wir träumen, ist auf rasches Handeln vor den Augen aller anderen aus. Die Menschen geben ihr Leben bereitwillig hin, sofern nur die Tortur nicht zu lange dauert … und wenn alle zusehen und Beifall klatschen. Aber zur aktiven Liebe gehören
Anstrengung und Standhaftigkeit. Fjodor Dostojewski
Der suchende Gott
von Clemens Brentano
Gnade bedeutet, dass
das Brot des Lebens die Hungrigen sucht,
das lebendige Wasser die Dürstenden sucht,
die Wahrheit den Lügner sucht,
das Licht die Finsternis sucht,
das Leben die Toten sucht,
und das alles in der Person Jesu Christi,
der gekommen ist,
zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.
Bruderhof
Innenland
Die Ersten Christen
Die Revolution Gottes
Eberhard Arnold Revolution Gottes
God’s Revolution – Online Christian Library
Friede und Gerechtigkeit von Arnold, Kierkegaard, Hilty u. a.
Gegen Blut und Gewalt Ein Artikel aus dem Jahr 1921
Verlag Christusbruderschaft
The Prayer God Answers
Salz und Licht Über die Bergpredigt
Eberhard Arnold – Selected Writings
Eberhard Arnold Why we live in community.pdf
Big and Small Obstacles to Living in Community
The Economy of the Early Church
Keine Gemeinschaft ohne Arbeit
BRUDERHOF LEBEN IN GEMEINSCHAFT
What is the Bruderhof? A look inside…
Friedrich Muck-Lamberty und die Neue Schar
Leben im Licht Über Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Liebe
Das Wächteramt des Friedens von Thomas Nauerth
Eine andere Lebenseinstellung von Harro Preiss
Ein zweischneidiges Schwert von Henri J. Nouwen
Amerika Zuerst? Nicht So Schnell!
Der am Kreuz ist meine Liebe
Der am Kreuz ist meine Liebe Der Jünger Weg
Er ist nicht hier
Zuschauer auf der Brücke
Der suchende Gott